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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Ende 1910

Der Generalkommission sind 53 Gewerkschaften mit rund 2.128.000 Mitgliedern, davon rund 170.030 weiblichen, angeschlossen.
Die größten Gewerkschaften sind die der Metallarbeiter mit rund 464.000, die der Maurer mit rund 170.000, die der Fabrikarbeiter mit rund 167.000, die der Holzarbeiter mit rund 165.000, die der Transportarbeiter mit rund 153.000 und die der Bergarbeiter mit rund 124.000 Mitgliedern.
Diese sechs Verbände vereinigen über 60% aller Gewerkschaftsmitglieder. Noch immer ist es für die Gewerkschaften schwierig, in Großbetrieben Mitglieder zu organisieren. Von den 70.000 Arbeitern bei Krupp in Essen sind nur 4,3% organisiert. Bei den Badischen Anilin- und Soda-Werken in Ludwigshafen sind drei Viertel der Belegschaft Mitglied des "gelben" Werkvereins.
Die kleinsten Gewerkschaften sind die der Notenstecher mit 426, die der Xylographen mit 460, die der Isolierer und Steinholzleger mit 800 und die der Blumenarbeiter mit 922 Mitgliedern.
Von ihren Einnahmen geben die Gewerkschaften 1910 rund 13% für die Kranken-, rund 8% für die Arbeitslosen- und 3% für die Streikunterstützungen, für Unterstützungen insgesamt rund 60% aus.

Im Bereich der Generalkommission bestehen 684 Gewerkschaftskartelle, in 25 Orten Arbeiterinnen-Agitationskommissionen.
In 139 Orten sind Beschwerdekommissionen für Gewerbeinspektionssachen, in 48 Orten Kommissionen zur Bekämpfung des Kost- und Logiswesens und in 228 Orten Bauarbeiterschutzkommissionen tätig.
Gewerkschaftshäuser gibt es in 53 Orten. Herbergen in eigener Regie werden von 28 Kartellen unterhalten.
Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine haben 171 Ortsverbände, die christlichen Gewerkschaften 158 Ortskartelle.

Dem Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften sind 22 Gewerkschaften mit zusammen rund 295.000 Mitgliedern, davon rund 22.000 weiblichen, angeschlossen.
Die stärksten Gewerkschaften sind die der Bergarbeiter mit 82.850, die der Textilarbeiter mit 40.300 und die der Bauarbeiter mit 35.650 Mitgliedern.
Die kleinsten Gewerkschaften sind die der Gärtner mit 770, die der Krankenpfleger mit 1.380 und die des graphischen Zentralverbandes mit 1.530 Mitgliedern.
Von den Ausgaben entfallen rund 22% auf die Streik- und rund 12% auf die Krankenunterstützungen. Für fast 50.000 Mitglieder der christlichen Gewerkschaften sind Tarifverträge abgeschlossen.
Dem Zentralrat der Gewerkvereine sind 23 Gewerkvereine mit zusammen rund 123.000 Mitglieder angeschlossen.
Die größten Gewerkvereine sind die der Maschinenbau- und Metallarbeiter mit rund 40.600, die der Kaufleute mit 18.600 und die der Fabrik- und Handarbeiter mit rund 17.000 Mitgliedern.
Die kleinsten Gewerkvereine sind die der Reepschläger mit 35, die der Küfer mit 52 und die der Wäger mit 54 Mitgliedern.
Die Gewerkvereine gaben 1910 rund 30% für die Kranken-, rund 9% für die Streik- und rund 8% für die Arbeitslosenunterstützung aus.

Die Generalkommission registriert für 1910 9.690 Lohnbewegungen, davon 33% mit Streiks und Aussperrungen.
Insgesamt waren rund 1.025.500 Personen beteiligt.
Von den Arbeitskämpfen waren 43,3% Angriffs-, 26,3% Abwehrstreiks und 30,4% Aussperrungen.
Von den Angriffsstreiks endeten 58,6%, von den Abwehrstreiks 62,1%, von den Aussperrungen 31,1% erfolgreich.

Innerhalb des Metallarbeiterverbandes haben die Kupferschmiede und Feilenhauer den höchsten Organisationsgrad - zwei handwerklich geprägte Berufe -, die Hüttenarbeiter aller Art, eine Arbeitergruppe mit sehr unterschiedlicher beruflicher Herkunft, rangieren am unteren Ende der Tabelle.
Ähnlich sind die Verhältnisse im Holzarbeiterverband, in dem die gelernten Berufe der Bau- und Möbeltischler den größten Organisationsanteil stellen.

Die "Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände" zählt 42 Mitgliedsverbände, die rund 6.600 Unternehmer mit 1 Million Beschäftigten vertreten, der "Verein deutscher Arbeitgeberverbände" 53 Verbände, rund 50.000 Unternehmer mit rund 1,6 Millionen Beschäftigten.

Nach einer Umfrage des Centralverbandes Deutscher Industrieller besteht vor allem bei Textilindustriellen, Werftbesitzern, den Berg- und Hüttengesellschaften, den Zuckerfabrikanten der größte Widerstand gegen eine regelmäßige Feriengewährung. Als Gründe werden die sowieso schon "hohe sozialpolitische Belastung" der Betriebe, die Einklagbarkeit bei einer eventuellen Gewährung eines Rechts auf Urlaub, die einer Lohnerhöhung gleichkommende Lohnfortzahlung während des Urlaubs, die Schwierigkeiten der Beschaffung geeigneter Ersatzleute für die beurlaubten Arbeiter usw. genannt.

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net edition fes-library | 1999