Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Auf der internationalen Konferenz der Buchbinderverbände in Brüssel wird festgestellt, daß in allen Ländern die Frauenarbeit im Buchbindergewerbe verbreitet ist und von den Unternehmern dazu benutzt wird, die Löhne der männlichen Arbeiter zu drücken. Dieser schädlichen Tendenz könne nicht anders als durch eine Abgrenzung der Männer- und Frauenarbeit begegnet werden. Mit dem Schlagwort: "Für gleiche Arbeit gleicher Lohn!" komme man nicht weit; denn es sei ganz ausgeschlossen, in bezug auf Zeitlöhne, selbst bei gleichen Arbeiten, dieselben Löhne für Männer und Frauen in absehbarer Zeit durchzusetzen. Damit sei aber den Unternehmern die Möglichkeit gegeben, die Stücklohntarife der männlichen Arbeiter illusorisch zu machen, wenn nicht eine Abgrenzung vorgenommen würde.
Stichtag:
24./26. Juni 1913
Die Konferenz beschließt daher einstimmig folgende Resolution:
"Die Konferenz beauftragt das I.B.S. [Internationales Berufssekretariat], zu versuchen, eine Verständigung unter den angeschlossenen Verbänden darüber herbeizuführen, was als Männer- und Frauenarbeit zu betrachten ist.
Sollte diese Verständigung perfekt werden, so wollen sich die angeschlossenen Verbände mit dem I.B.S. weiter darüber verständigen, in welcher Weise die Abgrenzung der Männer- und Frauenarbeit in allen Ländern möglichst einheitlich durchgeführt werden kann."