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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
7. November 1891 / 16. Januar 1892

Rund 9.000 Buchdrucker, fast ein Drittel der gesamten Arbeiterschaft des Gewerbes, streiken in 118 Orten um die Einführung des neunstündigen Arbeitstages und um mehr Lohn. Der Streik geht verloren. Die Unternehmer können zahlreiche Arbeitswillige heranziehen und werden von der gesamten Unternehmerschaft unterstützt, die grundsätzlich den Neunstundentag verhindern wollen. Die Streikkosten belaufen sich auf 2,5 Millionen Mark, die weitgehend durch Spenden aufgebracht werden, da die Polizei die Streikkasse beschlagnahmt hat. Die Polizei verbietet zudem, Extrabeiträge zu erheben sowie Streikunterstützung aus Vereinsmitteln zu zahlen. Dabei ist die Buchdruckergewerkschaft zu dieser Zeit die organisatorisch und finanziell stärkste Gewerkschaft. Der Streik führt zur zeitweiligen Auflösung der Tarifgemeinschaft, zu heftigen inneren Auseinandersetzungen und zu einer Radikalisierung der Buchdrucker. Gerade dieser Streik trägt auch zu einem Pessimismus gegenüber der Gewerkschaftsarbeit bei, der auch in einem Teil der sozialdemokratischen Presse vertreten wird. Die politische Situation wird durch die infolge von Mißernten herrschende Lebensmittelnot verstärkt. In dieser Zeit befestigt sich auch bei führenden Sozialdemokraten die Auffassung, daß Gewerkschaften außerstande sind, die Lage der Arbeiter mit Erfolg zu verbessern, daß das Hauptgewicht auf die politische Agitation der Arbeiterklasse gelegt werden muß.


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net edition fes-library | 1999