Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Generalversammlung des Metallarbeiterverbandes in Berlin erklärt den Abschluß der Tarifgemeinschaften und korporativen Arbeitsverträgen mit den Unternehmern im Interesse der Mitglieder, wie auch aller übrigen Metallarbeiter für zweckmäßig und wünschenswert.
Stichtag:
1./6. Juni 1903
In allen Betrieben, wo drei fünftel der beschäftigten Arbeiter voll berechtigte Mitglieder des DMV sind, sind diese verpflichtet, durch geheime Abstimmung einen Beschluß über die Arbeitsruhe am 1. Mai herbeizuführen. Entscheidet sich die Majorität für Arbeitsruhe, so hat sich die Minorität diesem Beschluß zu fügen. Ein Beschluß darf in keiner allgemeinen Versammlung gefaßt werden. Aussperrungen, Maßregelungen und Entlassungen wegen der Arbeitsruhe am 1. Mai dürfen nicht mit Forderungen der Metallarbeiter beantwortet werden.
Anstelle des bisherigen Zwecks des Verbandes "möglichste Beschränkung der Arbeitszeit und der Akkordarbeit, Beseitigung der Überstunden- und Sonntagsarbeit" tritt nun die Formulierung "Regelung der Arbeitszeit und der Entlohnung durch kollektive Arbeitsverträge".
Der Vorstand ist berechtigt, bei außerordentlichen Anlässen einen Extrabeitrag zu beschließen. Die Generalversammlung lehnt sowohl eine eigene Pensionskasse für die Gewerkschaftsangestellten des DMV als auch einen Anschluß an die Unterstützungsvereinigung der Generalkommission ab.
In Berufen, wo die Arbeiter noch zur Selbstgestellung des Werkzeuges verpflichtet werden, soll eine Kampagne gegen diesen Mißstand entfaltet werden.
In der Begründung für die Einführung einer Krankenunterstützung erklärt A. Schlicke, man habe "einsehen gelernt, daß es für eine gewerkschaftliche Organisation nicht darauf ankommen kann, durch den Kampf die Gegensätze zu verschärfen, zur Erbitterung zu reizen, sondern daß der Hauptzweck der gewerkschaftlichen Organisation ein rein materieller ist, bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu erkämpfen."