Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
An die Adresse des Volksvereins richtet die "Kölnische Volkszeitung" die Frage, was geschehen könne, "um dem sozialdemokratischen Einfluß in den Gewerkvereinen ein Gegengewicht zu bieten"; denn - so lautet die zugrunde liegende Ansicht - "das beste Mittel, der an sich berechtigten Gewerkschaftsbewegung ihren sozialdemokratischen Charakter zu nehmen, ist eben, daß die nichtsozialdemokratischen Arbeiter an derselben sich beteiligen". Eine Versammlung der Nürnberger Gewerkschafter beschließt, den Gewerkschaftskongreß zu ersuchen, den von der Generalkommission ausgearbeiteten Organisationsentwurf abzulehnen und den Arbeitern zu empfehlen, sich nicht nach Berufen, sondern nach Industrien zu organisieren. Die Grundlage der einzelnen Organisationen soll die Zentralvereinigung einer bestimmten Industriegruppe von Arbeitern nebst Hilfsarbeitern bilden, in der Weise, daß z.B. alle Metallarbeiter, Holzarbeiter, Bauhandwerker etc. je eine einzige in Sektionen gegliederte unter einer Leitung stehende Organisation bilden. Bei der Wahl der Zentralverwaltung soll darauf Rücksicht genommen werden, daß womöglich alle der Organisation angehörigen Berufe in dieser Körperschaft Vertretung finden. Zur Wahrung der Interessen der Mitglieder ernennt jede Organisation eine Zeitung als Publikationsorgan, deren Redakteur auf der Generalversammlung nach demselben Modus gewählt wird wie der Zentralvorstand.
Stichtag:
20. Dezember 1891
Bei der Ausführung dieses Vorhabens ist man indes nicht sonderlich aktiv. Solange die Gewerkschaftsbewegung zu stagnieren scheint, fürchtet man auch nicht ihre starke sozialdemokratische Prägung.