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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
13. Februar 1892

Das "Correspondenzblatt" schreibt über die Verkürzung der Arbeitszeit: "Die theure menschliche Arbeit ist durch die Maschine ersetzt. Ein solcher Ersatz kann nur als ein Segen für die Menschheit betrachtet werden. Dieser Ersatz der menschlichen Arbeitskraft wird aber zum Fluch für die am meisten Betheiligten, für die Arbeiter selbst, wenn dadurch jenes Heer der Arbeitslosen geschaffen wird, welches unbedingt dazu dienen muß, die allgemeine Lebenshaltung der Arbeiterklasse zu verschlechtern. Wenn mit diesem Ersatz der Arbeitsleistung des Menschen durch die Maschine nicht gleichzeitig eine Entlastung der thätigen Arbeiter eintritt, so kann man nicht davon sprechen, daß die Anwendung der Maschine in der Industrie der Arbeiterklasse zum Segen gereicht. Aufgabe dieser ist es nun, ihrerseits eine Regelung in diesem Verhältnis herbeizuführen um mit der höheren industriellen Leistungsfähigkeit eines Volkes nicht gleichzeitig dessen Ruin, sondern dessen größeren Wohlstand herbeizuführen. Nicht etwa Vergrößerung des Nationalvermögens, das in den Händen einzelner Kapitalisten sich befindet, sondern Erhöhung des Einkommens jedes Einzelnen und größere Entlastung bei der Ausübung der Arbeit, das ist unter Volkswohlstand zu verstehen. Die Erfahrung hat wohl gelehrt, daß das Kapital bei der erfolgten Verkürzung der Arbeitszeit eine Verbesserung der technischen Einrichtung eintreten läßt und so wiederum den Überschuß an Arbeitskräften erzeugt. Diese Thatsache ist aber unter keinen Umständen ein Grund, diesen Kampf um den Normalarbeitstag überhaupt zu unterlassen."


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net edition fes-library | 1999