Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Auf einem Fabrikantentag in Leipzig wird beklagt, daß die Arbeiter durch ihre Verbände in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten sind und tun müssen, was Unbekannte, die Verbände leitende Personen, befehlen. Der Fabrikantentag beschließt: von der Auffassung ausgehend, daß die Unterstützungseinrichtungen die Arbeiter in die Gewerkschaften zögen, eine Eingabe an das Bundeskanzleramt zu richten, worin die zwangsweisen Kranken- und Sterbekassen auch auf die Altersversorgung und Invalidität der Arbeiter ausgedehnt werden sollen. Die Kassen sollen im ganzen Bundesgebiet eingeführt werden und Freizügigkeit darin bestehen, d.h. die in der einen Kasse erworbenen Rechte sollten beim Eintritt in eine andere dort wieder aufleben. Die Gemeinden, die Unternehmer und die Arbeiter sollen zur Beitragsleistung verpflichtet sein. Als Grund für den Vorschlag wird angegeben: "Der Arbeiter greift jetzt schon voreilig zur Selbsthilfe, indem er Versprechungen für Kassen obiger Art ohne eingehende Prüfung adoptiert, die ihm von Leuten gemacht werden, die seine wahren Interessen nicht verstehen."
Stichtag:
April 1870