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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
11./25. Juni 1885

"Der Sozialdemokrat" veröffentlicht eine Artikelfolge von W. Liebknecht über die "Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiter", in der die Gewerkschaftsbewegung als "ein unentbehrlicher Faktor im Emanzipationskampf des Proletariats" bezeichnet wird. "Die Gewerkschaft sucht nach Kräften als Wahrerin der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Interessen ihrer Angehörigen aufzutreten." Wenn jedoch "selbst die Macht der bestorganisierten Gewerkschaften die allgemeinen Gesetze der wirtschaftlichen Entwicklung nicht aufzuheben vermag", so könne sie "bis zu einem gewissen Grade wenigstens ihre Wirkungen modifizieren. ... Die Arbeitsgesetzgebung macht die Gewerkschaftsbewegung keineswegs überflüssig, sie wird unter den heutigen Verhältnissen immer nur ergänzend nachhinken." Darüber hinaus wird die Bedeutung der gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtungen, des Rechtsschutzes und der fachlichen Fortbildung der Arbeiter hervorgehoben. "Eine wohlgeregelte Unterstützungskasse z.B. ist gewiß von größtem Wert für die Arbeiter, aber sobald sie anfängt, als der wesentliche, ausschließliche Zweck der Organisation betrachtet zu werden, hört diese auf, Kampfesorganisation für die Emanzipation der Arbeiter zu sein ... Und so ist es mit jedem anderen Punkte des gewerkschaftlichen Programms. Wird er zum ausschließlichen Zweck der Organisation erhoben, dann ist dieselbe verdammt, sich resultatlos im ewigen Kreise zu drehen. Denn wenn die gewerkschaftliche Organisation vieles kann, so kann sie doch die Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung nicht aufheben, solange sie die Basis derselben, das Produktionssystem, unberührt läßt." W. Liebknecht betont, "in der Hebung des Klassenbewußtseins der Arbeiter ist einer der größten, wenn nicht der größte Vorzug der Gewerkschaftsbewegung zu erblicken".
Über die gegenseitige Bedingtheit von Partei und Gewerkschaften heißt es: "Wo der feste Stamm wohlorganisierter Gewerkschaften fehlt, da sehen wir blutige Kämpfe resultatlos sich abspielen, wo der Gewerkschaftsbewegung keine energische, vorwärtstreibende Arbeiterpartei zur Seite steht, finden wir Verknöcherung, Versteinerung, Unfähigkeit zur Aktion. Nur wo beide Zweige der Arbeiterbewegung harmonisch zusammenwirken, kann dieselbe als gesund bezeichnet werden."



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net edition fes-library | 1999