Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Ein Tabakarbeiterkongreß in Erfurt fordert vom Reichstag ein gänzliches Verbot der Arbeit von Kindern unter 14 Jahren in der Tabakindustrie, er setzt sich für einen strengen Jugendschutz ein und verlangt vom Bundesrat die gesetzliche Einführung eines zehnstündigen Maximalarbeitstages, sowie das gänzliche Verbot der Sonntagsarbeit. Er spricht sich gegen jede indirekte Besteuerung der Verbrauchsartikel, insbesondere gegen jede weitere Erhöhung der Steuern und Zölle auf Tabak aus. Ebenso erklärt er sich entschieden gegen die Einführung eines Tabakmonopols, da dasselbe gleichbedeutend wäre mit der völligen Vernichtung eines der größten und lebensfähigsten Industriezweiges und die unbedingte materielle und politische Abhängigkeit großer Bevölkerungsgruppen von der Regierung in sich schließen würde.
Stichtag:
22./27. April 1889
Der Kongreß hält "ein gesetzliches Verbot oder auch nur eine Einschränkung der Frauenarbeit, soweit nicht eine solche nötig erscheint in Bezug auf den der verheirateten Frau zur Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten notwendigen Schutz wie in Bezug auf diejenigen Beschäftigungen, welche der körperlichen Beschaffenheit der Frau widersprechen, nicht nur für vollständig unwirksam, sondern auch für eine nicht zu rechtfertigende Beeinträchtigung der auch von den Frauen zu beanpruchenden wirtschaftlichen Bewegungsfreiheit". Der Kongreß erklärt die politische und wirtschaftliche Gleichstellung der Frau mit dem Mann und fordert zur Erreichung dieses Ziele zunächst das unbeschränkte Koalitionsrecht auch für die Frauen und die Beseitigung aller dasselbe beschränkenden Gesetze und Verordnungen.