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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
10. Mai 1914

Auf einer von 5.000 Personen, darunter die meisten führenden Sozialpolitiker und Sozialrefomer, christliche und liberale Gewerkschafter besuchten öffentlichen Kundgebung der Gesellschaft für soziale Reform für die Fortsetzung der Sozialreform hält Francke, 2. Vorsitzender der Gesellschaft, das Hauptreferat. Francke kritisiert zwar die Ziele und politischen Methoden der Sozialdemokratie, er sieht diese Veranstaltungen vor allem aber als Gegenkundgebung zum Kartell der schaffenden Stände, das glaube, nun sei die Zeit gekommen, "wo die Herrschaft des Unternehmers im Arbeitsvertrag als roche de bronce stabilisiert und die Knechtung der Arbeiterbewegung erreicht werden könne".
Er verwirft den Ruf nach Arbeitswilligenschutz als das "nackte Streben nach einer Zertrümmerung der Gewerkschaften". "Dies Unrecht brennt allen Arbeitnehmern ohne Unterschied der Richtung in tiefster Seele, weckt ihre heiße Empörung, schürt das fast schon im Erlöschen begriffene Feuer des Radikalismus. Will man denn auch die reichs- und kaisertreue Arbeiterschaft gewaltsam in den Widerstand gegen den Staat drängen?"
Francke verlangt - unter Zustimmung der Teilnehmer - die Senkung des Rentenalters auf 65 Jahre, die Behebung der Wohnungsnot, eine Arbeitslosenversicherung im Rahmen einer umfassenden Arbeitsmarktpolitik, ein Reichseinigungsamt, ein tarifpartnerschaftliches Arbeitsrecht, die Sicherung des Koalitions- und Vereinsrechts und ein unbehindertes Streikrecht.
Die Generalkommission ist durch R. Schmidt vertreten.
Am 23. Mai äußert das "Correspondenzblatt", "das Ergebnis wird auch unsererseits viel Zustimmung finden müssen. Es ist erfreulich, daß an der meisten Hetze gegen das Koalitionsrecht und der harten einseitigen Verfolgung der Gewerkschaften sich eine Anzahl Männer aus bürgerlichen Kreisen finden, die so viel Objektivität besitzen, daß sie das Unrecht, das der Arbeiterbewegung zugeführt wird, erkennen und fernab von dem Treiben der Scharfmacher und anderer kapitalistischer Interessenten ein Rechtsempfinden zum Ausdruck bringen, das gegen die Vergewaltigung der Arbeiterorganisationen sich auflehnt. Wir begrüßen es, wenn von jener Seite die tendenziöse und gehässige Art, in der die Gewerkschaftsbewegung verfolgt wird, zurückgewiesen wird."



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net edition fes-library | 1999