Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Der Ausschuß der evangelischen Arbeitervereine beschließt in Eisenach:
Stichtag:
5. Oktober 1905
"Die Förderung der nationalen Gewerkschaftssache ist Ehrenpflicht der evangelischen Arbeitervereine. Wir lehnen es grundsätzlich und unbeugsam ab, den Beitritt unserer Mitglieder zu solchen Gewerkschaftsorganisationen zu empfehlen, die auf dem Boden des Klassenkampfes stehen. Wir lassen den einzelnen Verbänden und Vereinen Freiheit, ihre Mitglieder entweder den christlichen, oder auch andern, von der Sozialdemokratie nicht abhängigen und der Pflege der christlich-nationalen Ideen Freiheit lassenden Organisationen zuzuführen."
Trotz dieser Erklärung ist die Haltung der evangelischen Arbeitervereine gegenüber den verschiedenen Gewerkschaftsrichtungen sehr unterschiedlich. Eine Mitgliedschaft im "Reichsverband gegen die Sozialdemokratie" lehnt der Gesamtverband ab.
Der Verband hat mehrfach Verkürzungen der Frauenarbeit auf zehn Stunden, die Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren und die gesetzliche Regelung der Heimarbeit gefordert, hat sich auch mit der Arbeitslosenversicherung und der Wohnungsfrage eingehend beschäftigt und ist in einer Denkschrift für die Schaffung von Arbeitskammern eingetreten. Die wirtschaftlichen Leistungen beschränken sich auf die in den meisten Vereinen bestehenden Unterstützungs- und Sterbekassen.