Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Der Reichstag berät den Entwurf des "Gesetzes zur Abwehr sozialdemokratischer Ausschreitungen". Das Ausnahmegesetz wird mit 251 gegen 57 Stimmen abgelehnt. Nur die beiden konservativen Fraktionen und drei nationalliberale Professoren, darunter der Historiker H. v. Treitschke, sprechen sich dafür aus. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion erklärt: "Der Versuch, die Tat eines Wahnsinnigen, noch ehe die gerichtliche Untersuchung abgeschlossen ist, zur Ausführung eines lange vorbereiteten Reaktionsstreiches zu benutzen und die >moralische Urheberschaft< des noch unerwiesenen Mordattentates auf den deutschen Kaiser einer Partei aufzuwälzen, welche den Mord in jeder Form verurteilt und die wirtschaftliche und politische Entwicklung als von dem Willen einzelner Personen ganz unabhängig auffaßt, richtet sich selbst ... vollständig in den Augen jedes vorurteilslosen Menschen ..." Es sei mit der Würde der Sozialdemokraten nicht vereinbar, an der Debatte über das Gesetz teilzunehmen.
Stichtag:
23./24. Mai 1878