Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Ein Interview Wilhelm II. mit dem "Daily Telegraph" wird veröffentlicht. Es löst eine heftige Staatskrise aus. Selbst von konservativer Seite wird Kritik am "persönlichen Regiment" des deutschen Kaisers geübt. Der "Verein deutscher Arbeitgeberverbände" beschließt ein sozialpolitisches Programm, in dem er u.a. eine Vereinheitlichung der Arbeiterversicherung ablehnt, paritätische Arbeitskammern verwirft; die Arbeitgeber brauchen sie nicht. Will man den Arbeitern auch eine gesetzliche Interessenvertretung geben, so möge man Arbeiterkammern errichten.
Stichtag:
29. Oktober 1908
Arbeitsnachweise müssen im Interesse der vaterländischen Gewerbetätigkeit in den Händen der Arbeitgeber liegen. Das System der paritätischen und öffentlichen (kommunalen) Arbeitsnachweise ist ebenfalls zu verwerfen.
Tarifverträge sind für die Entwicklung der Industrie im allgemeinen verderblich und im speziellen für solche Industrien, die für den Weltmarkt arbeiten, schon darum undurchführbar, weil sie den Export unmöglich machen würden. Wo trotzdem eine Einigung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern hinsichtlich des Abschlusses von Tarifverträgen erfolgt, muß sie unter allen Umständen den Charakter einer freiwilligen Vereinbarung tragen, wie denn gegen jeden direkten oder indirekten Zwang zum Abschluß von Tarifverträgen grundsätzlich entschieden Verwahrung einzulegen ist.