Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
In mehreren deutschen Städten - Berlin, Breslau, Dresden, Erfurt, Halle, Hamburg, Stettin - beginnen - vorwiegend in der Hausindustrie beschäftigte und gewerkschaftlich unorganisierte - Konfektionsarbeiter und -arbeiterinnen einen Streik gegen die miserablen Arbeitsbedingungen, dem sich rund 20.000 Beschäftigte anschließen. Die Streikenden fordern u.a.:
Stichtag:
11./21. Februar 1896
- Anerkennung von Lohntarifen,
- Errichtung von Betriebswerkstätten,
- Einsetzung einer Kommission, bestehend zu gleichen Teilen aus Geschäftsinhabern oder deren Vertretern und aus Schneidern zur Austragung etwaiger Streitigkeiten,
- anständige, menschenwürdige Behandlung; rohe Redensarten oder gar Handgreiflichkeiten müssen unterbleiben,
- mindestens wöchentliche Lohnzahlung am Schluß jeder Woche,
- Anerkennung der Arbeitsnachweise in Händen der Arbeiter.
Der Streik wird auch von Kreisen des Bürgertums materiell unterstützt.
Der vom Einigungsamt des Gewerbegerichts ausgehandelte Kompromiß führt zwar zur Beendigung des Streiks, die Unternehmer weigern sich jedoch, alle Ergebnisse der Verhandlungen zu praktizieren; nur zu einer Lohnerhöhung sind die Unternehmer bereit.
Dieser Arbeitskampf wird indessen zum Ausgangspunkt einer Heimarbeiterschutzbewegung.