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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
6./12. August 1893

Der Internationale Sozialistische Arbeiterkongreß in Zürich beschließt, nur noch solche Gewerkschaften, sozialistische Parteien und Vereine zuzulassen, die die "Notwendigkeit der Arbeiterorganisationen und der politischen Aktion anerkennen". Zur Abwehr der Anarchisten empfiehlt der Kongreß den Arbeiterorganisationen, die parlamentarischen Einrichtungen für den Kampf um die politische Macht auszunützen.
Über die Stellung der Sozialisten zum Krieg kommt es zu lebhaften Diskussionen. Der Vorschlag, jede Kriegserklärung mit einem allgemeinen Streik zu beantworten, wird abgelehnt.
In weiteren Resolutionen verweist der Kongreß auf die Notwendigkeit, für das allgemeine Wahlrecht, den 8stündigen Arbeitstag, den Schutz der Arbeiterinnen einzutreten und die Landarbeiter zu organisieren.
Der Kongreß stimmt mit einer Mehrheit von 12 gegen 6 Stimmen - u.a. der deutschen Delegation - einer Resolution zu, mit der die Brüsseler Gewerkschaftsresolution bestätigt wird, aber die "Obliegenheit" der Arbeiterklasse auf gewerkschaftlichem Gebiet darauf beschränkt, "Berufsvereine zu bilden, um ihre Berufsinteressen zu verteidigen, ihre Löhne zu schützen und der kapitalistischen Ausbeutung Widerstand leisten zu können". Am Schluß der Resolution wird gefordert, "die Arbeiter aller Organisationen ohne Unterschied der Rasse und der Berufe zu einer kompakten Masse zu gruppieren, um für die politische Tätigkeit, im Kampfe gegen den Kapitalismus, eine genügende Macht zu besitzen, um die vollständige Emanzipation des Proletariats zu sichern".
Die deutsche Delegation wendet sich gegen eine unbedingte Verpflichtung zur Arbeitsruhe am 1. Mai.
Doch der Kongreß beschließt gegen die deutschen Stimmen: die Sozialdemokratie eines jeden Landes hat die Pflicht, die Durchführung der Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und jeden Versuch zu unterstützen, der in dieser Richtung an einzelnen Orten oder von einzelnen Organisationen unternommen wird.

Während des Zürcher Kongresses wird die Errichtung einer Reihe internationaler Sekretariate beschlossen.
Die Metallarbeiter gründen ein "Internationales Informationsbüro" mit Sitz in Winterthur und ab 1896 in Sheffield.
Die Schuhmacher bilden ein internationales Schuhmachersekretariat. Da es keine nennenswerten Initiativen entwickelte, wird es 1900 wieder aufgelöst.
Auch die Holzarbeiter eröffnen ein internationales Büro.
Die Textilarbeiter, die Hutmacher, die Schneider führen internationale Kongresse durch.



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