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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
23. April 1917

Die Generalkommission stellt an die Zentralvorstände in einem Rundschreiben zu den Streiks fest:
"Der Versuch der Arbeitsgemeinschaft, eine große Streikbewegung auf politischer Grundlage ins Leben zu rufen, ist zunächst gescheitert. Arbeitsgemeinschaft und Spartakusgruppe betreiben indessen eine intensive Agitation und versuchen fortgesetzt, neue Ausstände für politische Forderungen hervorzurufen. Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß eine solche Taktik weder den Interessen der deutschen Arbeiter noch denen des deutschen Volkes dient. Der Friede, den zu erreichen die deutsche Reichsregierung sich fortgesetzt die größte Mühe gibt, wird nicht herbeigeführt, wenn im feindlichen Ausland der Eindruck erweckt wird, daß Deutschland, von inneren Wirren erschüttert, vor dem Zusammenbruch stehe.
Deutschland ist nicht Rußland. Die Revolutionsspielereien der Arbeitsgemeinschaft und Spartakusgruppe gefährden lediglich die deutsche Arbeiterbewegung, insbesondere unsere gewerkschaftlichen Organisationen, und die Verteidigungskraft des Landes. Es ist uns bisher gelungen, die maßgebenden Stellen davon abzuhalten, scharfe Maßregeln zu ergreifen. Gelingt es der Arbeitsgemeinschaft weiterhin, wilde politische Streiks zu entfesseln, dann werden solche Maßnahmen allerdings unausbleiblich sein. Die Lahmlegung jeder gewerkschaftlichen Tätigkeit und eine schwere Schädigung unserer gewerkschaftlichen Organisationen sind die Folge, ohne daß auf der andern Seite politische Erfolge nach den Wünschen der Arbeitsgemeinschaft zu erzielen sein würden. Es ist vielmehr zu befürchten, daß die Reaktionäre die Oberhand bekommen und die in sicherer Aussicht stehenden politischen Reformen gefährdet werden.
Die gewerkschaftlichen Organisationen haben also das größte Interesse daran, der Agitation der Arbeitsgemeinschaft und der Spartakusgruppe entschiedensten Widerstand entgegenzustellen. Es muß unter allen Umständen verhindert werden, daß jene Kreise die gewerkschaftlichen- und Betriebsversammlungen zur Agitation für ihre Ziele benutzen. Die gewerkschaftlichen Veranstaltungen müssen lediglich gewerkschaftlichen Zwecken dienen."



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