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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
4. August 1917

Das "Correspondenzblatt" veröffentlicht einen Artikel "Drei Jahre Weltkrieg":
"Drei volle Jahre tobt nunmehr der gewaltigste und blutigste Krieg, den die Welt je erlebte. Ungeheure Werte der geistigen wie der materiellen Kultur wurden durch ihn vernichtet. Elend und Trauer zogen in Millionen Familien aller Länder ein. Aber trotz aller Leiden, welche die Kriegsfurie der Welt auferlegt, sind die Aussichten auf eine baldige Beendigung des blutigen Ringens immer noch gering. Die ungeheuren Gegensätze der kapitalistischen Wirtschaftsordnung fanden auch durch den dreijährigen Weltkrieg keine Überbrückung, der vielmehr bewiesen hat, daß die Lösung solcher Gegensätze auf militärischem Wege kaum mehr möglich ist.
Die Erkenntnis dieser Tatsache hat sich, darüber kann kein Zweifel mehr bestehen, in Deutschland zuerst durchgesetzt und sie ist hier in hervorragendem Maße der sozialistischen Arbeiterbewegung zu verdanken, die seit Kriegsbeginn wie vor dem Kriege unermüdlich ihren Kampf gegen die imperialistischen Kräfte des Kapitalismus fortführte. Die deutsche Arbeiterklasse hat in diesem Kriege ihrer Pflicht gemäß zu ihrem Vaterlande gehalten und mit den Angehörigen der anderen Volksklassen Blut und Leben für ihr Land hingegeben. Aber sie hat zu gleicher Zeit ihre Forderung mit größter Entschlossenheit verfochten, daß der Krieg zur Verteidigung Deutschlands zu führen ist und nicht zur Unterjochung anderer Völker. Dieser Gedanke wurzelt heute im deutschen Volke tiefer denn je und die deutsche Regierung hat während der Kriegsjahre wiederholt ihm Rechnung getragen. ...
Das dritte Kriegsjahr hat nun freilich ernstere Bemühungen um den Frieden auch bei den anderen Kriegführenden gezeitigt. Den Freiheitskämpfern in Rußland kommt das Verdienst zu, den Stein ins Rollen gebracht zu haben. ...
Wir treten in das vierte Kriegsjahr mit dem vollen Bewußtsein ein, daß es unserem Volke, insbesondere der Arbeiterklasse, neue und schwere Opfer auferlegen wird. Und wir werden, wie zuvor, stets darauf bedacht sein, alle Bestrebungen nach einem ehrenvollen Frieden zu unterstützen, der kein Volk vergewaltigt."



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