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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
29. Juli 1916

In einem Artikel "An der Wende des zweiten Kriegsjahres" heißt es im "Correspondenzblatt":
"Wir haben das Vertrauen zu unseren Fronten in Ost und West, daß sie dichthalten und die Heimat vor den Kriegsgreueln schützen. Und wir sind uns bewußt, daß wir unseren Brüdern im feldgrauen Waffenrock heißen Dank schulden für die Einsetzung ihres Lebens, dafür, daß wir uns heute, nach zwei Jahren des Weltkrieges, noch frei und sicher bewegen können und nicht gleich anderen Völkern unter der harten Kriegsnot zusammengebrochen sind. Wir danken es ihnen dadurch, daß wir ihnen ihre harte Pflicht erleichtern und erträglicher machen, daß wir uns ihrer daheimgebliebenen Familien in liebevoller Fürsorge annehmen, ...
Auch wir Daheimgebliebenen haben Pflichten zu erfüllen... Wir haben uns am Anfange des Krieges gelobt, einmütig auszuharren, bis unsere Truppen siegreich zurückkehren. Noch ist der Krieg nicht beendet, aber von der großen Einigkeit ist nicht viel geblieben. Das Wort vom Burgfrieden ist schon beinahe verpönt. Man streitet sich über das Durchhalten oder um die Friedenspflicht, man rauft sich um die Kriegs- oder Friedensziele, man klagt sich gegenseitig des Eigennutzes an. ... Man zankt sich über alles und ist nur darin einig, daß es nicht so ist, wie es sein sollte. ... Und doch sollte heute die Einmütigkeit notwendiger sein als am Anfange des Krieges... Heute noch wie vor zwei Jahren ist dieser Krieg für uns im wesentlichen ein Verteidigungskrieg... Deshalb ist der Burgfrieden heute noch das gleiche Zwangsgebot wie vor zwei Jahren und er sollte von allen als oberste Pflicht anerkannt und auch befolgt werden.
Wir haben ferner die Pflicht, vereint die Kriegspläne der Gegner, die Deutschlands Waffenerfolge durch wirtschaftlichen Druck und Lebensmittelblockade illusorisch machen wollen, zu vereiteln. ... Die Gewerkschaften haben ein Lebensinteresse an einer starken Arbeiterpartei, die auch ihre Forderungen zur Geltung bringt. Sie werden getreu den Mannheimer Beschlüssen dem Parteivorstand zur Seite stehen und alles unterstützen, um die Partei aus dem gefährlichen Strudel der Leidenschaften herauszubringen. Sie könnten nur mit größtem Bedauern zugeben, daß die Partei sich durch Zersplitterung jedes politischen Einflusses beraubt."



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