Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Alle Brauereiverträge, die in diesem Jahr in Thüringen abgeschlossen worden waren, enthalten Urlaubsbestimmungen. Der Generalkommission gehören 63 Verbände mit rund 887.700 Mitgliedern, davon 40.670 weiblichen, an. Seit 1895 haben vor allem die Gewerkschaften des Handels- und Transportgewerbes, der Bergarbeiter, der Metallindustrie und des Baugewerbes überdurchschnittlich viele Mitglieder gewonnen. Es bestehen 413 Gewerkschaftskartelle. Weibliche Vertrauenspersonen gibt es in 26 Kartellen. Von 43 Kartellen werden Arbeitslosenzählungen vorgenommen. Der Gesamtverband der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine umfaßt 19 Gewerkvereine mit 110.215 Mitgliedern. Von den in der Metallverarbeitung und Maschinenindustrie hauptberuflich beschäftigten Frauen sind 3,9% im Metallarbeiterverband organisiert; die Zahl erhöht sich bis 1913 auf 23,8%. Der Organisationsgrad der Männer verbessert sich im gleichen Zeitraum von 7,1% auf 28,0%. Dem Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften sind 20 Verbände mit 91.440 Mitgliedern angeschlossen. Die Generalkommission registriert 1903 1.200 Streiks und 82 Aussperrungen (davon 4 Maiaussperrungen). Die gewerblichen Berufsgenossenschaften melden für dieses Jahr 4.720 tödliche Arbeitsunfälle, davon 1.166 im Bergbau und 979 im Baugewerbe.
Stichtag:
Ende 1903
In Lokalverbänden werden weitere rund 17.580 Mitglieder gezählt.
Die größten Verbände sind die der Metallarbeiter mit 160.135 (29,9%), die der Maurer mit 101.150 (42,63%), die der Holzarbeiter mit 79.730 (25,55%), die der Bergarbeiter mit 60.130 (16,05%) und die der Textilarbeiter mit 54.560 (9,12%), davon 12.040 weiblichen, Mitgliedern.
Die kleinsten Gewerkschaften sind die der Masseure mit 260, die der Blumen- und Federarbeiter mit 300 (2,89%), die der Formstecher mit 320, die der Notenstecher mit 330 und die der Büroangestellten mit 380 Mitgliedern.
Von den Einnahmen gaben die Verbände rund 38% für Streik-, rund 12% für Arbeitslosen-, rund 6% für die Krankenunterstützungen und rund 5% für die Verbandsorgane an.
Für die Verwaltungen gaben die Verbände 3,5% ihrer Einnahmen aus.
Die höchsten Organisationsgrade haben die Buchdrucker mit 87,1%, die Bildhauer mit 66,1%, die Glaser mit 53,6% und die Gemeindebetriebsarbeiter mit 51,5%. Die Gastwirtsgehilfen haben einen Organisationsgrad von 1,1%, die Gärtner von 1,2% und die Handlungsgehilfen und Lagerhalter von 1,3%.
Einen geringen Organisationsgrad weisen auch die Bauarbeiter mit 6,9% und der Fabrikarbeiterverband mit 10,5% auf.
Nur bei den Schuhmachern übertrifft der Organisationsgrad der weiblichen Berufsangehörigen (29,9%) den der männlichen Kollegen (23,0%) deshalb, weil die weiblichen Berufsangehörigen ausschließlich in Schuhfabriken tätig sind, in denen sie leichter organisiert werden können als die zahlreichen männlichen Schuhmachergesellen in den kleinen Handwerksbetrieben. Einen recht hohen Organisationsanteil von Arbeiterinnen haben außerdem die Gemeindearbeiter (29,2%), die Buchdruckereihilfsarbeiter (22,9%) und die Metallarbeiter (21,4%), ferner der Buchbinderverband (27,3%).
Gewerkschaftshäuser gibt es in 24 Orten. Einen Versammlungssaal unterhalten 80, ein Lesezimmer 80, eine zentrale Herberge 21 und eine Herberge beim Gastwirt 177 Kartelle.
Bauarbeiterschutz-Kommissionen sind bei 133 Kartellen vorhanden.
In Deutschland gibt es 37 Arbeitersekretariate.
Die größten Gewerkvereine sind der der Maschinenbauer und Metallarbeiter mit 43.020, der der Fabrik- und Handarbeiter mit 22.020 und der der Kaufleute mit 10.700 Mitgliedern.
Die kleinsten Gewerkvereine sind die der Vergolder mit 14, die der Reepschläger mit 42 und die der Schiffszimmerer mit 200 Mitgliedern. Der Gewerkverein der Frauen hat 940 Mitglieder. Von den Einnahmen gaben die Gewerkvereine rund 37% für Arbeitslosenunterstützung, Aussperrungen und Streiks, rund 18% für die Verwaltungen und die Ortsvereine und rund 14% für die Zeitungen aus.
Bei den Buchbindern stellen 1903 die Frauen bereits 31% der Verbandsmitglieder. Dieser Anteil erhöht sich bis 1913 auf 49,1%.
Die größten sind der der Bergarbeiter mit 40.830, der der Textilarbeiter mit 16.620 und der der Metallarbeiter mit rund 9.500 Mitgliedern.
Die kleinsten Verbände sind der der Bäcker mit 160, der der Krankenpfleger mit 190 und der des Arbeiterschutzes in Freiburg mit 230 Mitgliedern.
Daneben bestehen mehrere unabhängige christliche Verbände mit rund 101.180 Mitgliedern, so der Verband der Eisenbahnhandwerker mit 48.110 Mitgliedern.
An den Streiks waren 75.830, an den Aussperrungen 45.760 Personen beteiligt. 597 Streiks waren Angriffsstreiks, davon verliefen 281 (46,6%) erfolgreich, 154 (25,5%) teilweise erfolgreich und 148 (24,5%) erfolglos. 6 Streiks sind noch nicht beendet. Beteiligt waren 53.760 Personen, darunter 2.840 weibliche.
Seit 1890 waren 49,7% aller Streiks Angriffsstreiks, davon waren 46,5% erfolgreich, teilweise erfolgreich 28,0% und erfolglos 19,5%.
582 (53%) der Streiks waren Abwehrstreiks und Aussperrungen, davon waren 342 (50,4%) erfolgreich, 12,5% teilweise erfolgreich und 31,1% erfolglos.
50,3% aller Arbeitskämpfe seit 1890 waren Abwehrstreiks, davon waren 42,2% erfolgreich, 15,3% teilweise erfolgreich und 31,1% erfolglos.
15 Streiks und 30 Aussperrungen sind Ende 1903 nicht beendet.
Beteiligt an diesen Arbeitskämpfen waren 67.830 Personen, darunter 9.870 weibliche.
net edition
fes-library | 1999