Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Auf einem Kongreß von 20 Lokalorganisationen der Buchbinder in Offenbach a. Main wird der "Unterstützungsverband der Buchbinder, Portefeuiller-, Album-, Etuis-, Kartonnagenarbeiter, Linierer usw. und deren Hilfsarbeiter" gegründet.
Stichtag:
4./6. April 1885
Damit gehören die Buchbinder zu den ersten gewerkschaftlichen Organisationen, die die Begrenzung auf gelernte Gehilfen überwinden. Die gewerkschaftlichen Ziele, wie Regelung der Arbeitszeit und des Arbeitslohnes, Beseitigung der Stückarbeit (Akkordarbeit) und die Regelung des Lehrlingswesens werden aus politischen Gründen im § 1 "Zweck des Verbandes" erst an vierter und fünfter Stelle aufgeführt.
Dem Zentralvorstand werden sehr viele Rechte eingeräumt, vor allem das alleinige Recht zur Genehmigung von Arbeitsniederlegungen. Im Statut wird die Unterstützung arbeitsloser Mitglieder als Verbandsziel festgelegt. Das wird allerdings erst 1893 verwirklicht.
Sitz wird Stuttgart, Verbandsorgan die in Berlin seit Herbst 1884 erscheinende "Allgemeine deutsche Buchbinderzeitung". 1889 umfaßt der Verband 46 Lokalorganisationen mit etwa 2.000 Mitgliedern.
Trotz aller Vorsicht beanstandet der Berliner Polizeipräsident die Statuten. Die Bestimmungen über die Reise-, Arbeitslosen- und Gemaßregeltenunterstützungen seien mit dem preußischen Vereinsgesetz in Einklang zu bringen.
Daraufhin treffen sich die Delegierten am 25. Dezember zu einem außerordentlichen Verbandstag um die Statuten dahingehend abzuändern, daß alle Unterstützungen zu einem freiwilligen Geschenk erklärt werden, auf das kein Rechtsanspruch bestehe.