Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Das "Correspondenzblatt" schreibt in seinem "Rückblick auf das Jahr 1916":
Stichtag:
6. Januar 1917
"Doch ist die Lage für die Angehörigen der Mittelmächte nicht schlimmer geworden, denn die Fronten in Westen und Osten haben sich bewährt, die Massenangriffe der Gegner haben sich in ungeheuren Opfern verblutet, und der lang vorbereitete Ueberfall Rumäniens auf Oesterreich-Ungarn hat zu raschem Zusammenbruch und Unschädlichmachung dieses zehnten Gegners geführt. ... Damit steht das große Friedenssehnen nicht im Widerspruch, das die Besten aller Völker von Tag zu Tag immer mächtiger erfaßt und dem Deutschland durch sein Friedensangebot vom 12. Dezember 1916 Ausdruck gab. Nicht Kriegsmüdigkeit im Sinne der Unfähigkeit zu längerem Widerstand sprach daraus, sondern das Bewußtsein der Unbesiegbarkeit, gepaart mit der Erkenntnis, daß es genug sei der gegenseitigen Vernichtung und daß eine längere Dauer des Krieges an diesem Stand der Dinge nichts ändern könne. Es offenbarte zugleich, daß Deutschland in Wahrheit nur für die Verteidigung seiner Grenzen zu den Waffen gegriffen hat und sich noch heute in der Abwehr befindet, daß die Vertreter annexionistischer Kriegsziele im gegnerischen Lager stehen. Wäre es ihnen lediglich um die Räumung besetzter Gebiete zu tun, so brauchten sie den Friedensverhandlungen nicht auszuweichen. Aber ihre Kriegsziele sind auf die Eroberung fremder Gebietsteile gerichtet, und da ihre Waffen hierfür seither nicht erfolgreich waren, so wollen sie den Krieg fortsetzen bis zur Erschöpfung. Erschöpfen wollen sie das deutsche Volk und seine Verbündeten, das aber dank seiner hochentwickelten Kriegswirtschaft diesen Angriffen widerstanden hat und auch ferner widerstehen wird."