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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Sommer 1875

I. Auer wendet sich in einem Artikel im "Volksstaat" gegen das "Fernhalten der Politik" aus den Gewerkschaften. Er stellt fest, daß eine Person, Gesellschaft, Partei oder Klasse politisch tätig ist, wenn sie ihre Interessen dadurch wahre, daß sie Einfluß auf die Leitung und Gesetzgebung des Staates zu erringen suche.
Nun untersage die Konferenzresolution den Gewerkschaften rundweg jede politische Tätigkeit.
Sie haben sich also ferner jeder Einwirkung auf die Leitung, Gesetzgebung des Staates zum Zwecke der Wahrung der Interessen des vierten Standes zu enthalten. Ja, sie dürfen in ihren Versammlungen nicht einmal Fragen erörtern, Vorträge halten, welche von Staatseinrichtungen und deren etwaiger Änderung handeln. Die Gewerkschaften haben also ferner nicht in Sachen der Fabrikgesetze, des Normalarbeitstages und dergleichen auf die Gesetzgebung durch Petitionen und energische Willensäußerung einzuwirken? Dies gehört jedoch zweifellos zur Aufgabe der Gewerkschaften. Indem die Gewerkschaften bestrebt sind, die Arbeiter auf sozialem Gebiet zu stärken, treiben sie schon Politik. I. Auer meint dann, in Gotha wäre richtiger folgendes beschlossen worden: "Es ist Pflicht der Gewerksgenossen, den unmittelbaren Anschluß, wohl gar das Unterordnen der Gewerkschaftsbewegung unter die rein politische Parteiorganisation zu verhindern, dagegen durch politische und sonstige Vorträge innerhalb der Gewerkschaften den Arbeiter in jeder Beziehung aufzuklären, durch alle gesetzlich erlaubten Mittel alle in der heutigen Gesellschaftsorganisation für den Arbeiterstand irgend erreichbare materielle Vorteile zu erstreben und den Arbeiter dadurch körperlich und geistig zu kräftigen und kampffähig zu machen. Ferner ist es heiligste Pflicht jedes von der Idee des Sozialismus überzeugten Gewerksgenossen, sich der sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands anzuschließen."



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net edition fes-library | 1999