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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
16./22. August 1891

Der 2. Internationale Arbeiterkongreß in Brüssel stimmt mit Mehrheit der Resolution der deutschen Delegation zu, die die Notwendigkeit betont, gewerkschaftliche Massenorganisationen zu schaffen, um für das Koalitionsrecht der Arbeiter zu kämpfen und die internationale Solidarität durch gegenseitige moralische und materielle Unterstützung zu stärken.
Der Kongreß bestätigt den Beschluß von Paris (1889) über die Arbeitsgesetzgebung. "In Erwägung, daß die Stück- und Akkordarbeit immer mehr in der Groß- und Kleinindustrie sich einbürgert, daß diese Form der Lohnzahlung die Ausbeutung der Arbeiterkräfte und damit die Armut und das Elend der Arbeiter immer mehr vergrößert und den Arbeiter immer mehr zur Maschine macht, daß durch die Konkurrenz, die unter diesem System die Arbeiter sich gegenseitig machen, dasselbe dazu dient, daß bei der Berechnung der Stück- und Akkordlöhne Leistungen der besten Arbeiter zur Grundlage der Berechnung genommen werden; in Erwägung endlich, daß dieses System eine beständige Ursache zu Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Unternehmern und zwischen den Arbeitern selbst wird und namentlich auch in der Hausindustrie sich stetig verallgemeinert, ist der Kongreß der Ansicht, daß dieses fluchwürdige System intensivster Ausbeutung eine notwendige Folge der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist und erst mit der Beseitigung derselben aufhören wird; daß es aber nichtsdestoweniger Pflicht der Arbeiterorganisationen aller Länder ist, mit allen ihnen zu Gebote stehenden und ihnen gutdünkenden Mitteln für die möglichste Beseitigung desselben zu wirken."
Der 1. Mai ist ein gemeinsamer Festtag der Arbeiter aller Länder, an denen die Arbeiter die Gemeinsamkeit ihrer Forderungen und ihre Solidarität bekunden sollen. Dieser Festtag soll ein Ruhetag sein, so weit das durch die Zustände in den einzelnen Ländern nicht unmöglich gemacht wird.
Die Delegierten unterstützen die Forderung nach Gleichstellung der Frauen auf politischem und zivilrechtlichem Gebiet.
Die Arbeiter werden aufgefordert, die sozialistische Partei als die einzig wirkliche Friedenspartei zu unterstützen und überall gegen den Militarismus zu protestieren. Ein Antrag von anarchistischer Seite, im Falle eines Krieges einen Generalstreik auszurufen, wird abgelehnt.

Während des Internationalen Sozialistenkongresses wird das "Internationale Sekretariat der Holzarbeiter" mit Sitz in Brüssel, seit 1893 in Stuttgart, gegründet, das jedoch zunächst wenig Unterstützung findet.


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