Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Bischof W. E. v. Ketteler hält in Offenbach eine Rede, in der er seine Vorstellungen erneut erläutert, die seither als die "Magna Charta der christlichen Arbeiterbewegung" gelten. Die Frage, ob sich die katholischen Arbeiter an dem Zusammenschluß der Arbeiter zur Vertretung ihrer Interessen beteiligen sollen, wird von W. E. v. Ketteler eindeutig bejaht. Folgende Hauptforderungen finden seine uneingeschränkte Zustimmung:
Stichtag:
25. Juli 1869
Eine dem wahren Wert der Arbeit entsprechende Erhöhung des Arbeitslohnes;
die Verkürzung der Arbeitszeit für gesundheitliche, geistige und religiöse Bedürfnisse;
die Gewährung von Ruhetagen, insbesondere die unbedingte Einhaltung der Sonntagsruhe;
ferner Arbeiterschutzmaßnahmen, das Verbot der Fabrikarbeit für schulpflichtige Kinder und Frauen und vor allem überparteiliche Gewerkschaftsorganisationen als Berufsverbände des Arbeiterstandes mit gesetzlich festgelegten Aufgaben und Rechten.
Noch im gleichen Jahr referiert W. E. v. Ketteler auf der Fuldaer Bischofskonferenz über die Arbeiterfrage, indem er einen detaillierten Katalog der sozialen Hilfsmaßnahmen des Staates und der Kirche, ein erstes umfassendes sozialpolitisches Programm, aufstellt.