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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
26. Januar 1878

Das Gewerkschaftsblatt "Pionier" veröffentlicht eine von A. Geib zusammengestellte Statistik, nach der 25 gewerkschaftliche Zentralverbände und fünf Lokalverbände bestehen, die in etwa 1.300 Orten mehr als 49.000 Mitglieder zählen. Von diesen 25 Verbänden gewähren alle Streik-, 17 eine Reise-, 5 eine Invaliditäts-, 3 eine Arbeitslosenunterstützung, 9 Verbände haben eine Kranken-, 8 eine Sterbeversicherung.
Daneben hat der Hutmacherverband, der zu den leistungsfähigsten Gewerkschaften gehört, eine Reise- und Krankenunterstützung, der Handschuhmacherverband eine Kranken- und Sterbekasse.
Beide Verbände sind in der Geib´schen Statistik nicht enthalten, da sie selbst keine Angaben zur Verfügung stellten.
16 der 25 Verbände haben eigene Hilfskassen eingerichtet, die hauptsächlich als Krankenversicherungen tätig sind.
In seinem Kommentar zu der von ihm zusammengestellten Übersicht äußert A. Geib die Hoffnung, daß die Gewerkschaften ihre Hilfskassen "mit etwas Geschick und Ausdauer zu Säulen der Gewerkschaftsbewegung" ausbauen könnten, weil nicht allein das Klasseninteresse, sondern vor allem materielle Erwartungen die Arbeiter an die Gewerkschaften bänden. Besonders eindringlich empfiehlt A. Geib die Ausweitung der Reiseunterstützung: "Erhöhen die Gewerkschaften hier ihre Leistungsfähigkeit, werden sie ihre Organisation entschieden beleben. Der Arbeiter muß eben fühlen, daß seine Verbindung überall hinter ihm steht, erst dann wird sie ihm als ein Stück seiner Existenz ans Herz wachsen."
A. Geib bedauert, daß es in den folgenden Gewerben keine der Sozialdemokratie nahestehenden Gewerkschaften gibt: Papierfabrikation, Talg- und Seifensiedereien, Mühlen, Bäckereien, Mälzereien, Brauereien und Bremereien, Barbiergeschäften, Geschäften der Dachdecker und Schornsteinfeger, Kunst- und Handelsgärtnereien, Schlächtereien. Was aber überhaupt fehlt, d.h. am meisten vermißt wird, ist eine starke Organisation unter den Fabrikarbeitern einer- und den Landarbeitern andererseits.



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net edition fes-library | 1999