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1. Ausgewählte Kurzbiographien

Adler, Victor, geb. 24. 6. 1852 in Prag, gest. 11. 11. 1918 in Wien. Medizinstudium, Arzt, Journalist, gründete 1886 in Wien die „Gleichheit", danach die „Arbeiter-Zeitung". Mitbegründer und führendes Mitglied der österreichischen Sozialdemokratischen Partei, gehörte später zum gemäßigten Flügel der ÖSP und der II. Internationale. 1905 Mitglied des Niederösterreichischen Landtages und des Parlaments. 1918 Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung und Staatssekretär des Äußeren, propagierte dabei den Anschluß an das Deutsche Reich (W.J. 1918, Nr. 844; SPD-Protokollnotizen 1887, S. 171; ÖBL 1957, S. 5f.).

Agster, Alfred Emil Oskar, geb. 12. 4. 1858 in Ilsfeld (Württemberg), Selbstmord 10. 1. 1904 in Degerloch. Gelernter Apotheker, Arbeitersekretär in Stuttgart, 1890 bis 1895 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", danach weiter journalistisch für diese Zeitung tätig, MdR 1898 bis 1903. Am Lebensende morphiumabhängig (Keil 1947, S. 154; Sperlich 1983, S. 150; Rieber 1984, S. 821; MdR 1965, S. 252).

Der Alte ® Wilhelm Liebknecht

Audorf, Jakob (der Ältere), geb. 20. 12. 1807 und gest. 30. 8. 1891 in Hamburg. Michaeliskirchenschule, Haartuchweber, führte in Hamburg ein kleines Geschäft. Rettungsarbeiten beim Hamburger Brand 1843, Mitglied im ‘Verein gegen das Branntweintrinken’. 1848 Demokrat, Mitglied in der Hamburger ‘Konstituante’. Bekanntschaft mit Wilhelm Weitling. 1863 Mitglied im ADAV, später in der SDAP. Die Beerdigung ‘gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Hamburger Arbeiterbevölkerung. Mehr als zehntausend Menschen mit vielen Fahnen und Kränzen folgten am 2. 9. seinem Sarge’ (W.J. 1891, Nr. 136, S. 1110f.).

Audorf, Jakob (der Jüngere) Friedrich Theodor, geb. 1. 8. 1835 und gest. 20. 6. 1898 in Hamburg. Maschinenbauer, ‘politischer Dichter’ („Arbeiter-Marseillaise" 1864), Teilnehmer am Gründungskongreß des ADAV, Vorstandsmitglied und Bevollmächtigter des ADAV für Hamburg. 1865 – 1875 in Rußland, 1875 – 1877 Redaktionsmitglied des „Hamburg-Altonaer Volksblattes", ausgewiesen aus Hamburg Juli 1881, Ausweisung aufgehoben Ende 1882. Ab April 1888 Redakteur am „Hamburger Echo" (Biogr. Lexikon 1970; Thümmler 1979, S. 172).

Auer, Ignatz (auch Ignaz), geb. 19. 4. 1846 in Dommelstadt bei Passau, gest. 10. 4. 1907 in Berlin. Sattler, Mitglied und Agitator der SDAP, Sekretär der Partei in Hamburg und später der vereinigten SAPD. 1873 bis 1874 beim „Dresdner Volksboten" als Journalist und Expedient, 1876 Redakteur des HAV, Ende 1877 in Berlin, Leiter der Assoziationsdruckerei und bei der „Berliner Freien Presse" tätig, verantwortlich für das Nachfolgeblatt „Berliner Nachrichten". 1878 ausgewiesen und nach Hamburg gegangen, auch von dort (1880) ausgewiesen, mit der Parteileitung nach Harburg. Am 23. Juni 1881 nach Schwerin, dort bis 1886, Möbelhändler. Verurteilt in Freiberg 1886, dann in München, Redakteur u.a. des „Deutschen Wochenblatts". MdR seit 1877 (mit Unterbrechungen). 1890 Parteisekretär, Übersiedelung nach Berlin, „Seit Mitte der 90er Jahre führender Reformist" (SPD-Protokollnotizen S. 172). ‘Zensor’ des „Vorwärts", Mitarbeiter der „Sozialistischen Monatshefte" (StAH Meldewesen A 42/3; Bebel 1914, S. 161; Steinberg 1967; Bernstein 1970; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 151f.; Thümmler 1979, S. 172).

Bahlmann, Ignatius (Ignaz) Bernhardus Maria, geb. 21. 3. 1852 in Amsterdam, gest. 20. 11. 1934. Maschinenbau-Studium an der TU Aachen (ohne Abschluß), vermögender Sohn eines niederländischen Textilfabrikanten, lebte ab 1881 in Dresden, später in Weimar. Finanzierte die Sozialdemokratische Partei bis 1890, insbesondere interessiert an August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Kontaktmann zwischen den deutschen und den niederländischen Sozialisten (Im Kampf 1977; Wielsma 1986; Herrmann/Emmrich 1989).

Baron (Juchzer) ® Karl Kautsky

Baßler, Georg, geb. 1. 7. 1857 in Esslingen (Württemberg), gest. 16. 4. 1900 in Stuttgart-Gerlingen. Verheiratet ab 13. 8. 1881 mit Marie Caroline Frank, (14. 9. 1856 – 10. 8. 1927). Bis 1874 Lehre als Schriftgießer, dabei Teilnahme am Druckerstreik 1872, Wanderschaft (Süddeutschland, Sachsen, Prag, Wien, Salzburg). 1877 Mitglied in der SAPD in Stuttgart, während des Sozialistengesetzes führender Sozialdemokrat der illegalen Organisation in Stuttgart. In der Druckerei und im Verlag J.H.W. Dietz als Schriftsetzer beschäftigt. Gründung mehrerer geselliger Vereine als sozialdemokratische Tarntreffen. Journalist: 1882 – 1890 Redakteur des „Schwäbischen Wochenblatts"; Delegierter ‘Schwitzgäbele’ auf dem Kopenhagener Parteikongreß 1883. Führte die stark verkleinerte Stuttgarter Parteidruckerei ab 1885 weiter. Ab 1888 Geschäftsführer der vom Verlag J.H.W. Dietz wieder übernommenen Druckerei. Seit 1890 verantwortlicher (Sitz-)Redakteur des „Wahren Jacobs" und der „Neuen Zeit". Erfolglose Kandidatur bei Kommunalwahlen 1883, Landtagswahlen 1895. Tätig im Stuttgarter Konsum-Verein. Starb nach längerer schwerer Krankheit (W.J. 1900, Nr. 360, S. 3244; HE 13[1900]Nr. 90, 19. 4.; StandA Stg, Auszug aus dem Abstammungsregister 1937, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Georg Baßler; SPD-Protokollnotizen, S. 173; Rieber 1984, S. 821).

Baumgarten, Heinrich, geb. 1854, gest. am 16. 10. 1890 in Halle/Saale. Arbeiter, Brothändler. Vertrauensmann der illegalen Partei im III. Hamburger Wahlkreis. Delegierter zum Parteitag in Halle, starb an einem Schlaganfall während der Verhandlungen des Parteitags (SPD-Protokollnotizen, S. 173).

Bebel, Ferdinand August, geb. 22. 2. 1840 in Deutz b. Köln, gest. 13. 8. 1913 in Passug/Schweiz. Drechslermeister. Enge Freundschaft mit Wilhelm Liebknecht, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Arbeitervereine, Mitbegründer der SDAP. Nach Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha Vorsitzender der Parteikontrollkommission und herausragende Führungspersönlichkeit mit internationalem Ansehen. Übernahm von August Geib das Amt des Parteikassierers. 1879 erste Auflage seines Werkes „Die Frau und der Sozialismus". Juni 1881 ausgewiesen aus Leipzig und Umgebung. Abgeordneter des Sächsischen Landtages, MdR (bzw. Norddt. RT) 1867 bis 1913, mit kurzer Unterbrechung (Biogr. Lexikon 1970; ausführlich: Herrmann/Emmrich 1989).

Belli, Joseph (der ‘rote Postmeister’), geb. 11. 1. 1849 in Rammersweier b. Offenburg, gest. 19. 8. 1927 in Gengenbach/Baden. Landarbeiter, Schumacher. Seit 1869 Parteimitglied, 1870/72 Soldat. 1877 in Kreuzlingen b. Konstanz. Verantwortlicher Organisator des illegalen Vertriebs des „Sozialdemokrat". 1890 – 1919 Prokurist im Stuttgarter Parteiverlag J.H.W. Dietz (Nachf.), bis 1903 Parteikassierer in Württemberg. Erinnerungen 1912 (LSDL 1963; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 173; Rieber 1984; Dittler 1982, S. 213).

Bérard, Ferdinand Theodor Reinhard (Régnard), geb. 24. 12. 1841 in Berlin, gest. 10. 6. 1915 in Hamburg. Stammte aus einer in Berlin ansässig gewordenen Hugenottenfamilie. Schriftsetzerlehre ab 1856 in Berlin bei R. v. Decker. Anfang der 70er Jahre nach Hamburg, tätig in der Genossenschafts-Buchdruckerei als Faktor. Als Leiter in die neugegründete Kieler Genossenschaftsdruckerei, dort Schriftleiter der „Schleswig-Hosteinischen Volkszeitung". Nach dem Verbot nach Hamburg zurück, zunächst wieder als Schriftsetzer tätig. Leiter der beim Verkauf an Heinrich Dietz verbliebenen Genossenschafts-Buchdruckerei. Ab 1880 Prokurist in der Firma J.H.W. Dietz, Hamburg (ab 1890: Auer & Co., Druck und Verlagsanstalt, Geschäftsführer). Aktiv in der Gewerkschaft der Buchdrucker, 1884 Mitglied der Tarifkommission. 1898 Hamburger Bürger. 1907 – 1913 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft (HE 29[1915]Nr. 134, 11. 6.; Laufenberg 1931, S. 22; Buchdruckerkunst 1895, S. 126; StAH Meldewesen Fotoarchiv K 4227; StAH Handelsreg. A 7, Bd. 36; StAH V 2, Bd. 1).

Bernstein, Eduard, geb. 6. 1. 1850 und gest. 18. 12. 1932 in Berlin. Gymnasium, kaufmännische Lehre, Bankangestellter, Publizist. 1872 Mitglied der SDAP, ab 1878 Sekretär bei ® Carl Höchberg. 1881 Redakteur des „Sozialdemokrat" in Zürich (Pseud. Leo), erzwungener Umzug nach London 1888, wegen in Deutschland drohender Strafverfolgung dort bis 1901 geblieben. 1889 Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses. Ständiger Mitarbeiter der „Neuen Zeit" und Korrespondent des „Vorwärts". 1901 bis 1905 Herausgabe der „Dokumente des Sozialismus" (Emig/Schwarz/Zimmermann A 228). Theoretiker des ‘Revisionismus’, deswegen ab 1896 Auseinandersetzungen mit der Partei, Ausscheiden aus der „Neuen Zeit" und Mitarbeit an den „Sozialistischen Monatsheften". USPD-Mitglied, MdR mit Unterbrechungen ab 1902 (Mehring 1909, S. 226f.; SPD-Protokollnotizen, Biogr. Anhang S. 173; Sperlich 1983, S. 154; Biogr. Lexikon 1970; Biographie: Carstens 1993).

Blos, Anna (Tomasczewska), geb. 4. 8. 1866 in Liegnitz, gest. 27. 4. 1933 in Stuttgart. Oberlehrerin. 1918 Mitglied des sozialdemokratischen Landesvorstandes, 1919 – 1920 Abgeordnete der Nationalversammlung (Keil 1948, S. 81, 156; Schadt/Schmierer 1979; Riepl-Schmidt 1990).

Blos, Wilhelm Josef, geb. 5. 10. 1849 in Wertheim (Baden), gest. 6. 7. 1927 in Bad Cannstatt. Sohn eines Arztes, Schriftsetzer. 1868 – 1870 Philologiestudium in Freiburg, journalistische Tätigkeit in der süddeutschen bürgerlichen Presse, später am sozialdemokratischen „Braunschweiger Volksfreund", ab 1873 am „Volksstaat". Sozialdemokratischer Historiker. Teilnehmer am Vereinigungsparteitag. Ab 1875 Redakteur beim „Hamburg-Altonaer Volksblatt", später bei der „Gerichtszeitung". 1878 Hamburger Staatsbürger. Nach der Ausweisung aus Hamburg zunächst in Bremen, Betreiber eines Korrespondenzbüros, dann Redakteur des „Norddeutschen Wochenblatts". 1883 übersiedelung nach Stuttgart, dort Redakteur der „Neuen Zeit" und des „Wahren Jacob" (bis 1923). MdR ab 1877 (mit Unterbrechungen). 1884 Redakteur des „Berliner Volksblatts". 1914 Befürworter der Kriegskredite. 1918 Vorsitzender der Provisorischen Regierung und 1919/1920 württembergischer Staatspräsident, weitere journalistische Tätigkeiten, auch für den „Vorwärts", (StAH S 149/101; SPD-Protokollnotizen, S. 174; Sperlich 1983, S. 156; Biogr. Lexikon 1970; Rieber 1984, S. 822; Engels/Kautsky 1955).

Braasch, Carl Ludwig Heinrich, geb. 3. 6. 1843 (3. 7. 1842?) in Güstrow (Mecklenburg), gest. 12. 7. 1919 in Hamburg. Zigarrenarbeiter, selbständig beschäftigt. Disponent der Hamburger Genossenschafts-Buchdruckerei. Ausgewiesen aus Hamburg 1880, blieb in Harburg bis nach der Ausweisung Ende November 1881; Ausweisung aufgehoben 1882 (Thümmler 1979, S. 178; StAH S 149/26 u. Meldewesen Fotoarchiv K 4285).

Brandter ® Julius Motteler

Braun, Heinrich, geb. 23. 11. 1854 in Budapest, gest. 8. 2. 1927 in Berlin-Zehlendorf. Dr. phil., Journalist in Österreich und in Deutschland, Mitbegründer der „Neuen Zeit", wegen Differenzen aber bald wieder ausgeschieden. Herausgabe verschiedener Zeitschriften, u.a. 1888 – 1903 „Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik", 1903, 1905-1907: „Die Neue Gesellschaft", ‘Revisionist’, MdR 1903/1904 (SPD-Protokollnotizen, S. 175; Im Kampf 1977, S. 412; MdR 1965, S. 279).

Buchheim, Ewald. geb., gest. ? Tätig in der Leipziger Genossenschaftsbuchdruckerei, mit nach Stuttgart übergesiedelt. Expedient des Verlages J.H.W. Dietz (Auer 1890/1913; Sten. Ber. 1883, S. 883ff.; Berndt 1979; Rieber 1984).

Bürger Quadrat ® Louis Viereck

Cernysevskij, Nikolaj Gavrilovic, geb. 1829 in Zaratov, dort gest. 1889, studierte bis 1850 an der Petersburger Universität, danach Lehrer. Dissertation 1855, dann oppositioneller Schriftsteller (zunächst Kritiker an der Monatszeitschrift „Zovremennik" [Der Zeitgenosse], ab 1859 politischer Redakteur). 1861 unter Polizeiaufsicht, 1862 verhaftet, 2 Jahre Untersuchungshaft (verfaßte dort „Was tun", 1863), 1864 verurteilt zu sieben Jahren Zwangsarbeit in Sibirien, danach verbannt nach Jakutien, 1883 nach Astrachan. Rückkehr in seine Heimatstadt 1889 (W.J. 1891, Nr. 139; Plechanov 1894; Düwel 1979).

Der Chef ® Wilhelm Liebknecht

Cicero ® Karl Frohme

Conzett, Conrad, geb. 1848 in Schiers, gest. 1897 in Zürich. Schriftsetzer, Buchdruckereibesitzer, Journalist. Bis 1878 in Chicago, dort Redakteur des „Vorboten", danach in Chur 1878 – 1882 Redakteur des sozialistischen „Volksfreunds". 1882 Leiter der Schweizerischen Genossenschaftsbuchdruckerei und Volksbuchhandlung Hottingen-Zürich, nomineller Verleger des „Sozialdemokrat". Bis 1890 Redakteur der Züricher „Arbeiterstimme". Mitglied des Stadtrats Zürich und Kantonsrat 1893 – 1896 (SPD-Protokollnotizen, S.75; Türler u.a. 1924).

Crispien, Arthur, geb. 4. 11. 1875 in Königsberg, gest. 29. 11. 1946 in Bern. Theatermaler, Krankenkassenangestellter. 1894 Mitglied der SPD. Journalistisch tätig an verschiedenen Parteiblättern in Königsberg und Danzig, Parteisekretär für Westpreußen. 1912 – 1914 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht". 1917 USPD-Mitglied, 1918 in der württembergischen Regierung (Vizepräsident und kurzzeitig Innenminister), 1919 Mitglied des württ. Landtages, MdR 1922 – 1933. 1919 – 1922 mit Haase Vorsitzender der USPD, 1922 – 1933 stellvertr. Vorsitzender der SPD. 1933 über Österreich in die Schweiz emigriert (Keil 1948, S. 50, 83; Biogr. Lexikon 1970; Schadt/Schmierer 1979; Strauss/Röder 1980).

Cunow, Heinrich Wilhelm Carl, geb. 11. 4. 1862 in Schwerin, gest. 20. (26.) 8. 1936 in Berlin. Kaufmännische Lehre, Buchhalter in Hamburg, dort Mitarbeiter des „Hamburger Echos". Völkerkundliche Studien, Sozialwissenschaftler. Ab 1898 Mitarbeiter der „Neuen Zeit" in Berlin, 1902 in der Redaktion des „Vorwärts", ab 1907 Lehrer an der Parteischule. Zunächst ‘Marxist’, gegen die Bewilligung der Kriegskredite, dann zum reformistischen Flügel der Partei. Ab 1917, nach der Entlassung ® Karl Kautskys, herausgebender Redakteur der NZ bis 1923. 1919 a.o. Professor an der Berliner Universität, bis 1924 Direktor des Völkerkundemuseums. 1919 bis 1924 Mitglied des preußischen Landtages (Biogr. Lexikon 1970; NDB 1957).

David, Eduard, geb. 11. 6. 1863 in Ediger a.d. Mosel, gest. 24. 12. 1930 in Berlin. Kaufmännische Lehre, Studium (Germanistik, Geschichte u. Philosphie, Promotion), bis 1894 höherer Schuldienst in Gießen, danach Redakteur („Mitteldeutsche Sonntagszeitung") in Mainz, dann Parteisekretär im Großherzogtum Hessen. 1896 MdL in Hessen. Journalistische Tätigkeit für verschiedene Parteiblätter, ab 1903 MdR (WK Mainz-Oppenheim). Verfasser des „Leitfadens für [sozialdemokratische] Funktionäre". Wortführer der revisionistischen Minderheit während der Auseinandersetzungen um ® Bernstein. 1912 Mitglied des Fraktionsvorstandes, 1913 Übernahme des Parteiarchivs (bis 1917). Einer der Hauptverfechter der Bewilligung der Kriegskredite 1914. 1919 für vier Tage erster Präsident der Weimarer Nationalversammlung, später Minister (Matthias/Miller 1966, S. XIff.; Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970).

Degenhardt, Christian, geb. 25. 11. 1854 in Calw, gest. 22. 12. 1885 in Marbach. Schriftsetzer in Stuttgart, 1878 Mitarbeit an der „Süddeutschen Volkszeitung", dann Redakteur der „Stuttgarter Presse". Aufgrund der Verfolgungen in die USA ausgewandert, lebte Ende 1882 in New York, schwer krank (Schwäbisches Wochenblatt, Dez. 1882). Kehrte zwar nach Stuttgart zurück, war offenbar aber immer noch (gemüts-)krank. Aus dem Neckar ertrunken geborgen, wahrscheinlich Selbstmord (SD 8[1886], Nr. 3, S. 4; Rieber 1984, S. 822f.).

Derossi, Carl, geb. 4. 2. 1844 in Düsseldorf, gest. 29. 5. 1910 in New York. Gelernter Hutmacher. 1868/69 Mitglied des ADAV, seit 1871 Sekretär, auch nach dem Vereinigungskongreß in Gotha. 1875 bis 1880 in Hamburg, dort Mitarbeiter der „Gerichtszeitung". Nach der Ausweisung 1880 Mitarbeiter der Züricher Genossenschaftsdruckerei, beteiligt am illegalen Vertrieb des „Sozialdemokrat". 1884 in die USA emigriert (Bartel u.a. 1975; Liebknecht 1988).

Dietrich, Adam, geb. 17. 3. 1847 in Landau/Pfalz, gest. 1916. Buchbinder, Gewerkschafter. Vorsitzender des Buchbindervereins ab 1885, Redakteur der „Buchbinderzeitung" ab 1890. Mitglied des württembergischen Landtages 1906 – 1916, Landesvorsitzender der SPD 1891/92, 1895-1899 und 1905/06 (Schadt/Schmierer 1979; Rieber 1984).

Dietz, Anna Catharina Dorothea (Doris), geb. 20.5.1848, gest. 30.5. 1865. Schwester Heinrich Dietz’.

Dietz, Anna Catharina Elisabeth, geb. Meyer, geb.24. Oktober 1806. Todestag unbekannt. Verheiratet seit 19. Mai 1836 mit ® Johann Jochim Christian Dietz. Heinrich Dietz’ Mutter. Zweite Ehe mit ® Johann Peter Ernst Klein (AHL, Gen.Reg.).

Dietz, Anna Henriette Wilhelmine, geb. 27. 10. 1869 in Berlin, gest. 28. 3. 1900 in Stuttgart. Heinrich Dietz’ älteste Tochter, für ehelich erklärt. Heiratete am 25. 6. 1895 ® Hans Geiger. Kinder: Heinrich Hans, geb. 15. 5. 1896, gest. 9. 7. 1916 bei Bapaume, Frankreich (im Feldlazarett, Reserv.); Anna (Anni) Dorothea, geb. 7. 11. 1897, heiratete am 29. 3. 1924 [...] Hof. Hat 1962/1963 noch gelebt (Almanach 1963); Emma Martha, geb. 14. 1. 1905, heiratete am 23. 9. 1941 Jakob Lindemann (StandA Stg).

Dietz, Catharina Magdalena Elise, genannt Helene, geb. (von) Zülow, geb. 28. 8. 1847 in Göldenitz, gest. 26.11.1927 in Stuttgart. Nichteheliche Tochter des Dienstmädchens Catharina Dorothea Meier und des Verwalters von Zülow in Groß-Weeden. Die Mutter hatte 1861 (1860?) in Lübeck den Zimmerergesellen Carl Heinrich Peter Friedrich Herzig (Hertzig?) geheiratet (geb. 18. 12. 1833, gest. 14. 12. 1897) und damit auch die Lübecker Staatsangehörigkeit für sich und ihre Tochter erworben (AHL Procl.reg.). Seit 28.6.1870 verheiratet mit Heinrich Dietz.

Dietz, Dorothee Agneta Charlotte, geb. 3. 5. 1841, gest. 17. 5. 1843. Schwester Heinrich Dietz’ (AHL Gen.Reg.).

Dietz, Ernst Friedrich Wilhelm, geb. 10. 1. 1838. Im Genealogischen Register der Familie Dietz gibt es zu diesem zweiten Sohn keine weiteren Eintragungen. Wahrscheinlich gleich nach der Geburt gestorben (AHL, Gen.Reg.).

Dietz, Franz Heinrich, geb. 23. 8. 1875 in Lübeck, gest. 19. 3. 1950 in Stuttgart. Jüngerer Sohn von Heinrich und Helene Dietz. Heiratete am 12. 7. 1902 Anna Babette Amanda Seits (geb. 3. 5. 1879, gest. 11. 10. 1951), nach Hamburg verzogen? Kinder: Gustav, geb. 13. 1. 1906, heiratete am 26. 3. 1927 in Hamburg Else Sophie Bertha Schröder; Friedrich, geb. 29. 12. 1910.

Dietz, Friedrich Georg Johannes, genannt Fritz, geb. 26. 1. 1871, gest. 3. 6. 1953 in Bayern. Zweites Kind von Heinrich und Helene Dietz, ältester Sohn. Lehre in der Hamburger Genossenschafts-Buchdruckerei, hat dort auch lange gearbeitet (StAH, S 1365, Bd. 22, Verzeichnis der beim „Hamburger Echo" Beschäftigten), später im Stuttgarter Verlag. Heiratete am 17. 10. 1895 Martha Marie (geb. 17. 1. 1871, soll vorher auch Dietz geheißen haben, gest. am 16. 4. 1960). Abgemeldet am 19. 10. 1951 nach Schnait (Bayern). Kinder: Dora Helene Marie, geb. 20. 2. 1898 in Stuttgart, heiratete am 26. 8. 1920 in Stuttgart Robert Laeisz (StandA Stg, auf dem Grabstein steht Seiss), Starb 1942; Johannes Heinrich Wilhelm, geb. 27. 12. 1900, gest. 25. 8. 1901; Franz Heinrich Wilhelm, geb. 4. 4. 1902, heiratete 1930 Dorothea Siegert, hat im Mai 1963 noch gelebt; Karl Friedrich Georg, geb. 6. 7. 1906, heiratete am 12. 11. 1927 Lydia Scherer, hat im Mai 1963 noch gelebt; Martha Johanna Marie, geb. 26. 5. 1908, gest. 10. 4. 1909; Gerhard Gustav Franz, geb. 14. 3. 1911, gest. 11. 5. 1911.

Dietz, Georg Hartwich ([AHL, Gen.Reg.] später ‘Hartwig’) Gotthard, geb. 13. 7. 1846, gest. 11. 11. 1924 in Hamburg. Jüngerer Bruder von Heinrich Dietz. 1868 nach Hamburg, Ladengehilfe. Kriegsteilnehmer 1870/71. Ab April 1872 mit Frau und zwei Kindern in Hamburg: verheiratet mit Johanna Friederica, geb. Schwemer. Spediteur, Kaufmann, 1878 Verfahren wegen Unterschlagung. Im Oktober 1883 nach Stuttgart, 1885 wieder nach Hamburg. Geschieden, zweite Ehefrau Augusta Juliana, geb. Mattern (AHL; StAH Meldewesen, A 5; StAH Fotoarchiv K 4368). Tochter: Hanna Dagmar Gertrude, geb. 31. 12. 1880.

Dietz, Heinrich <Leipzig>: Lackfabrikant (IML, NL Liebknecht 34/78; StAH, S 1031; Leipziger Adreßbuch; Kuczynski 1981, Bd. 4, S. 46f.).

Dietz, Johann Christian Hermann, geb. 12. 1. 1836 und gest. 7. 12. 1880 in Lübeck. Ältester Bruder von Heinrich Dietz. Schneider (AHL, Gen.Reg.; Adreßbuch L.).

Dietz, Johann Jochim Christian, geb. 15. Juli 1804 und gest. 31.8.1855 (an der Cholera?). Lübecker Bürger am 19. 4. 1836, heiratete am 19. Mai 1836 ® Anna Catharina Elisabeth, Tochter des Peter Friedrich Meyer. Schneidermeister, später Wirt im Schneiderinnungshaus. Heinrich Dietz’ Vater (AHL, Gen.Reg.; Adreßbuch L.).

Dietz, Johanna Elisabeth Minna Dorothea (genannt Doris), geb. 17. 2. 1873 in Lübeck, gest. 25.5.1956 in Stuttgart. Jüngere Tochter von Heinrich und Helene Dietz (AHL, Gen.Reg.). Heiratete in Stuttgart am 29. 8. 1893 Georg Friedrich Gustav Dreher (geb. 15. 11. 1856, gest. 2. 3. 1918 in Stuttgart). Kinder: Helene, geb. 3. 7. 1894, gest. 14. 5. 1905 (laut Grabstein, Foto in: Almanach 1963. StandA Stg.: 14. 10. 1905); Gertrud Martha, geb. 26. 2. 1898, heiratete am 9. 9. 1919 Erich Karl Hieber.

Dietzgen, Peter Joseph, geb. 9. 12. 1828 in Blankenberg b. Köln, gest. 15. 4. 1888 in Chicago. Lohgerber, Journalist, Schriftsteller, ‘Arbeiterphilosoph’. 1848er, im Exil in den USA, 1851 zurück nach Deutschland. 1852 Mitglied des ‘Bundes der Kommunisten’, 1859 – 1861 aus ökonomischen Gründen wieder in den USA, 1864 – 1868 als Leiter einer Regierungslohgerberei in St. Petersburg (verfaßte dort „Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit"), dann nach Siegburg im Rheinland. 1869 Mitglied der SDAP, Schriftsteller, schrieb auch für die sozialdemokratische Presse. 1884 endgültig in die USA emigriert, dort Redakteur des „Sozialist" <New York> und (ab 1886) der „Arbeiterstimme" <Chicago> (SPD-Protokollnotizen, S. 176; Liebknecht 1988; Biogr. Lexikon 1970; Dietzgen 1930).

Dornröschen ® Rosa Luxemburg (JM an B. A. Jedrzejovskij, 28. 9. 1900, IML, NL Motteler, 12/31)

Der Drache ® Emilie Motteler

Drahn, Ernst, geb. 25. 3. 1873 in Stargard (Pommern), gest. ? [nach 1938]. Erster Versuch einer wissenschaftlichen Untersuchung über die sozialdemokratischen Publizistik („Zur Geschichte des sozialistischen Buchhandels und der Arbeiterpresse", 1913). Übernahm das Parteiarchiv nach ® Eduard David 1917. Entlassung Jan. 1920, als Dr. Ende Dez. 1919 Mitglied der KPD wurde. Beschuldigt, aus dem Parteiarchiv Briefe von Engels gestohlen zu haben. 1926 Verfasser einer rechtsgerichteten Kritik an der Sozialdemokratie („Die deutsche Sozialdemokratie, ihr Werden, Wollen, Wirken", erschienen im – vaterländischen – Milavida-Verlag, München). 1933 Verfasser eines Führers zur völkischen Gestaltung der deutschen Leihbüchereien, zus.gest. im Auftrage der Literatur-Prüfungsstelle der Fachschaft II, Leihbüchereien. Weiterer Verbleib ungeklärt (zuletzt erwähnt in Kürschners Gelehrtenkalender 1938 als wohnhaft in Berlin-Steglitz, überlebte den 2. Weltkrieg wahrscheinlich nicht [Mayer 1966]).

Dreesbach, Hermann Joseph August, geb. 13. 8. 1844 in Düsseldorf, gest. 25. 11. 1906 in Berlin. Schreinermeister, Kaufmann, Journalist. 1868 Mitglied des ADAV, Redakteur des „Pfälzisch-Badischen Volksblatts" in Mannheim 1877/78. Führend in der illegalen Partei in Mannheim tätig, 1884 Stadtrat, Abgeordneter des Badischen Landtages 1891 – 1902, MdR ab 1890, mit Unterbrechungen (SPD-Protokollnotizen, S. 176; Schadt/Schmierer 1979).

Dreher, Gertrud ® Doris Dietz

Dreher, Gustav ® Doris Dietz

Dulk, Albert Benno, geb. 17. 6. 1819 in Königsberg, gest. 29. 10. 1884 in Stuttgart. Studium, Promotion. Dramatiker, Schriftsteller und Publizist. 1848 aktive Teilnahme an der Revolution, nach langem Auslandsaufenthalt 1858 nach Stuttgart, dann Untertürkheim. Vertreter Großdeutschlands, zunehmende Politisierung. 1875 Sozialdemokrat, führend beteiligt am Aufbau der SPD in Württemberg. ‘Philosoph der Tübinger Schule’. Kandidat für den Reichstag 1878 und 1881, für den württemberger Landtag 1876 und 1882. 1878/79 vierzehn Monate Haft wegen Verstoßes gegen das Pressegesetz, danach erholte er sich nicht mehr. Große Demonstration anläßlich seiner Beerdigung. Einweihung eines Denkmal ihm zu Ehren 22.9.1885 (W.J. 1905, Nr. 738; Keil 1907; Schadt/Schmierer 1979; Rieber 1984).

Ebert, Friedrich, geb. 4. 2. 1871 in Heidelberg, gest. 28. 2. 1925 in Berlin. Sattler (ohne Lehrabschluß), 1888 – 1891 Wanderschaft. Sozialdemokrat ab 1889, Mitglied des Sattlerverbandes. Anfang der 90er Jahre Mitglied der Preßkommission, zuständig für die „Bremer Bürgerzeitung", auch journalistisch für diese Zeitung tätig. Gastwirt in Bremen, Parteisekretär, Reformist (führend verantwortlich für die Bewilligung der Kriegskredite). 1905 in den Parteivorstand gewählt, 1913, nach ® August Bebels Tod, Parteivorsitzender neben ® Hugo Haase. Bevollmächtigter des Parteivorstands für Württemberg (mehrfach Teilnehmer der Landesversammlungen). MdBü in Bremen ab 1900, MdR seit 1912. Während des Ersten Weltkrieges Zusammenarbeit mit den anderen Parteien im Interfraktionellen Ausschuß, ab 1919 erster Reichspräsident der Weimarer Republik. Verantwortlich für die reformistische und kapitalfreundliche Politik der Reichsregierung. Während des Kapp-Putsches Flucht nach Stuttgart. Kurz vor seinem Tod wuchs die Kritik in der SPD und in den Gewerkschaften an seiner Amtsführung, Ausschluß aus dem Deutschen Sattlerverband (Sperlich 1983, S. 166; MdR 1965, S. 301; Biogr. Lexikon 1970).

Eichhoff, Carl Ludwig Wilhelm, geb. 20. 2. 1833 in Berlin, gest. 21. 5. 1895 in Stuttgart-Heslach. Jurastudium, Kaufmann, Angestellter der Berliner Polizeiverwaltung, Journalist, Redakteur. Ende der 50er Jahre mehrere Artikel gegen Stieber (preußische politische Polizei) in einer Londoner Zeitung unter „Berliner Polizei-Silhouetten", 1861 Flucht nach London nach Bekanntwerden seiner Autorenschaft, dort bis 1866. Freundschaft mit Marx und Engels. Mitglied der 1864 gegründeten ‘Internationalen Arbeiterassoziation’. 1868 Veröffentlichung einer Schrift über diese Organisation, Verfasser einer Geschichte der I. Internationale. Rückkehr nach Deutschland und Teilnahme am 5. Vereinstag der Deutschen Arbeitervereine, als Delegierter von Gohlis bei Leipzig. Mitbegründer der SDAP. 1869 Herausgabe eines Deutschen Arbeiterkalenders. Danach Rückzug aus der politischen und gewerkschaftlichen Arbeit. Ab 1883 wieder Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Zeitschriften, 1888 Mitarbeiter und 1890 – 1894 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", tätig für den Verlag J.H.W. Dietz in Stuttgart, u.a. als Übersetzer (Dietz 1902; Blos 1909; Keil 1946; Biogr. Lexikon 1970; Rieber 1984, S. 824).

Elm, Adolph von, geb. 24. 9. 1857 in Wandsbek, gest. 18. 9. 1916 in Hamburg. Bürgerschule, Zigarrenmacher (-sortierer). Mehrere Jahre in Amerika, Sozialdemokrat. Nach der Rückkehr nach Deutschland Geschäftsführer des Vereins der Zigarrensortierer, großer Anteil am Zusammenschluß der beiden Organisationen der Zigarrenarbeiter zum Tabakarbeiterverband, Streikführer beim Tabakarbeiterstreik 1890/91, 1892 Gründungsmitglied der Tabakarbeitergenossenschaft (1910 übernommen von der ‘Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine’). 1898 großer Anteil an der Gründung der Genossenschaft ‘Produktion’ in Hamburg und der ‘Volksfürsorge’ 1912). Journalistisch für verschiedene Parteiblätter tätig (u.a. „Vorwärts" und „Sozialistische Monatshefte"). MdR 1894 bis 1907 für den Wahlkreis Elmshorn/Pinneberg (W.J., 1916, Nr. 789; Sperlich 1983, S. 169; StAH).

Fischer, Richard, geb. 3.4. 1855 in Kaufbeuren (Bayern), gest.21. 9. 1926 in Berlin. Schriftsetzer, Journalist. Mitglied der SDAP, 1875 beschäftigt bei der „Chemnitzer Freien Presse", danach bei verschiedenen anderen Parteiblättern (1878 Sitzredakteur der „Berliner Freien Presse"). 1879 aus Berlin ausgewiesen. Metteur beim „Sozialdemokrat" in Zürich und in London. 1889 Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses. 1890 Schriftführer und ab 1892 Sekretär im Parteivorstand in Berlin. 1893 – 1902 Leiter der Parteibuchhandlung „Vorwärts", ab 1902 Geschäftsführer von „Vorwärts"-Druckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co. MdR 1893 – 1918, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichstages bis 1924/26 (SPD-Protokollnotizen, S. 178; Im Kampf 1977, S. 413; Biogr. Lexikon 1970: Thümmler 1979, S. 187; Sperlich 1983, S. 170f.).

Der Fliegende ® Ignaz Bahlmann

Förster, Carl Hermann, geb. 18. 9. 1853 in Zinna, gest. 25. 11. 1912 in Hamburg. Zigarrenmacher. Seit 1870 Mitglied der SDAP. Arbeit in der illegalen Parteiorganisation in Hamburg, Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses 1889. Geschäftsträger der Druck- und Verlagsanstalt Auer & Co. MdR 1890 – 1907, 1912 (SPD-Protokollnotizen, S. 178).

Frank, Anna Bertha, geb. 8. 3. 1866, gest. ?. Schwester von Georg Baßlers Frau Caroline, Mutter von ® Anna Maria Frank, heiratete am 14. 9. 1889 den Gürtler Anton Spiessl (Auszug aus dem Ev. Kirchenregister des Amtes Stuttgart, StandA Stg. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Georg Baßler).

Frank, Anna Maria, geb. 27. 11. 1885, gest. ?. Nichteheliche Tochter von Heinrich Dietz und Anna Bertha Frank (Mitteilungen von Siegfried und Georg Baßler, Stuttgart), heiratete am 11. 12. 1909 den Schriftsetzer Max Seiffert (Auszug aus dem Ev. Kirchenregister des Amtes Stuttgart, StandA Stg. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Georg Baßler).

Frank, Ludwig, geb. 23. 5. 1874 in Nonnenweier, gefallen als Kriegsfreiwilliger am 3. 9. 1914 bei Baccarat/Frankreich. Studium (Jura, Volkswirtschaft) in Freiburg, 1899 Promotion. Schrieb schon während des Studiums Märchen für den „Wahren Jacob". Ab 1900 Rechtsanwalt in Mannheim, freier Mitarbeiter an Parteizeitungen und bürgerlichen Blättern, u.a. „Neue Zeit" Mannheimer „Volksstimme". 1904 Gründung des Verbandes junger Arbeiter, 1905 bis 1908 Herausgabe des Verbandesorgans „Die Junge Garde". MdR ab 1907. Hervorragender Vertreter der Bewilligung von Kriegskrediten 1914, meldete sich sofort zum Militär (Sperlich 1983, S. 172; Biogr. Lexikon 1970; Dittler 1982, S. 245ff.).

Freytag, Otto Emil, geb. 14. 9. 1835 in Plauen, gest. 16. 11. 1917 in Leipzig. Rechtsanwalt und Notar, seit 1866 in Leipzig, dort Gründungsmitglied der Sächsischen Volkspartei. Unterstützte die Partei auch finanziell in Wahlkämpfen. Anwalt der Sozialdemokraten im Leipziger Hochverratsprozeß 1872 und 1885 im Chemnitzer Geheimbundprozeß. Abgeordneter des Sächsischen Landtages 1877 – 1882 (Liebknecht 1988).

Fritzsche, Friedrich Wilhelm, geb. 27. 3. 1825 in Leipzig, gest. 5. 2. 1905 in Philadelphia, USA. Zigarrenmacher. 1848er, Mitbegründer des ADAV, zeitweise Vizepräsident. Lebte in Leipzig. Gründer, Redakteur und Herausgeber des „Botschafters", Zeitschrift des Deutschen Zigarrenarbeitervereins (1866 bis 1879), Gewerkschaftsfunktionär. Mitglied des Norddeutschen und später des Deutschen Reichstages 1868 – 1871, 1877 – 1881. Mitglied des Parteivorstandes 1878 – 1881. 1878 aus Berlin ausgewiesen, kurze Zeit in Leipzig, 1881 in die USA ausgewandert (W.J., 1905, Nr. 486; SPD-Protokollnotizen, S. 178f.; Sperlich 1983, S. 172; Biogr. Lexikon 1970; Thümmler 1979, S. 188; Liebknecht 1988).

Frohme, Karl Franz Egon, geb. 4. 2. 1850 in Hannover, gest. 9. 2. 1933 in Hamburg. Maschinenbauer, Geschichts- und nationalökonomisches Studium, ADAV-Mitglied seit 1868 (‘orthodoxer Lassalleaner’), Agitator. Redaktionsarbeit an vielen sozialdemokratischen Zeitungen (Anfang der 80er Jahre bei der „Gerichts-Zeitung"). Verurteilt in Freiberg 1886, nach der Haftentlassung 1887 aus Frankfurt/M. ausgewiesen, zum „Hamburger Echo", dort Redakteur von 1890 bis 1914, regelmäßige Mitarbeit an den „Socialistischen Monatsheften". MdR 1881 bis 1924, gehörte zum rechten Flügel der Reichstagsfraktion, 1885 deswegen Bruch mit den Frankfurter Sozialdemokraten in seinem Wahlkreis, danach vorwiegend Gewerkschafter und Schriftsteller (Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 413; Sperlich 1983, S. 172f.; Thümmler 1979, S. 188; Liebknecht 1988).

Garve, Ferdinand Carl Heinrich Christian, geb. 5. 10. 1845 und gest. 4. 5. 1900 in Hamburg. Zigarrenmacher, angeblich ‘Schreiber’ im Partei-Verlag in Hamburg, war aber von Beginn Expedient und Kassierer der Hamburger Genossenschaft. 1880 aus Hamburg ausgewiesen. Mitarbeiter der „Gerichts-Zeitung". In Harburg bis Anfang November 1881. Zuerst nach Lübeck, dann nach Amerika ausgewandert, amerikanischer Staatsbürger, Ausweisung aufgehoben 1888, zurück nach Deutschland. Wiedererlangung der deutschen Staatsbürgerschaft erst 1894, deshalb Zurückhaltung im Kontakt zur Sozialdemokratie (Nachruf im HE 14[1900], Nr. 104 u. 104, 7.5. u. 8.5.; StAH S 149/23; Jensen 1965, S. 250; Jensen 1966, S. 110; SPD-Protokollnotizen, S. 179).

Geck, Ernst Adolf, geb. 9. 2. 1854 und gest. 13. 4. 1942 in Offenburg (Baden). Nicht abgeschlossenes Studium an der TH Karlsruhe (Bau-Ing.), 1879 Parteisekretär der DVP in Frankfurt. Redakteur, später Eigentümer des „Rheinboten", nach seinem Eintritt in die SAP 1882 umbenannt in Offenburger „Volksfreund" (unter verschiedenen Titeln weitergeführt, nach 1890 wieder „Volksfreund"). Sozialdemokrat ab 1883. Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses 1889. Landesvorsitzender der badischen SPD 1890 – 1894. Abgeordneter des Badischen Landtages 1897 – 1919, MdR ab 1898 bis 1924 (mit Unterbrechungen). Ab 1899 (bis 1933) Herausgeber der Zeitschrift „D’r alt Offeburger". Mitglied der Parteikontrollkommission 1902 – 1916. Seit 1917 USPD-Mitglied. (Haselier 1967; Sperlich 1983, S. 173f.; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 179; Dittler 1982).

Geib, Wilhelm Leopold August, geb. 10. 8. 1842 in Duchroth in der Pfalz, gest. 1. 8. 1879 in Hamburg. Kaufmännische Lehre, Buchhändler. Seit 1864 Mitglied des ADAV, Mitarbeit am „Volksstaat". Kandidat des ADAV für den Norddeutschen Reichstag 1867, ab 1869 Vorstandsmitglied des ADAV. Nach politischen Differenzen Austritt aus dem ADAV und Gründungsmitglied der Hamburger SDAP (Aug. 1869), betrieb in Hamburg eine Leihbücherei. Ab 1873 Mitglied des Parteiausschusses des ADAV, später der SAPD, als Parteikassierer und wichtiges (Aufsichtsrats-)Mitglied der Hamburger und der Leipziger Genossenschaft faktisch organisatorische Leitung der Partei, obwohl er 1878 sein Parteivorstandsamt niederlegte. MdR 1874 – 1876. Sein Begräbnis wurde in Hamburg Anlaß zu einer großen Demonstration, trotz des Sozialistengesetzes (Sperlich 1983, S. 174f.; Biogr. Lexikon 1970; Laufenberg 1911 und 1931; Koszyk 1966, S. 190; Im Kampf 1977, S. 414; Dworschak 1988; SPD-Protokollnotizen, S. 179; Liebknecht 1988).

Geiger, Johannes (Hans) Evangelist, geb. 16. 10. 1862 in (Schwäbisch-)Gmünd, gest. 21.12.1921 in Stuttgart. Schriftsetzer, 1889 illegaler Vertrieb des „Sozialdemokrat". Ab 1. 9. 1890 Lokalredakteur der „Schwäbischen Tagwacht" („In Wirklichkeit war er die Seele der Zeitung" [Keil 1947, S. 154]). Heiratete 1895 ® Anna Dietz (StandA Stg.). Ab Mai 1897 betrieb er mit einem Teilhaber eine eigene Druckerei (Keil 1947, S. 161).

Geiser, Rudolf Maximilian Bruno, geb. 10. 4. 1846 und gest. 25.9.1898 in Breslau. Gymnasium, Technik-, Chemiestudium, Philosophie, Literaturgeschichte u. Nationalökonomie. Seit 1869 SDAP-Mitglied, Redaktionelle Mitarbeit an verschiedenen sozialdemokratischen Zeitungen ab 1873. Agitator in Schlesien. 1873 nach München, dort Redakteur des „Zeitgeist", 1875 nach Leipzig, dort Redakteur des Unterhaltungsblattes „Die Neue Welt" (1877 bis 1886, Leipzig, Stuttgart, Hamburg). Verheiratet mit Alice Emily Liebknecht (Tochter von ® Wilhelm L.). Herausgeber der „Neuen Welt". Aus Leipzig ausgewiesen 1881, als Direktor des Hygienischen Instituts nach Stuttgart. 1885 zurück nach Breslau. MdR 1881 bis 1887. Übernahm die „Neue Welt" als eigener Verleger, Bankrott 1887 („Mein Schwiegersohn ist mein Unglück", Liebknecht konnte seine Tochter gerade noch einmal vor dem ‘absoluten Ruin retten’ [Liebknecht 1963, S. 337f.]). Auf dem Parteikongreß in St. Gallen 1887 Funktionsverbot, aufgehoben 1892. Weiterhin Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Zeitschriften, später am „Vorwärts", 1897 Pressearchivar der SPD (W.J. 1898, Nr. 320, S. 2858; SPD-Protokoll 1887 u. 1892; Keil 1907; Sperlich 1983, S. 175; Rieber 1984, S. 825; SPD-Protokollnotizen, S. 179; Thümmler 1979, S. 189; Berndt 1979, S. 124ff.; Liebknecht 1988).

Der General: d.i. Friedrich Engels

Gerisch, Karl Alwin, geb. 14. 3. 1857 in Rautenkranz (Erzgebirge), gest. 8. 8. 1922 in Berlin. Maschinenschlosser, Angehöriger des Metallarbeiterverbands, schrieb Erzählungen über seine erzgebirglerischen Waldleute „mit Liebe und in sozialistischem Geist". Nomineller Eigentümer verschiedener Parteiverlage ab Mitte der 90er Jahre. 26 Jahre im sozialdemokratischen Parteivorstand, besonderes Arbeitsfeld: Parteipresse (Befürworter der Bewilligung von Kriegskrediten). 1917 ausgeschieden wegen Krankheit. MdR 1894 bis 1907, mit Unterbrechungen (W. J. 1922, Nr. 942, S. 10 598; Sperlich 1983, S. 175f.; Biogr. Lexikon 1970).

Goldendach, David Borisovic [Pseud.: Rjasanov], geb. 10. 3. 1870 in Odessa, hingerichtet 21. 1. 1938 in Zaratov. Gymnasium, Kontakt zu Volkstümlern in Rußland, Auslandsaufenthalt, Teilnahme am Gründungskongreß der II. Internationale in Paris. Zurück nach Rußland, Verurteilung wegen subversiver Tätigkeit, unter Polizeiaufsicht in Kischinev. Ab 1901 Emigrant, u.a. in Deutschland bis 1917, Mitarbeiter der „Iskra", der „Zarja" und der „Neuen Zeit". Schriftsteller, wissenschaftliche Forschungen zur sozialistischen Bewegung. Mitarbeiter an der Herausgabe des Marx-Engels-Nachlasses. 1921 Initiator und Leiter des Marx-Engels-Instituts in Moskau. Herbst 1923 Beginn einer gemeinsamen Marx-Engels-Ausgabe (MEGA) mit den deutschen Sozialdemokraten (® Paul Kampffmeyer). Nach langen Auseinandersetzungen mit dem SPD-Vorstand 1931 um die Urheberrechte an der Gesamtausgabe amtsenthoben und aus der KPdSU ausgeschlossen, wegen angeblicher Zusammenarbeit mit den Menschewiki. (Mayer 1966; Külow 1992).

Goldhausen, Franz, geb. 18.8.1934 in Eupen b. Aachen, gest. vermutlich 1902. ‘Verlagsbuchhändler’, Mitherausgeber des „Gewerkschafter". Ab 1868 Aufenthalt in Indianapolis, USA, amerikanischer Staatsbürger. Rückkehr nach Deutschland 1879. Nomineller Besitzer der Leipziger Genossenschaftsbuchdruckerei (Geschäftsführer). Nach der Ausweisung aus Leipzig 1881 mit den ‘Resten’ der Druckerei für kurze Zeit nach Stuttgart, übergeben an J.H.W. Dietz. Nach Bremen, dort als Buchhändler tätig, später als Betreiber einer Kumys-Kur-Anstalt. Erbat und erhielt noch mehrfach Unterstützungsgelder durch die Sozialdemokraten (StA Lb, F 201, Bü 627, 2. 11. 1881; HD an WL, ca. 30.7.1884, Liebknecht 1988, S. 693; Kießhauer 1992; Rieber 1984, S. 825; Thümmler 1979, S. 191; Schröder /Kießhauer 1993).

Gradnauer, Georg, geb. 16. 11. 1866 in Magdeburg, gest. 18. 11. 1946 in Berlin. Gymnasium, Studium (Geschichte und Philosophie) in Genf, Berlin, Marburg und Halle/Saale. 1889 Promotion. 1890 Sozialdemokrat, 1890 bis 1896 Redakteur der sächsischen „Arbeiter-Zeitung", 1897 bis 1905 beim „Vorwärts", danach Chefredakteur bei der „Dresdner Volkszeitung". Reformist (Bewilligung der Kriegskredite), auch als Minister(-Präsident) in Sachsen nach dem Ersten Weltkrieg. MdR 1898 bis 1906, 1912 bis 1918, 1920 – 1924, 1921 kurze Zeit Innenminister. 1933 verhaftet und wieder freigelassen, im Januar 1943 nach Theresienstadt deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland, Mitglied der SED (Keil 1948, S. 664; Biogr. Lexikon 1970).

Grillenberger, Karl, geb. 22. 2. 1848 in Zirndorf b. Nürnberg, gest. 19. 10. 1897 in München. Schlosserlehre. 1869 Mitglied der SDAP, ab 1872 Mitarbeit und Redaktion an verschiedenen sozialdemokratischen Blättern in Nürnberg/Fürth, 1874 Mitbegründer und später mit Hans Woerlein Leiter der Nürnberger Genossenschaftsdruckerei. Gründung weiterer Zeitschriften. Chefredakteur der „Fränkischen Tagespost" (früher „Nürnberg-Fürther Sozialdemokrat") bis zu seinem Tode (Bebel bezeichnete ihn als ‘Geschäftemacher’). Ca. ab 1884 bis 1890 Mitglied der engeren Parteileitung. Verletzt von einem Polizeispitzel auf dem Wege zum Parteikongreß in St. Gallen. Abgeordneter des Bayerischen Landtages ab 1892, MdR ab 1881, gehörte dem rechten Flügel an, 1894 Zustimmung zum bayerischen Budgetantrag (Sperlich 1983, S. 178f.; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 180; Im Kampf 1977, S. 414; Liebknecht 1988).

Grillo ® Karl Grillenberger

Grunwald, Max, geb. 6.10.1873 in Stolzenhagen (Pommern), gest. 5.7.1926 in Berlin. Studium der Nationalökonomie und Naturwissenschaften in Berlin, Initiator des ersten sozialistischen (noch im Geheimen außerhalb Berlins tagenden) Akademikerkongresses 1895. Ab Jan. 1895 Mitarbeiter des von Joseph Bloch hrsg. „Sozialistischen Akademikers" (woraus sich 1987 die „Sozialistischen Monatshefte" entwickelten). Medizinstudium in Jena. 1898 zu Besuch bei ® Julius Motteler in London. Erfolglose Bewerbung um die Leitung des Parteiarchivs. Ab 1.4.1901 Redakteur bei der „Tribüne" (SPD Erfurt), 1902 Entlassung nach unabgesprochener Kandidatur im WK Mühlhausen. Ab Jan. 1904 (bis 1912) Sekretär der Reichstagsfraktion (aber offenbar mit wenig Engagement), Lehrauftrag an der Berliner Arbeiterbildungsschule (bis Frühjahr 1913), ab 1.10. 1904 auch Verwalter des Parteiarchivs, inzwischen in den Räumen Lindenstraße 69 (Parteivorstand). 1907 Vorstandsmitglied des Vereins Arbeiterpresse, Redakteur der Vereinsmitteilungen. 1913 wegen Differenzen zur Partei ausgeschieden. Berliner Redakteur der „Leipziger Volkszeitung", im Kriege Mitarbeit an der „Glocke" von ® Alexander Helphand. Nach 1918 Berliner Stadtverordneter, Pressechef im Reichwirtschaftsministerium, (Mayer 1966; Socialistische Monatshefte 1926, Bd. 63, S. 636).

Haase, Hugo, geb. 29. 9. 1863 und gest. 7. 11. 1919 in Berlin. Gymnasium, Jurastudium, selbständiger Rechtsanwalt in Königsberg, dann in Berlin. Ab 1911 (nach dem Tode ® Paul Singers) einer der Parteivorsitzenden. Stimmte gegen die Kriegskredite, wendete sich aber gegen die Spaltung der Partei. Im 1. Weltkrieg täglich in der Redaktion des „Vorwärts", USPD-(Vorstands-)Mitglied. MdR 1897 bis 1906, 1912 bis 1918, 1919 Mitglied der Nationalversammlung. Gestorben an den Folgen eines Attentats (Keil 1948, MdR 1965; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 179).

Hartmann, Georg Wilhelm, geb. 1. 12. 1844 in Immenhausen b. Kassel, gest. 14. 8. 1909 in Hamburg. Schuhmacher, später Gastwirt. Agitator und Parteiredner, 1880 erster Hamburger Reichstagsabgeordneter. Aus Hamburg ausgewiesen 1880, Ausweisung aufgehoben 1881. Hartmann blieb bis zum 5. März 1881 in Hamburg und soll dann nach Berlin gegangen sein. Zurück nach Hamburg 1892 (StAH Meldewesen A 42/3, Fotoarchiv K 6209). Daß er dem Hamburger Senat versichert hatte, er habe sich mit Rücksicht auf seine Familie und sein Geschäft von der Sozialdemokratie vollkommen zurückgezogen, trug ihm bei seinen Genossen Verachtung ein. Am Ende seines Lebens fast taub, wurde er der Partei lästig (Nachruf in: HE 23[1909], 15, 8.; StAH S 3783; Thümmler 1979, S. 194).

Hasenclever, Wilhelm, geb. 19. 4. 1837 in Arnsberg (Westf.), gest. 3. 7. 1889 in Schöneberg b. Berlin. Lohgerber, 1862 Redakteur der demokratischen „Westfälischen Volkszeitung" in Hagen. 1864 Mitglied, 1866 Sekretär des ADAV. 1869/70 Umzug nach Berlin, dort am „Social-Demokrat" und Nachfolgeblatt. 1871 Präsident des ADAV. 1875/76 einer der Vorsitzenden der vereinigten Partei. 1875 kurze Zeit Redakteur des HAV, dann in Leipzig am „Vorwärts". Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Blätter. 1881 aus Leipzig (danach nach Wurzen, Halle/Saale, Dessau und Weimar) und 1884 aus Berlin (obwohl dort nicht ansässig) ausgewiesen. MdR (bzw. des Norddeutschen Reichstages) ab 1869 (mit Unterbrechungen) bis 1888, Niederlegung des Mandats, weil er ab 1887 nervenkrank war (Sperlich 1983, S. 180f.; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 182; Berndt 1979, S. 134ff.).

Hasselmann, Wilhelm, geb. 25. 9. 1844 in Bremen, gest. 1916. Chemiestudium in Göttingen und Berlin. 1865 Mitglied des ADAV. Ab 1867 Redakteur des „Social-Demokrat", dann des „Neuen Social-Demokrat". Ab 1876 an der „Berliner Freien Presse", außerdem Redakteur des Unterhaltungsblatts „Glück auf" (1878 in Berlin, nach der Ausweisung in Hamburg). MdR 1874 bis 1880 (mit Unterbrechung). Nach Erlaß des Sozialistengesetzes im Widerspruch zur offiziellen Parteileitung, gründete mehrere oppositionelle Zeitungen, die aber alle unter Geld- und Abonnentenmangel litten. 1880 nach schweren Auseinandersetzungen mit der Partei auf dem Parteikongreß in Wyden 1880 ausgeschlossen. Nach Amerika ausgewandert, dort angeblich in der anarchistischen Bewegung tätig. ‘Verschollen’ (Sperlich 1983, S. 181f.; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 182).

Heimann, Hugo, geb. 15. 4. 1859 in Konitz, gest. 24. 2. 1951 in New York. Gymnasium in Berlin, Buchhändler, Volontariat in London bei Trübner. Juniorpartner der Verlagsbuchhandlung von Guttentag (später: de Gruyter) in Berlin, 1890 Alleinbesitzer. 1898 Verkauf, Einrichtung der Berliner Arbeiterbibliothek (nach Muster der engl. Free Public Library). Stadtverordneter in Berlin. Ab 1906 Vorsitzender des Zentralen Bildungsausschusses der SPD, 1926 Ehrenbürger der Stadt. 1908 – 1910 Mitglied des preußischen Landtages, 1918 Volksbeauftragter in Berlin, Mitglied der Nationalversammlung 1919/1920, MdR 1920 bis 1932. Im Nationalsozialismus vorerst von der Verfolgung als Jude verschont, Ende 1939 nach New York emigriert. Setzte sich für die Versöhnungspolitik der Alliierten und Einrichtung eines demokratischen deutschen Gesamtstaates ein (Heimann 1932; Keil 1948; Strauss/Röder 1980; Stroscher 1987).

Heine, Wolfgang, geb. 3. 5. 1861 in Posen, gest. 27. 5. 1944 in Ascona (Ch). Jurastudium, Mitglied einer antisemitischen Burschenschaft. Referendar, Rechtsanwalt in Berlin. 1884 Mitglied der SAP, ständiger Mitarbeiter der „Socialistischen Monatshefte", schrieb auch für bürgerliche Blätter. Revisionist, Lebhafter Verteidiger der Kriegskredite. MdR 1898 bis 1920. 1919 preußischer Justizminister, Berater ® Friedrich Eberts. 1923 – 1925 Mitglied des ‘Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik’. 1933 in die Schweiz emigriert (Biogr. Lexikon 1970; Strauss/Röder 1980).

Heinzel, Stephan, geb. 3. 9. 1841 in Tschechen (Mähren), gest. 26. 11. 1899 in Kiel. Schneiderlehre in Wien, auf der Wanderschaft Anfang der 60er Jahre nach Hamburg, Mitglied des ADAV („Unbedingte Treue zur Lehre Lassalles und einen Mut zur Tat, der keine Rücksicht auf die eigene Person nimmt" [Fischer]). Naturalisiert, dadurch deutscher Staatsbürger. 1870 nach Auseinandersetzungen mit SDAP-Mitgliedern Gefängnishaft und Übersiedelung nach Kiel, dort Parteiarbeit. Verurteilt im Freiberger Prozeß 1886. Mehrfach Reichstagskandidat im III. Hamburger und verschiedenen schleswig-holsteinischen Wahlkreisen, die erst den Sozialdemokraten zufielen, als sich H. aus der Parteiarbeit zurückzog (Fischer 1991; SPD-Protokollnotizen, S. 183).

Helphand, Alexander (Pseud.: Parvus), geboren in Rußland, Studium der Volkswirtschaft, Promotion. Mitte der 90er Jahre aus Sibirien geflohen, ließ sich in Stuttgart nach der Heirat mit einer Hebamme nieder. Journalist und Schriftsteller, schrieb u.a. für die „Neue Zeit" und weitere Parteiblätter, verfaßte Bücher und Broschüren. Nach der Revolution 1905 mit falschem Paß Studienreise nach Rußland. Herausgeber der „Glocke". Im Ersten Weltkrieg erwarb er ein Millionenvermögen als Lieferant für das türkische Heer, Villa auf der Wannsee-Insel Schwanenwerder (Keil 1948; Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970).

Henke, Alfred, geb. 1. 3. 1868 in Altona, gest. 24. 2. 1946 in Wannefeld b. Gardelegen (Sachsen). Zigarrenmacher. Bis 1900 aktiv im Deutschen Tabakarbeiterverband. Berichterstatter des „Hamburger Echos" ab Ende der 90er Jahre, dann nach Bremen. Erst Mitarbeiter, dann Chefredakteur der „Bremer Bürger-Zeitung" bis zum Parteiausschluß 1916, USPD-Mitglied, 1922 wieder Mitglied der SPD. MdBü in Bremen 1906 – 1922, MdR 1912 bis 1932. Während des Nationalsozialismus Entlassung aus dem Staatsdienst, bezog eine Staatspension, Wohnsitz in Berlin (Keil 1948, S. 632; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 184).

Hildenbrand, Karl, geb. 30. 1. 1864 in Knittlingen bei Maulbronn, gest. 4. 9. 1935 in Hamburg. Schriftsetzer, sozialdemokratischer Agitator im Württemberg. Ab 1895 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", bis 1902 im Ressort württembergische Landespolitik. Danach Betreiber eines Zigarrengeschäfts und weitere journalistische Tätigkeit an verschiedenen Parteiblättern. MdR 1903 bis 1932. Landesvorsitzender der SPD in Württemberg 1911 – 1913. Ab 1913 im Dienst der Volksfürsorge in Hamburg. 1918 – 1924 württembergischer Gesandter in Berlin. Verhaftet am 25. 8. 1934, fünf Monate Haft in Moabit bis zum 25. 1. 1935 ohne richterliche Vernehmung. Von der Haft erholte er sich nicht mehr (Keil 1947/1948; Schadt/Schmierer 1979; Sperlich 1983, S. 185).

Hillmann, Carl August, geb. 29. 10. 1841 in Sachsen, gest. 9. 6. 1897. Schriftsetzer, Journalist. In Hamburg Schriftführer des Hamburg-Altonaer Buchdruckervereins. Schriftsteller und Anhänger der ‘Eisenacher’. Zahlreiche Artikel im Leipziger „Correspondent", insbesondere über die Frage der Produktivgenossenschaften (Beier 1966, S. 449ff.). 1873 – 1875 Redakteur in Stuttgart („Süddeutsche Volkszeitung"), danach Mitarbeiter des HAV. Ausgewiesen aus Hamburg 1880, in Harburg bis Ende März 1881, dann nach Lübeck, wohnte dort nur einige Häuser weit von H. Dietz entfernt in der Pelzerstraße 11 (Adreßbuch L. 1882). Auf Carl Hillmann sahen später alle Ausgewiesenen herab: Hermann Molkenbuhr nannte ihn „eine politische Qualle" (Molkenbuhr 1913). Wilhelm Blos spottete nach der seiner Ausweisung: „Das Redaktionsmitglied Karl Hillmann [...] kam nun herbei, um mit einer entsetzlichen Heulmeierei mich zu veranlassen, ihm etwas [Geld] abzutreten. [...] Ich hatte den Menschen nie recht leiden können, da er mit seinen oft herzlich dummen Artikeln das „Volksblatt" dem Spott ausgesetzt hatte; auch hielt ich seine Gesinnung nicht für echt" (Blos 1914, S. 269). Verdingte sich, als die Partei auch ihn nicht mehr beschäftigen konnte, in Lauenburg, dann in Lübeck bei der „Nordischen Presse" und später beim „Generalanzeiger". Seine Ausweisungsverfügung wurde noch 1881 – mit Fürsprache seines neuen Arbeitgebers – zurückgenommen (Mehring 1909; Molkenbuhr 1913; StAH Pol. Polizei, S 149/94, B. 372ff.; Thümmler 1979, S. 198; Schadt/Schmierer 1979).

Hilmer, Johann Friedrich Ernst, geb. 28. 11. 1848 in Hohentünstorf, gest. 16. 8. 1909 in Hamburg. Schneider, Gastwirt. Tätig in der illegalen Parteiorganisation im Hamburger Wahlkreis II. Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses 1889. Hamburger Bürger 1896 (StAH Meldewesen, Fotoarchiv K 6254; SPD-Protokollnotizen, S. 183).

Hinrichsen, Johnny, geb. 14.11.1868 in Hamburg, gest. ? Zimmererlehre, seit 1908 Angestellter der Zimmerergewerkschaft, zuletzt stellvertretender Leiter der Zahlstelle Berlin. Verwaltung des Parteiarchivs nach ® Ernst Drahn (1920).

Höchberg, Carl, geb. 8. 9. 1853 in Frankfurt/M., gest. 21. 6. 1885 in Zürich. Philosophiestudium, vermögender Schriftsteller, Anhänger des ‘ethischen Sozialismus’. Schloß sich 1876, nach der Kontaktaufnahme mit August Geib, der SAPD an. 1877/78 Herausgeber der „Zukunft", 1879 – 1881: „Jahrbuch für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik". Stellte einen großen Teil seines Vermögens der Sozialdemokratie zur Verfügung, u.a. für den Erhalt der Genossenschaftsbuchdruckereien und den „Sozialdemokrat". Marx allerdings bemerkte abschätzig: „Herr Dr. Höchberg [...] hat sich in die Partei ‘eingekauft’„ (zit. bei Läuter 1966, S. 201). Als Sozialdemokrat verfolgt, 1880, anläßlich eines Besuches, aus Berlin ausgewiesen (Nachruf in SD 7[1885]Nr. 27; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 415; Thümmler 1979, S. 198).

Hörig, August, geb. 12. 2. 1834 in Düben (b. Bitterfeld), gest. 26. 8. 1884 in Hamburg. Schornsteinfegerlehre, dann Zigarrenarbeiter. Kam über England aus Berlin (dort wegen Majestätsbeleidigung gesucht) 1867 nach Hamburg. Bevollmächtigter der Hamburger ‘Lassalleaner’ und der Zigarrenarbeitergewerkschaft. Vorsitzender des Wahlkomitees zur Reichstagswahl 1871, später Parteileiter der Hamburger SAPD, kurze Zeit verantwortlicher Redakteur des HAVs. Nach Erlaß des Sozialistengesetzes Rückzug aus der Politik, betrieb einen kleinen Zigarrenhandel (HAV 2[1876]Nr. 6 vom 13. 1.; Laufenberg 1911, S. 444f.; Reform 37[1884] Nr. 204, 27.8.; StAH Meldewesen, Fotoarchiv K 2151).

Ihrer, Emma (geb. Rother-Faber), geb. 3. 1. 1857 in Glatz (Schlesien), gest. 8. 1. 1911 in Berlin. Entstammte einer bürgerlich-katholischen Familie und war verheiratet mit einem Apotheker in Velten. Vorstandsmitglied des 1881 gegründeten (bürgerlichen) Frauen-Hilfsvereins für Handarbeiterinnen, später des Vereins zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen in Berlin (1886 verboten). Agitatorin für die sozialdemokratische Frauenorganisation. Ab 1890 Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. 1891 Herausgabe der „Arbeiterin" in Hamburg. 1902 – 1905 Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des gewerkschaftlichen Arbeiterinnen-Komitees, 1903 Gründung des Verbands der Blumen-, Feder- und Blätterarbeiter. (Biogr. Lexikon 1970; Frauenfrage 1930, S. 23f.) „Diese Dame scheint übrigens sehr freigebig mit ihrer Gunst zu sein. Von den jüngeren Fraktionsmitgliedern gab in Erfurt fast jeder einige Erfahrungen darüber zum besten [...]; ihre Gunst scheint übrigens Glück zu bringen; ihre Liebhaber wurden alle bei den letzten Wahlen gewählt. Sie stimmte gegen die Déchargeerteilung an den Parteivorstand. Als man sie fragte, warum, soll sie erklärt haben: Weil mich einige Mitglieder des Vorstands nicht befriedigt haben. Dieser Witz scheint von allen Kongreßwitzen am meisten Anklang gefunden haben, denn er wurde mir von ca. 30 verschiedenen Seiten mitgeteilt" (KK an FE, 30. 10. 1891, Engels/Kautsky 1955, S. 316).

Kampffmeyer, Paul, geb. 29.11.1894 in Berlin, gest. Febr. 1945. Historiker. Redakteur der „Magdeburger Volkssstimme", zog sich aus den politischen Aktivitäten zurück aus Protest gegen die Maßregelung der Wortführer der ‘Berliner Opposition’ (zu der er gehörte) auf dem Parteitag in Erfurt 1891, politisch aktiv erst wieder 1899 (Arbeitersekretär in Frankfurt a.M.). Redakteur der „Krankenkassen-Zeitung", 1905 Arbeitersekretär in München, 1907 Leitung der politischen Redakteur der „Münchner Post", nach 1918 dort Chefredakteur. Mitarbeiter der „Socialistischen Monatshefte". Zahlreiche historische Publikationen. Ab 1921 als Berater (später wissenschaftlicher Leiter) in das Parteiarchiv und in die Buchhandlung des Berliner Verlages J.H.W. Dietz. Vorbereitung der ersten Gesamtausgabe der Marx-Engels-Schriften (MEGA) zusammen mit ® David Goldendach. Während des Nationalsozialismus lebte er in Wilhelmshagen in der Märkischen Heide (Osterroth 1960; Mayer 1966).

Kapell, August Heinrich Karl Franz, geb. 21. 3. 1844 in Berlin, gest. 6. 11. 1922 in Hamburg. Zimmerer, Schankwirt. Ab 1871 festangestellt beim ADAV in Berlin, (Sitz-?)Redakteur des „Neuen Social-Demokrat", in Hamburg mit August Geib in der Redaktion des „Pionier" <1877-1878>, MdR 1877/78. Die Brüder Kapell waren gewerkschaftlich tätig. Mitte der 70er Jahre nach Hamburg, dort Mitarbeit am HAV, dann „Gerichts-Zeitung". Betrieben eine Gaststätte mit kleiner Brauerei in Hamburg. Ausgewiesen 1880, danach nach Harburg, wohnten bei ® Heinrich Braasch, blieben bis zum 21. November 1881 und kehrten dann nach Hamburg zurück (Ausweisung aufgehoben). Später wurde ihnen vorgeworfen, sie hätten sich aus Rücksicht auf ihre Geschäfte von der Sozialdemokratie abgewandt. Im Gegensatz zu ® Georg Hartmann glaubte man ihnen offenbar, daß sie nur aus taktischen Gründen politische Abstinenz vorgegeben hatten. Zurückgekehrt nach Hamburg (StAH Meldewesen, Fotoarchiv K 6348; Osterroth 1960[a]; Sperlich 1983, S. 190; SPD-Protokollnotizen, S. 185; Thümmler 1979, S. 202).

Kapell, Otto Paul Friedrich, geb. 18. 4. 1841 in Berlin, gest. 1896. Zimmermann, Journalist. Mitglied des ADAV. Hatte leitende Funktionen in der Organisation der Zimmerer Deutschlands (weiteres s. ® August Kapell).

Kautsky, Karl, geb. 16. 10. 1854 in Prag, gest. 17. 10. 1938 in Amsterdam. Sohn eines Theatermalers und der Schriftstellerin Minna Kautsky (1837 – 1912). 1863 mit der Familie nach Wien, Gymnasialausbildung im Benediktinerkloster Melk (1864-1866) und im Akademischen Gymansium Wien. Ab 1875 Studium (Geschichte, zeitweilig Jura) und Eintritt in die Sozialistische Partei Österreichs). Kontakte zur deutschen Sozialdemokratie, journalistische Mitarbeit am Eisenacher „Volksstaat", nach der Vereinigung am „Vorwärts" <Leipzig> (Pseud. Symmachos [Koth 1992]), ab 1879 am „Sozialdemokrat" in Zürich. Mitarbeiter von ® Carl Höchberg („Jahrbuch für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik") auf Empfehlung von ® Wilhelm Liebknecht. 1880 in Zürich Mitglied der SAP, 1882/83 mit ® August Bebel und ® Heinrich Braun Gründung der „Neuen Zeit", deren Chefredakteur bis 1917. In erster Ehe verheiratet mit Louise, geb. Strasser (1860 – 1950, ab 1890 Sekretärin bei Friedrich Engels in London). Von Wien über Stuttgart nach Zürich und London, übernimmt 1887 dort das Parteiarchiv von ® Hermann Schlüter. 1890 zurück nach Stuttgart, später Übersiedelung nach Berlin. Verfasser zahlreicher theoretischer Schriften, ‘Parteitheoretiker’, ohne je ein Parteiamt ausgeübt zu haben. Strikter Gegner im Streit um den ‘Revisionismus’ ® E. Bernsteins. 1917 Mitglied der USPD, 1918 – 1919 Vorsitzender der ‘Sozialisierungskommission’ des Rates der Volksbeauftragten, kurze Zeit Mitglied im Auswärtigen Amt. 1920 nach Georgien, 1921 zurück nach Berlin, Mitarbeit an der Vereinigung der SPD und der USPD. 1924 Übersiedelung nach Wien, dort als freier Schriftsteller tätig. 1938 Flucht vor den Nationalsozialisten nach Prag, weiter nach Amsterdam (Keil 1948; Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 416; Biographie: Gilcher-Holtey 1986).

Kayser, Max, geb. 9. 5. 1853 in Tarnowitz, gest. 29. 3. 1888 in Breslau. Kaufmännische Lehre. Mitglied der SDAP, 1871 in Berlin Redakteur der „Demokratischen Zeitung", dann Mitarbeiter verschiedener Parteiblätter, 1874 – 1878 Redakteur des „Dresdner Volksboten", in Dresden in der illegalen Parteiorganisation tätig, mehrmals ausgewiesen. MdR 1878 bis 1887. Seinem Sarg folgten 3.000 Menschen, obwohl ein Leichenzug offiziell verboten war (Osterroth 1960; Sperlich 1983, S. 190; SPD-Protokollnotizen, S. 186).

Kegel, Max, geb. 6. 1. 1850 in Dresden, gest. 10. 8. 1902 in Thalkirchen b. München. Sohn einer Näherin, Buchdruckerlehre 1864 bis 1869, danach sofort Eintritt in die SDAP. 1871 Mitarbeiter (1872 Redakteur) des neugegründeten „Dresdener Volksboten" (Leitung: A. Otto-Walster) und des ersten sozialdemokratischen Witzblattes „Der Nußknacker". Daneben Besuch der Handelsakademie. 1873 Redaktion der „Chemnitzer Freien Presse", Delegierter des Vereinigungskongresses in Gotha. 1878 kurze Zeit nach Berlin, dann nach Dresden („Dresdener Volkszeitung", „Dresdener Presse", „Abendzeitung", Gründung des Witzblatts „Hiddigeigei"). 1882, kurze Zeit nach einer Gefängnisstrafe zu ® Louis Viereck nach München („Süddeutsche Post"), Gründung des „Süddeutschen Postillons" mit Viereck (Redaktion bis 1888), daneben Arbeit an verschiedenen Parteizeitungen. 1888 nach Stuttgart, bis zu seinem Tode als Redakteur des „Wahren Jacobs" tätig (Nachruf: Dietz 1902; LSDL 1963; Biogr. Lexikon 1970).

Keil, Wilhelm, geb. 24. 7. 1870 in Helsa b. Kassel, gest. 4. 4. 1968 in Ludwigsburg. Drechslerlehre. Journalistische Tätigkeit, u.a. an der „Mannheimer Volksstimme" (1890), 1894 Korrespondent der „Leipziger Volkszeitung", 1896 zur „Schwäbischen Tagwacht", 1902 Chefredakteur. MdR 1910 bis 1932. Präsident der Verfassunggebenden Landesversammlung in Württemberg, bis Juli 1933 württembergischer Landtagsabgeordneter, Fraktionsvorsitzender (Arbeits- und Ernährungsminister 1921 – 1923, Landtagspräsident bis 1933), 1946 – 1952 wieder MdL in B.-W. Während des Nationalsozialismus in Württemberg, verschont von politischer Verfolgung. Nach 1945 Mitglied der württembergischen Landrätekonferenzen und ihr Präsident, Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung, Landtagsabgeordneter, Alterspräsident (Sperlich 1983, S. 191; Keil 1948, 1956; Schadt/Schmierer 1979).

Klein, Johann Peter Ernst, geb. 29. 1. 1801, gest. 12. 1. 1870. Schneidermeister, Amts-Ältester in Lübeck seit 1846, verheiratet in erster Ehe mit Catharina Dorothea Behrens, Witwe des Schneiders Jochim Heinrich Asmus Bruhn (Adreßbuch L.; AHL, Gen.Reg.). Heiratet 1856 in zweiter Ehe ® Anna Katharina Elisabeth Dietz.

Kloß, Karl, geb. 15. 4. 1847 in Berlin, gest. 11. 2. 1908 in Hamburg (beerdigt in Stuttgart). Tischlerlehre, Wanderschaft, 1870 nach Untertürkheim in Württemberg, 1872 Heirat. 1874 nach Stuttgart, Gewerkschafter. 1878 als Delegierter der Stuttgarter Schreiner zur Generalversammlung des Tischlerbundes in Dresden, Mitglied des Bundesausschusses. Im Nov. 1880 Gründer und Vorsitzender des Stuttgarter Schreiner-Fachvereins. 1883 auf seine Initiative hin Einberufung eines Kongresses der Tischler und Schreiner Deutschlands nach Mainz. Gründung und Vorsitz des Zentralverbandes der Vereine der Tischler (Schreiner) Deutschlands (später Deutscher Tischlerverband) 1884 – 1908. Nov. 1890 Teilnahme an der Gewerkschaftskonferenz in Berlin, Mitglied der neuen Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. Ab 1893 Vorsitzender des durch Vereinigung des Tischlerverbandes und der Verbände der Bürstenmacher, Drechsler und Stellmacher gegründeten Deutschen Holzarbeiterverbandes, erster internationaler Sekretär der Holzarbeiter. 1891 erster Sozialdemokrat im Stuttgarter Bürgerausschuß, im selben Jahr (und 1893, 1896) Teilnahme am Internationalen Arbeiterkongreß in Paris (Zürich, London). Ab 1895 MdL in Württemberg, als erster Sozialdemokrat ab 1897 im Stuttgarter Gemeinderat, MdR 1898 – 1903. Starb auf einer Agitationsreise für die Holzarbeiter (Leipart 1930; Schadt/Schmierer 1979; Rieber 1984, S. 827).

Kokosky, Samuel, geb. 1838 in Danzig, gest. 22. 5. 1899 in Berlin. Gymnasium, während einer langen Krankheit philosophische Studien. Übersiedelung nach Königsberg, Abitur, Jurastudium. Journalist, gründete 1869 die „Demokratischen Blätter" in Königsberg. Seit 1872 Mitglied der SDAP, ab 1873 Mitarbeiter bei Brackes sozialdemokratischen Zeitungen in Braunschweig, u.a. 1878 – 1890 beim „Braunschweigischen Unterhaltungsblatt", ab 1891 Übersiedelung nach Berlin und Mitarbeit am „Vorwärts". Ab 1896 Schriftleiter der „Neuen Welt" (W.J. 1899, Nr. 337, S. 3015; SPD-Protokollnotizen, S. 187; Biogr. Lexikon 1970).

Kräcker, Julius, geb. 26. 6. 1839 und gest. 2. 10. 1888 in Breslau. Sattler und Wagenbauer. Seit 1868 Mitglied des ADAV, ab 1870 der SDAP. 1876 Redakteur und Buchhalter der „Wahrheit" <Breslau>. Nach dem Verbot auch diverser Nachfolgeblätter während des Sozialistengesetzes Betreiber eines Zigarrengeschäfts, in der illegalen Parteiorganisation in Breslau tätig. MdR 1881 bis 1888. Erholte sich von einer Gefängnishaft nach dem Breslauer Geheimbundprozeß nicht mehr (Sperlich 1983, S. 192; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 187).

Der lange Jörg ® Georg von Vollmar

Laufenberg, Heinrich, geb. 19. 1. 1872 in Köln, gest. 3. 2. 1932 in Hamburg. Gymnasium, Studium (Philosophie), Promotion in Rostock. Aufenthalt in England. Zunächst Zentrums-Mitglied, dann SPD-Mitglied. 1904 – 1907 Redakteur der Düsseldorfer „Volkszeitung". Während des Ersten Weltkrieges entschiedener Gegner der Kriegskredite, gehörte zum radikalen Flügel der SPD. Parteihistoriker in Hamburg. 1918 Vorsitzender des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrates, 1919 Mitglied der KPD. Ausgeschlossen wegen anarcho-syndikalistischer Politik, Mitglied der KAPD, dort auch ausgeschlossen wegen bürgerlich-nationalistischer Abweichungen. Gründung in Hamburg (zusammen mit Fritz Wolffheim) des ‘Bundes der Kommunisten’, Rückzug aus der aktiven Politik (Biogr. Lexikon 1970).

Ledebour, Georg Theodor, geb. 7. 3. 1850 in Hannover, gest. 31. 3. 1947 in Bern. Kaufmännische Lehre, Privatlehrer, Journalist. 1878 nach England, dort Korrespondent verschiedener Berliner Zeitschriften. 1884 nach Deutschland zurück. Mitglied der Demokratischen Partei, Journalist. Ab 1889 bei der demokratischen Berliner „Volks-Zeitung" (Red. Franz Mehring). Ab 1890 Mitglied der SPD, 1891 Mitarbeiter und Leitartikler des „Vorwärts", später fest angestellt, ab 1900 Mitarbeit an der „Neuen Zeit". Verschiedene weitere Tätigkeiten für Parteiblätter. USPD-Mitglied. Herausgeber des USPD-Blattes „Klassenkampf". MdR 1900 (mit Unterbrechungen) bis 1924. 1918 im Arbeiter- und Soldatenrat in Berlin. Seit 1924 tätig in der Internationalen Arbeiterhilfe, 1927 Mitbegründer der ‘Weltliga gegen Imperialismus’. 1931 Mitglied der SAPD. 1933 Emigration in die Schweiz (Keil 1948, S. 632; Biogr. Lexikon 1970; Strauss/Röder 1980; Sperlich 1983, S. 194f.).

Legien, Carl, geb. 1. 12. 1861 in Marienburg/Westpr., gest. 26. 12. 1920 in Berlin. Drechsler. Tätig als Gewerkschaftsagitator und bei der Gewerkschaftspresse, von 1891 bis 1900 Redakteur des „Correspondenzblatt" der Generalkommission der Gewerkschaften. Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. MdR 1893 bis 1920 (mit Unterbrechungen). Setzte vor der Abstimmung im Reichstag die Unterstützung des Krieges durch die Gewerkschaften durch. Kontakte zu Hugo Stinnes (Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 195).

Leo ® Eduard Bernstein

Liebknecht, Karl Paul Friedrich August, geb. 13. 8. 1871 in Leipzig, ermordet in Berlin am 15. 1. 1919. Sohn von ® Wilhelm Liebknecht. Jurastudium, Promotion. 1899 Rechtsanwalt in Berlin, 1900 SPD-Mitglied. Mitarbeiter an verschiedenen Parteizeitungen. Stadtverordneter ab 1902, ab 1908 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. MdR 1912 bis 1917, 1916 aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen. 1915 eingezogen. Mehrfach inhaftiert. Mitbegründer der Spartakus-Gruppe, mit ® Rosa Luxemburg in der Redaktion der „Roten Fahne". An der Jahreswende 1918/19 Gründung der KPD (Sperlich 1983, S. 197; Biogr. Lexikon 1970).

Liebknecht, Wilhelm Philipp Martin Christian Ludwig, geb. 29. 3. 1826 in Gießen, gest. 7. 8. 1900 in Charlottenburg b. Berlin. Philologie-, Theologie- und Philosophiestudium, Lehrer an der Musterschule von Fröbel in Zürich, 1848 Teilnehmer am Aufstand in Baden, Exil in England, 1850 Mitglied im ‘Bund der Kommunisten’ in London, enger Kontakt zu K. Marx und F. Engels. 1862 aufgrund einer Amnestie zurück nach Deutschland, 1863 Mitglied im ADAV, Redakteur des „Social-Demokrat". 1865 aus dem ADAV ausgeschlossen, aus Berlin ausgewiesen, Wohnsitz in Leipzig. Gründungsmitglied der SDAP, Chefredakteur des „Volksstaats". 1876 Redaktion des „Vorwärts" in Leipzig. Ständiger Korrespondent des „Sozialdemokrat" in Zürich, mehrfach inhaftiert. Mitarbeit an der „Neuen Welt" (Redaktion ® Bruno Geiser). Ab 1891 Chefredakteur des „Vorwärts" in Berlin. Mitglied des Sächsischen Landtages ab 1876, MdR 1867 (mit Unterbrechungen) bis 1900 (Sperlich 1983, S. 197f.; Biogr. Lexikon 1970).

Lindemann, Carl Hugo (Pseud. C. Hugo), geb. 9. 8. 1867 in Jacquerao/Südbrasilien, gest. 19. 2. 1950 in Stuttgart. Studium in Göttingen, Bonn, München, Kiel (Nationalökonomie), Promotion. Wissenschaftler in England, Tätigkeit für sozialistische Zeitschriften während des Sozialistengesetzes. Herausgabe des „Kommunalpolitischen Jahrbuchs", der „Kommunalen Praxis", ständiger Mitarbeiter der „Schwäbischen Tagwacht". Zeitweise im Gespräch als möglicher Nachfolger ® Karl Kautskys, als der die Redaktion der „Neuen Zeit" am Ende des Jahrhunderts aufgeben wollte. MdR 1903 – 1907, MdL 1906 – 1920, 1918 – 1920 Mitglied der württembergischen Landesregierung, Minister für Übergangswirtschaft, Kultusminister, später Innenminister, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im Landtag. Dann Professor und Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts in Köln, im Nationalsozialismus relegiert (Keil 1948; Schadt/Schmierer 1979; Sperlich 1983, S. 198).

Löbenberg, Josef, geb. 16. 2. 1852 in Olmütz (Mähren), gest. ? Schriftsetzer, 1878 Redakteur beim „Zeitgeist" in MÜnchen, 1883 bis Mitte 1884 in Stuttgart, bei J.H.W. Dietz, einer der Stuttgarter Parteiführer (Rieber 1984, S. 460, 827).

Loyola ® Georg von Vollmar (Im Kampf 1977, S. 198)

Luxemburg, Rosa (‘Dorn-Röschen’), geb. 5. 3. 1870 in Zamosz (Polen), ermordet 15. 1. 1919 in Berlin. Gymnasium in Warschau, Engagement in der polnischen Revolutionär-sozialistischen Partei, emigrierte 1889 in die Schweiz, dort Studium (Naturwissenschaften und Mathematik, Staatswissenschaft und Nationalökonomie), Promotion 1899. Journalistin, Schriftstellerin. Kontakte mit den russischen und anderen polnischen Emigranten, Mitglied der Polnischen Sozialistischen Partei, dann der Sozialdemokratischen Partei Polens. Lebte zeitweise in Frankreich, Scheinehe mit G. Lübeck, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Mitarbeit an der Dresdner „Sächsischen Arbeiterzeitung" und an der „Neuen Zeit". Ab 1902 kurze Zeit Chefredakteurin der „Leipziger Volkszeitung" nach dem Tode ® Bruno Schoenlanks. Tätig an der Parteischule in Berlin. Antimilitaristin, Herausgabe der „Internationale", ab 1916 der „Spartacus-Briefe", 1918/19 Gründungsmitglied der KPD. Von der Reichswehr ermordet und in den Berliner Landwehrkanal geworfen (Osterroth 1960; Biogr. Lexikon 1970; Biographien: u.a. Frölich 1967, Nettl 1967).

Mehring, Franz Erdmann, geb. 27. 2. 1846 in Schlawe (Pommern), gest. 29. 1. 1919 in Berlin. Historiker, Schriftsteller. Demokrat. 1891 Mitglied der SPD, vier Jahre Mitarbeit an der „Neuen Zeit", Mitarbeiter der „Leipziger Volkszeitung". Verfasser mehrerer Werke über die deutsche Geschichte, Parteihistoriker, Parteitheoretiker, Herausgabe des Nachlasses von Karl Marx, Marx-Biograph, USPD-Mitglied, mit ® Rosa Luxemburg Herausgabe der „Internationale", KPD-Mitglied (W.J., 1919, Nr. 850; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 419).

Meister, Heinrich Ernst August, geb. 2. 10. 1842 in Hildesheim, gest. 5. 4. 1906 in Hannover. Buchbinder, ab 1860 als Zigarrenmacher in Bremen. 1867 Mitglied des ADAV. Tätigkeit in der illegalen Parteiorganisation in Hannover. Mitglied des Parteivorstandes 1887 – 1890. Nach Ende des Sozialistengesetzes Verleger des „Volkswillens" in Hannover, nomineller Eigentümer des dortigen Parteiverlags. 1891 Mitglied und ab 1892 Vorsitzender der Parteikontrollkommission. MdR 1884 bis 1906 (Sperlich 1983, S. 200; MdR 1965; Biogr. Lexikon 1970: SPD-Protokollnotizen, S. 190; Im Kampf 1977, S. 419).

Meißner, Otto Carl, geb. 1819, gest. 1902. Verleger in Hamburg, hatte die Urheberrechte an Karl Marx’ „Kapital" und weiteren Schriften von Marx und Friedrich Engels (Im Kampf 1977, S. 419; IISG, NL Kautsky, K D VIII).

Metzger, Friedrich Wilhelm, geb. 9. 5. 1848 in Ketzin, gest. 8. 11. 1914 in Hamburg. Klempner. 1868 Mitglied des ADAV, ab 1870 in Hamburg. Redakteur bis 1878 beim „Boten" (Verbandsblatt der Metallarbeiter). 1884 in der Redaktion der „Bürgerzeitung", danach fester Mitarbeiter des „Hamburger Echos". MdR ab 1890 für den Hamburger Wahlkreis III (W.J. 1914, Nr. 740; MdR 1965; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 210).

Molkenbuhr, Hermann, geb. 20.9.1851 in Wedel/Holstein, gest. 22. 12. 1927 in Berlin. Volksschule, Zigarrenarbeiter, Journalist. 1875 beim HAV, in Hamburg in der illegalen Parteiorganisation tätig. Ausgewiesen aus Hamburg 1881, vier Jahre in Amerika. 1884 zurück, Zigarrenmacher in Kellenhusen, Wiederaufnahme der Parteiarbeit in Norddeutschland. Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses 1889. Ab 1891 Redakteur des „Hamburger Echos" bis 1904. 1905 bis 1907 in Halle am „Volksblatt". Sekretär des Parteivorstandes ab 1904. MdR 1890 bis 1924 (MdR 1965; Biogr. Lexikon 1970: SPD-Protokollnotizen, S. 190; Thümmler 1979, S. 214; Sperlich 1983, S. 210f.).

Moretti ® Julius Motteler

Most, Johann Joseph, geb. 5. 2. 1846 in Augsburg, gest. 17. 3. 1906 in den USA. Arbeiter, Buchbinderlehre, 1868 Anschluß an die österreichische Arbeiterbewegung, 1871 nach der Ausweisung aus Österreich Mitglied der SDAP und Redakteur der „Chemnitzer Freien Presse", 1876 in der „Berliner Freien Presse". MdR 1874 bis 1878. Scharfe Opposition zur Parteiführung während des Sozialistengesetzes. 1878 nach der Ausweisung aus Berlin über Hamburg nach London emigriert, dort ab 1879 Herausgabe der „Freiheit". 1880 auf dem Parteikongreß in Wyden wegen Verbreitung anarchistischer Ansichten aus der SAPD ausgeschlossen. 1882 in die USA emigriert, gab dort weiterhin die „Freiheit" <New York> heraus (Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 190; Thümmler 1979, S. 215).

Motteler, Julius, geb. 18.6.1838 in Eßlingen (Württ.), gest. 29.9.1907 in Leipzig. ‘Höhere Schulbildung’, Tuchmacher, kaufmännische Lehre, 1859 Textilkaufmann in Crimmitschau, 1866 Gründungsmitglied der ‘Sächsischen Volkspartei’ (ab 1869: SDAP), 1868/69 ‘Mitbegründer der deutschen Gewerkschaftsbewegung’. 1874 Verlust seines Vermögens, danach Leitung der Genossenschafts-Buchdruckerei in Leipzig. 1878 nach München (Mitarbeit am „Zeitgeist"), dann nach Zürich als Geschäftsführer des „Sozialdemokrat", schmuggelt immer wieder das Parteiblatt nach Deutschland ein: der ‘rote Feldpostmeister’ unter dem Pseudonym Brandter. 1887 mit ® Bernstein, ® Schlüter und ® Tauscher nach London ausgewiesen. wiederkehrende Streitigkeiten u.a. mit ® Hermann Schlüter. Übernimmt nach 1890 in London einen Teil des Parteiarchivs, Korrespondent für die „Tagwacht" und den „Wahren Jacob". Wegen drohender Strafverfolgung in Deutschland erst 1901 zurück nach Leipzig (dort Geschäftsführer der „Leipziger Volkszeitung"); MdR 1874 bis 1878 und 1903 bis 1907 (Pospiech 1977; Sperlich 1983, S. 203; Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970; Rieber 1984; SPD-Protokollnotizen, S. 190f.; Im Kampf 1977). Seine Frau Emilie ist ‘die Tante’, auch ‘der Drache’.

Müller, Philip Heinrich, geb. 1849, gest. 1920. Holzbildhauer, Wirt und Journalist. SDAP in Mainz, ab 1879 in der illegalen Parteiorganisation in Darmstadt. Verurteilt im Freiberger Prozeß 1886. Redakteur der „Hessischen Volksstimme" von 1888 bis 1893. Mitglied des Hessischen Landtages 1890 – 1896. Gewerkschaftsfunktionär in Altona und Wiesbaden (SPD-Protokollnotizen, S. 191).

Münzenberg, Wilhelm, geb. 14. 8. 1889 in Erfurt, ermordet aufgefunden am 21. 4. 1940 bei Caugnet b. Grenoble (F). Kurzer Besuch der Volksschule, Arbeit in Schuhfabriken. 1906 Beitritt und 1907 Vorsitzender des Arbeiterbildungsvereins in Erfurt. 1910 bis 1913 in einer Züricher Apotheke tätig, Mitglied der Schweizer sozialistischen Jugendorganisation, 1912 Vorstandsmitglied, Redakteur der „Freien Jugend". 1914 bis zur Ausweisung aus der Schweiz Sekretär der sozialistischen Jugendorganisation, Antimilitarist. 1918 nach Stuttgart, Jugendfunktionär der Spartacus-Gruppe, Mitglied der KPD, Gründungsmitglied der Internationalen Arbeiterhilfe. Aufbau eines Medienkonzerns mit Hilfe der Kommunistischen Internationale. MdR 1924 bis 1933, emigriert nach Frankreich, Fortsetzung der Verlagsarbeit. Im Exil weiter für die KP tätig. Seine Todesursache ist nicht aufgeklärt (Münzenberg 1930/1978; MdR 1965; Biogr. Lexikon 1970; Strauss/Röder).

Naso ® Leonhard Tauscher (Keil 1947, S. 154)

Nazi ® Ignatz Auer

Noske, Gustav, geb. 9. 7. 1868 in Brandenburg, gest. 30. 11. 1946 in Hannover. Korbmacher. 1891 Redakteur am „Märkischen Volksblatt", dann bei der „Volkstribüne" in Königsberg. 1902 zur „Chemnitzer Volksstimme". 1914 Kriegsberichterstatter für die Sozialdemokratische Parteikorrespondenz. MdR 1906 bis 1920. 1918 als Beauftragter von ® Friedrich Ebert nach Kiel und Niederschlagung des Matrosenaufstandes, 1919 gegen den Aufstand der Arbeiter in Berlin („einer muß den Bluthund machen"), Reichswehrminister bis zum erzwungenen Rücktritt nach dem Kapp-Putsch. 1920 bis 1933 Oberpräsident von Hannover, aber ohne Einfluß in der SPD. Während des Nationalsozialismus Bezug einer Staatspension, 1944 verhaftet (Osterroth 1960; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 204).

Oldenburg, Heinrich August Andreas, geb. 27. 3. 1842 in Oldesloe (Schl.-H.), gest. nach 1920. Schriftsetzer, Mitglied des ADAV, Funktionär des Buchdruckervereins. Mitglied der Genossenschaftsdruckerei in Kiel. Delegierter zu den Sozialistenkongressen 1876 und 1877; Reichstagskandidat 1876, danach in Hamburg. Tätigkeit in der illegalen Parteiorganisation, Mitarbeit an der „Gerichts-Zeitung". Ausgewiesen aus Hamburg 1880, Aufenthalt in Harburg, ab 1881 nach Lübeck, Buchdruckereibesitzer und Herausgeber des Unterhaltungsblattes „Lübecker Sonntagsbote". Aufenthalt in Lübeck bis 29. 10. 1920, abgemeldet nach Hamburg (StAH Meldewesen [mehr nicht eruierbar]; AHL; Beier 1966, S. 450; Buchdrukker-Verein 1924, S. 29; Thümmler 1979, S. 62, S. 217; SPD-Protokollnotizen, S. 192).

Der Onkel (auch: Onkel Grog): d.i. Heinrich Dietz

Parvus ® Alexander Helphand

Paulus ® Paul Singer

Payer, Friedrich von, geb. 12. 6. 1847 in Tübingen, gest. 14. 7. 1931 in Stuttgart. Jurist, Rechtsanwalt. 1894 – 1912 Mitglied der württembergischen Abgeordnetenkammer, ab 1895 württembergischer Landtagspräsident. MdR 1877 bis 1917 (Demokratische Volkspartei), 1917/1918 Stellv. Reichskanzler, 1919 Abgeordneter der Nationalversammlung, danach Rückzug aus der Politik (Keil 1948; MdR 1965; Rieber 1984, S. 831).

Pfannkuch, Wilhelm, geb. 28. 11. 1841 in Kassel, gest. 14. 9. 1923 in Berlin. Tischler, Journalist. Seit 1863 Mitglied des ADAV. 1877 Redakteur des „Kasseler Volksblatts". Während des Sozialistengesetzes Mitarbeit in der illegalen Parteiorganisation in Kassel. Betreiber eines Zigarrenladens, sporadische journalistische Tätigkeit. Ab 1892 Mitarbeit in gewerkschaftlichen Blättern, Mitglied des Parteivorstandes ab 1894. MdR 1884 (mit Unterbrechungen) bis 1920, Alterspräsident der Weimarer Nationalversammlung 1919/20 (Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 206).

Pfau, Oskar, geb. 1885/86 in Zahma (Wittenberg, Sachsen), gest. ? Buchbinder in Stuttgart. Unter dem Pseudonym ‘Peter’ illegaler Vertrieb des „Sozialdemokrat" in Württemberg, 1878 Vorstand des Buchbinderverbandes (SPD-Protokollnotizen, S. 192; Rieber 1984, S. 831).

Philipsen, Martin, geb. 19. 9. 1848 in Svendborg in Dänemark. 1875 Hamburger Staatsbürger (StAH Staatsangehörigkeitsaufsicht), dort Buchdruckereibesitzer, übernahm 1873 die Firma J.J. Halberstadt im Graskeller 21, später in der Amelungstraße. Verkaufte seine Druckerei an die Hamburger Sozialdemokraten (Genossenschafts-Buchdruckerei).

Plechanov, Georgij Valentinovic, geb. 1856, gest. 1918. Schriftsteller, Philosoph. 1880 aus Rußland in die Schweiz emigriert, Gründer der Gruppe ‘Befreiung der Arbeit’. Mitarbeiter der „Neuen Zeit". Später Menschewik (SPD-Protokollnotizen, S. 193).

Quarck, Max, geb. 9. 4. 1860 in Rudolstadt, gest. 21. 1. 1930 in Frankfurt/M. Jurastudium, Promotion. Rechtsreferendar, bald aus dem Staatsdienst entlassen (wegen ‘Umsturzbestrebungen’). Ab 1884 Mitarbeit an der „Neuen Zeit", Tätigkeit für verschiedene weitere Parteiblätter (u.a. für den „Vorwärts"), zuletzt Redakteur der Frankfurter „Volksstimme" (bis 1917). MdR 1912 bis 1920, Mitglied im Weimarer Verfassungsausschuß (Keil 1948, S. 176; Osterroth 1960; MdR 1965; Sperlich 1983, S. 206f.).

Reimer, Otto, geb. 26. 5. 1841 im Landkreis Hannover, Selbstmord 1892 in Hamburg. Zigarrenmacher. Um 1860 nach Altona. 1867 ADAV-Mitglied, überzeugter Lassalleaner. MdR 1874 – 1877. Mitarbeiter am HAV, danach an der „Gerichts-Zeitung". 1880 aus Hamburg ausgewiesen, Exil in den USA, Berichterstatter der „New Yorker Volkzeitung". Beinamputation nach einem Unfall. Ende der achtziger Jahre zurück nach Hannover, 1890 nach Hamburg, Mitarbeiter des „Hamburger Echos" (W.J. 1892, Nr. 148, S. 1216).

Rittinghausen, Moritz, geb. 22. 11. 1814 in Hückeswagen, gest. 1890. Publizist in Köln, Mitarbeit 1848/49 an der „Neuen Rheinischen Zeitung" (K. Marx), 1869 Mitglied der SDAP, ab 1870 – schon als ‘greiser Parteigenosse’ – Herausgeber der „Sozial-Demokratischen Abhandlungen", MdR 1877/78, 1881 bis 1884, 1881 Reichstagskandidat auch in Hamburg (Wahlkreis I). 1884 wegen Verstoßes gegen die Parteidisziplin ausgeschlossen („Berliner Volkstribüne" [28. 9. 1889]; Laufenberg 1931; Sperlich 1983, S. 209; SPD-Protokollnotizen, S. 194).

Rjasanov, David ® Goldendach

Der Rote Postillon ® Julius Motteler

Scheidemann, Philipp Heinrich, geb. 26. 7. 1865 in Kassel, gest. 29. 11. 1939 in Kopenhagen. Buchdruckerlehre. Ab 1886 Redakteur in Kassel bei verschiedenen (auch freisinnigen) Zeitungen, 1900 Chefredaktion der „Fränkischen Tagespost" in Nürnberg, 1902 „Offenbacher Abendblatt", dann wieder in Kassel („Kasseler Volksblatt"). Mitglied des Parteivorstandes ab 1911. 1919 rief er die Republik aus, erster Ministerpräsident, Rivalität zu ® Friedrich Ebert. MdR 1903 bis 1933 (mit Unterbrechung). Vertrat als führender Sozialdemokrat die Ablehnung des Versailler Friedensvertrages. Emigration über Prag in die Schweiz, Frankreich und die USA. Seit 1935 in Kopenhagen (Keil 1948; Biogr. Lexikon 1970; Strauss/Röder 1980; Sperlich 1983, S. 212).

Schippel, Max, geb. 6. 12. 1859 in Chemnitz, gest. 6. 6. 1928 in Dresden. Studium in Leipzig, Berlin, Basel (Volkswirtschaft und Staatswissenschaft), Promotion 1884. 1886 Parteimitglied, Redakteur des „Berliner Volksblatts", bis 1890 bei der „Berliner Volkstribüne". Mitarbeiter der „Neuen Zeit", einer der Wortführer der ‘Berliner Opposition’ (der ‘Jungen’), später Reformist, ständiger Mitarbeiter der „Sozialdemokratischen Monatshefte". Archivar der sozialdemokratischen Bibliothek und Archivs ab 1896. Mißbilligung durch den Parteitag 1904, 1905 Rücktritt vom Reichstagsmandat, 1911 Leitung der sozialpolitischen Abteilung in der Generalkommission der Gewerkschaften. 1918 Leiter der sächsischen Landesstelle für Gemeinwirtschaft, später und bis zu seinem Tode ordentlicher Prof. für Staatswissenschaften am Polytechnikum in Dresden. MdR 1890 – 1905 (Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 422; Sperlich 1983, S. 212).

Schlüter, Friedrich Hermann, geb. 8. 10. 1851 in Elmshorn (Schleswig-Holstein), gest. 26. 1. 1919 in New York. Schreinerlehre, 1872 in Chicago ansässig. Um 1876 nach Deutschland (Altona) zurück, dann Expedient des „Volksboten" in Dresden (ab 1877 als Tageszeitung „Dresdner Volkszeitung", Redakteur ® Georg von Vollmar, Nachfolgeorgan ab Okt. 1878 „Dresdner Presse"). Nach der Ausweisung aus Dresden 1883 nach Stuttgart, von dort nach Zürich, Leitung des sozialdemokratischen Parteiverlages in Zürich, ab 1888 in London. Erster Parteiarchivar, Redakteur des Satireblattes „Roter Teufel" (ab 1887 in Zürich hrsg. Mayer S. 17), Hrsg. der „Sozialdemokratischen Bibliothek". Nach Streitigkeiten mit ® Julius Motteler in London Übergabe des Archivs an ® Karl Kautsky und Übersiedelung 1889 nach New York. Dort Historiker und bedeutende Stellung in der deutschen sozialistischen Bewegung, Delegierter der Internationalen Sozialistenkongresse 1904 und 1910. Redakteur der „New Yorker Volkszeitung" (Mayer 1966; Biogr. Lexikon 1970; Rieber 1984, S. 789; SPD-Protokollnotizen, S. 196).

Schoenlank, Bruno [d. Ä.], geb. 16. 5. 1859 in Mühlhausen (Thüringen), gest. 30. 10. 1901 in Leipzig. Studium in Berlin, Leipzig, Kiel und Halle (Philologie), Promotion 1882. Ab 1883 in München, Parteimitglied, Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften von ® Louis Viereck bis zum Zerwürfnis 1885, Korrespondenzen für den „Sozialdemokrat". 1891 – 1893 Redakteur des „Vorwärts", 1893 – 1901 Chefredaktion der „Leipziger Volkszeitung". Mitarbeiter der „Neuen Zeit", des „Wahren Jacob" und der Wiener „Gleichheit". Verschiedene Posten bei Parteiblättern. MdR ab 1893 (Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 422; Sperlich 1983, S. 215).

Schoenlank, Bruno [d. J.], geb. 31. 7. 1891 in Berlin, gest. 1. 4. 1965 in Zürich. Aufgewachsen in Erfurt, Gymnasium, Landwirtschaftsschule. Beschäftigt beim J.H.W. Dietz Verlag und Buchhandel. Schriftsteller, journalistische Tätigkeit für verschiedene Zeitschriften, u.a. „Jugend", „Schwäbische Tagwacht", „Simplicissimus", Schriftsteller. Reisen durch Westeuropa. Nach Deutschland zurückgekehrt 1915, organisierte Friedensdemonstrationen, verhaftet, eingezogen. 1918 Mitglied des Spartakus-Bundes, zur SPD zurück, Arbeit für sozialdemokratische Blätter. Schrieb Gedichte, Dramen, ‘Sprechchöre’ (für Agitationstheater) und Märchen. 1933 in die Schweiz emigriert (Strauss/Röder 1983).

Schöpflin, Georg Johann (‘Schorsch’), geb. 5. 4. 1869 in Titisee im Schwarzwald, gest. 24. 11. 1954 in Schöneiche (DDR). Bürstenmacher. 1895 Volontär beim „Vorwärts", Tätigkeit bei verschiedenen Parteizeitschriften in Sachsen. Parlamentsberichterstatter der „Leipziger Volkszeitung". 1918 Gouverneur von Berlin und des Oberkommandos in den Marken, 1919 Chefredakteur des Karlsruher „Volksfreund" bis zum Verbot 1933. MdR 1903 (mit Unterbrechung) bis 1932. Von der Verfolgung im Nationalsozialismus verschont geblieben. 1935 in Berlin ansässig, während der Bombenangriffe kurze Zeit nach Nürnberg. 1945 Mitglied des Brandenburger Landtages, Alterspräsident, 1946 Teilnehmer am Vereinigungsparteitag von KPD und SPD, SED-Mitglied, Mitglied des Deutschen Volksrates und später der Volkskammer der DDR (Keil 1948; Biogr. Lexikon 1970; Munzinger-Archiv 1955; Schadt/Schmierer 1979; Sperlich 1983, S. 216).

Schramm, Carl August, geb. 11. 3. 1830 in Mittenwalde (Mark Brandenburg), gest. 1905. Studium der Volkswirtschaft, Versicherungsagent, Journalist. ‘Staatssozialist’. Aus Berlin ausgewiesen 1878/1879. Mitautor des ***-Artikels (Thümmler 1979, S. 229; Im Kampf 1977, S. 422).

Schröder, Wilhelm (Xanthius), geb. 6. 11. 1861 in Altona, gest. 3. 11. 19123 in Schledehausen. Zigarrenarbeiter, Autodidakt, Schriftsteller. Schriftführer des Verbandes der Zigarrensortierer Deutschlands und der Tabakgenossenschaft. 1878 bis 1890 in Hamburg Organisator des illegalen Vertriebs des „Sozialdemokrat". Danach in Berlin beim „Vorwärts". Mitarbeit an der Parteikorrespondenz und den „Socialistischen Monatsheften". Verfasser des „Handbuches der sozialdemokratischen Parteitage von 1863 bis 1909" (1919) sowie der „Geschichte der sozialdemokratischen Parteiorganisationen" (1912) (Osterroth 1960).

Schröter, Oscar Moritz, geb. 15. 10. 1848 in Volkmarsdorf b. Leipzig, gest. 21. 6. 1913 in Stuttgart. Schriftsetzer, später Korrektor. Ausgewiesen aus Leipzig 1881. Mit den ‘Resten’ der Leipziger Genossenschaftsdruckerei nach Stuttgart. Von Albert Dulk zusammen mit ® Josef Löbenberg und ® Georg Baßler als ‘Parteiführer’ bezeichnet (Thümmler 1979, S. 230; Berndt 1979, S. 229f.; Rieber 1984, S. 460, 827).

Schulz, Friedrich Erdmann, geb. 12. Febr. 1830 in Sagan (Schlesien), gest. 7. 3. 1898 in Hamburg. Buchdruckerlehre. 1851 nach Hamburg, dort beschäftigt als Setzer bei der „Börsenhalle" und Ende des Jahres eingetreten in die Buchdruckervereinigung. Kurze Zeit in Budapest und Wien, dann zurück nach Hamburg. 1862 Redakteur einer linksdemokratischen Zeitschrift, durch hohe Geldstrafen wieder zur Arbeit als Setzer gezwungen. 1867 Vorsitzender der Buchdruckervereinigung, 1868 des neugegründeten Hamburg-Altonaer Buchdruckervereins, dieses Amt hatte er 31 Jahre inne. Anführer des Druckerstreiks 1880, Entlassung aus der „Börsenhalle", beschäftigt in der Genossenschafts-Buchdruckerei, schließlich auch beim „Hamburger Echo" in Hamburg als Metteur (HE 13[1898]Nr. 56, 8. 3.; Laufenberg 1911, S. 351; StAH, V 2; S 4676).

Schulz, Heinrich, geb. 12. 9. 1872 in Bremen, gest. 4. 9. 1932 in Berlin. Lehrer, ‘Volkserzieher und Kulturpolitiker’. Ab 1897 Redakteur in Thüringen, 1902 Chefredakteur der „Bremer Bürger-Zeitung" bis zur Berufung an die Parteischule 1906. 1911 stellvertretender Vorsitzender des ‘Vereins Arbeiterpresse’. Im Mai 1917 kurzfristig Redaktion der „Gleichheit". MdR 1912 bis 1930, Anfang der Weimarer Republik in der Reichskanzlei tätig (Keil 1948, S. 133; Osterroth 1960; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 217).

Schwartz, Johann Carl Theodor, geb. 14. 4. 1841 und gest. 10. 4. 1922 in Lübeck. Armenschule, Former, fuhr von 1859 bis 1887 – am Ende als Schiffskoch – zur See. 1860/61 Wanderschaft als Former. Zurück in Lübeck, Redakteur des Formerblattes „Glück auf", später beim „Lübecker Boten". 1868 Mitglied, später Vorsitzender des ADAV, dann der SAPD in Lübeck. Gastwirt. Delegierter des Internationalen Arbeiterkongresses 1889. 1889 bis 1901 Vorsitzender des Zentralvereins deutscher Former, 1895 bis 1919 Geschäftsführer der Buchdruckerei Fr. Meyer & Co. in Lübeck. MdR 1890 bis 1918 (mit Unterbrechung), stimmte gegen die Kriegskredite, 1917 Mitglied der USPD. MdBü in Lübeck von 1905 bis 1921, 1919 Alterspräsident (Biogr. Lexikon 1970; Wiehmann 1982; Sperlich 1983, S. 218).

Schwitzgäbele ® Georg Baßler

Seiffert, Rudolf Benjamin, geb. 30. 11. 1840 in Cosel (Schlesien), gest. 3. 4. 1913 in Hamburg. Buchdrucker, Redakteur des „Volksstaats", 1878 bei der „Thüringer Volkszeitung". Berufsunfähig nach Verlust eines Armes, Korrektor in der Leipziger Genossenschaftsbuchdruckerei, mit nach Stuttgart übergesiedelt, ‘Sitzredakteur’ des „Wahren Jacob", 1885 mit der Druckereiverlagerung nach Hamburg, dort weiterhin als Korrektor tätig, (‘Sitz’-)Redakteur des „Gesellschafters" ab dem Erscheinen in Hamburg, desgl. der „Neuen Welt" <Hamburg> (StAH S 2345 u. 2346; Ege 1992; Schröder/Kießhauer 1993).

Singer, Paul, geb. 16. 1. 1844 und gest. 31. 1. 1911 in Berlin. Kaufmann, Textilfabrikant. Seit 1869 Mitglied der SDAP, Finanzier u.a. der Allgemeinen Deutschen Assoziationsbuchdruckerei („Berliner Freie Presse", später des „Berliner Volksblatts", 1884). Enger Kontakt zu Marx und Engels in London. Führende Tätigkeit beim Aufbau der illegalen Parteiorganisation in Berlin. Mitbegründer des „Sozialdemokrat", erster Organisator des illegalen Vertriebs in Deutschland, bevor ® Julius Motteler diese Aufgabe übernahm. 1886 aus Berlin ausgewiesen, danach in Dresden, 1887 ausgewiesen aus Frankfurt/M. Ab 1887 Mitglied des Parteivorstandes. Umwandlung des „Berliner Volksblatts" zum Zentralorgan der SPD („Vorwärts"), dort ständiger Mitarbeiter, Leiter der Preßkommission. 1890 einer der beiden Parteivorsitzenden. MdR ab 1884 (Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 197; Thümmler 1979, S. 233; Sperlich 1983, S. 220f.).

Der Soldat ® Wilhelm Liebknecht

Sorge, Friedrich Adolph, geb. 9. 11. 1828 in Bethau (Sachsen), gest. 26. 10. 1906 in Hoboken (USA). Lehrer, Journalist. 1849 Teilnehmer am Badischen Aufstand, über die Schweiz nach New York geflüchtet, dort Vorsitzender der Internationalen Arbeiter-Association. Mitglied, dann (1872 – 1874) Generalsekretär des Generalrats in New York. Reger Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels (Mayer 1966, S. 18, Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 423).

Stadthagen, Arthur, geb. 23. 5. 1857 und gest. 5. 12. 1917 in Berlin. Jurist, Rechtsanwalt, 1892 aus der Anwaltskammer ausgeschlossen wegen seiner Angriffe auf höchste Richter und das deutsche Gerichtswesen allgemein. Ab Anfang der 90er Jahre in Leipzig beim „Wähler", ab 1893 in Berlin in verschiedenen Funktionen beim „Vorwärts", bis 1916. Mitglied der USPD. Ab 1889 Stadtverordneter in Berlin, MdR ab 1890 (Osterroth 1960; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 221f.).

Stern, Jacob, geb. 28. 5. 1843 in Niederstetten, gest. 4. 4. 1911 in Stuttgart. Studium, Rabbiner, Schriftsteller. Schrieb als Journalist für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen, u.a. für die „Schwäbische Tagwacht", für die „Neue Zeit" und für das „Hamburger Echo" (Im Kampf 1977, S. 423; Schadt/Schmierer 1979; Rieber 1984, S 461ff., S. 833).

Stolle, Carl Wilhelm, geb. 19. 12. 1842 in Frankenhausen bei Crimmitschau, gest. 11. 3. 1918 in Gesau b. Glauchau. Gärtner. 1869 Mitbegründer der SDAP, 1870 bis zum Verbot 1879 Redakteur und Verleger des „Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreunds". Ab 1880 Gastwirt in Gesau. Mitglied der USPD. Mitglied des sächsischen Landtags 1885 – 1897, MdR (mit Unterbrechung) ab 1881. 1917 USPD-Mitglied (Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen; Sperlich 1983, S. 222).

Stolten, Johannes Ernst Otto, geb. 4. 4. 1853 in Hamburg, gest. 1928. Schlosser, Maschinenbauer. Redakteur der „Bürgerzeitung", danach Chefredakteur des „Hamburger Echos". 1901 MdBü in Hamburg, nach dem Ersten Weltkrieg ersterr sozialdemokratischer Bürgermeister in Hamburg. MdR 1913 (nach ® August Bebels Tod) bis 1924 (Osterroth 1960; Jensen 1966, S. 139; Sperlich 1983, S. 222f.).

Südekum, Albert Oskar Wilhelm, geb. 25. 1. 1871 in Wolfenbüttel, gest. im Febr. 1944 in Berlin. Studium in Genf, München, Berlin, Kiel (Staatswissenschaften), Promotion. Kurze Zeit beim „Vorwärts", dann Ende 1895 an der „Leipziger Volkszeitung". Mitarbeiter und (Chef-)Redakteur verschiedener Parteizeitungen, schließlich bei der „Kommunalen Praxis". MdR 1900 bis 1918. Befürworter der nationalistischen Landesverteidigung, 1914 Mitteilung an den Reichskanzler, die SPD würde von Widerstand während des Krieges absehen. 1918 bis 1920 preußischer Finanzminister (MdR 1965; Osterroth 1965; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 224).

Die Tante ® Emilie Motteler

Tauscher, Leonhard, geb. 15. 6. 1840 in Regensburg, gest. 17. 12. 1914 in Stuttgart. Schriftsetzer in Augsburg, Journalist. Mitglied des ADAV seit 1865, 1870 zur SDAP. 1875 bis 1880 Geschäftsführer der Genossenschaftsbuchdruckerei in Augsburg, ab 1880 Faktor beim „Sozialdemokrat" in Zürich, nach der Ausweisung ab 1888 in London Druckereileiter der German Cooperative Publishing Co. 1890 als Korrektor im Verl. J.H.W. Dietz in Stuttgart. 1893 Nachfolger von ® Carl Eichhoff als Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", bis 1903. Mitglied des Württembergischen Landtags ab 1900, zurück zum Verlag J.H.W. Dietz als Korrektor. Vorsitzender des ‘Strikevereins der Journalisten’ in Stuttgart bis 1902. Ab 1906 auch im Stuttgarter Gemeinderat (W.J. 1915, Nr. 743; Mayer 1966; Keil 1947, S. 153ff.; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 424; Rieber 1984; SPD-Protokollnotizen, S. 198; HD an KK, 30. 5. 1902, IISG, K D VIII, Br. 314).

Taute, Johann August Wilhelm, geb. 31. 12. 1836 in Taucha b. Leipzig, gest. 29. 12. 1899 in Stuttgart. Buchbinder. Zunächst Mitglied des ADAV, dann auf dem Gründungskongreß der ‘Eisenacher’. Gewerkschaftsmitglied. Tätig in der illegalen Parteiorganisation in Leipzig, von dort ausgewiesen 1882, mit den ‘Resten’ der Genossenschaftsbuchdruckerei nach Stuttgart, beschäftigt im Verlag J.H.W. Dietz (Keil 1907; SPD-Protokollnotizen, S. 198; Thümmler 1979, S. 236; Berndt 1979, S. 243f.; Rieber 1984, S. 796).

Ulrich, Carl Theodor Johann, geb. 28. 2. 1853 in Braunschweig, gest. 12. 4. 1933 in Offenbach. Schlosser, Journalist. Vor dem Sozialistengesetz Redakteur der „Neuen Offenbacher Tages-Zeitung", 1878 – 1886 Pächter der Genossenschaftsbuchdruckerei, Betreiber eines Spezereienladens. 1886 in Freiberg verurteilt. Leiter der Druckerei und ab 1890 Eigentümer, damit auch Verleger und Herausgeber des „Offenbacher Abendblattes". MdR von 1890 (mit Unterbrechung) bis 1930. 1919 – 1928 Staatspräsident (‘roter Großherzog’) des Freistaats Hessen (Osterroth 1960; MdR 1965; SPD-Protokollnotizen, S. 199; Sperlich 1983, S. 226).

Vahlteich, Carl Julius, geb. 30. 12. 1839 in Leipzig, gest. 26. 2. 1915 in Chicago. Schumacher. Mitbegründer des ADAV, 1864 ausgeschlossen, Mitbegründer der SDAP. Mitarbeiter und Redakteur verschiedener sächsischer Parteizeitungen, 1872 – 1878 bei der „Chemnitzer Freien Presse". Geschäftsführer der Leipziger Genossenschafts-Buchdruckerei, 1881 nach Amerika ausgewandert. Ab 1901 journalistisch tätig an der „New Yorker Volkszeitung", später in Chicago. MdR 1874 (mit kurzer Unterbrechung) bis 1881. Gegner der Bewilligung von Kriegskrediten („Berliner Volkstribüne" [28. 9. 1889]; SPD-Protokollnotizen, S. 199f.; Biogr. Lexikon 1970; Sperlich 1983, S. 226).

Vater, Carl Leberecht, geb. 3. 9. 1844 in Hamburg, gest. ? Maurer. Mitglied im ADAV. in der illegalen Parteiorganisation in Hamburg aktiv (Wahlkreis Hamburg II). 1880 Ausweisung aus Hamburg, Übersiedelung nach Harburg, am 23. 2. 1881 nach Amerika ausgewandert (StAH S 149/66 und Meldewesen; SPD-Protokollnotizen, S. 200; Thümmler 1979, S. 237).

Viereck, Franz Georg Edwin Louis Withold, geb. 21. 3. 1851 in Berlin, gest. 6. 9. 1922 in Bad Wildungen. Medizin-, später Jurastudium, Gerichtsreferendar, Mitarbeiter an der „Berliner Freien Presse", 1879 aus Berlin ausgewiesen, ab Aug. 1879 Leiter der Leipziger Genossenschaftsdruckerei. 1880 nach Amerika, 1881 in München. MdR 1884-1887. Dezember 1885 ausgewiesen aus Leipzig. Verurteilt in Freiberg 1886. MdR 1884 bis 1887. Auf dem Parteikongreß in St. Gallen 1887 aller Ämter enthoben. Redakteur und Verleger verschiedener süddeutscher Zeitungen, zuletzt auf dem Naturheilkundegebiet. 1894 nach Berlin, 1896 in die USA ausgewandert, auch dort journalistisch tätig. 1909 (1910) Rückkehr nach Deutschland (Thümmler 1979, S. 238; SPD-Protokollnotizen, S. 200; Berndt 1979, S. 248ff.; Sperlich 1983, S. 227f.).

Vollmar, Georg Jospeh Carl Heinrich von (‘der lange Jörg’), geb. 7. 3. 1850 in München, gest. 30. 6. 1922 in Soiensaß am Walchensee. Offizier, nach einer Verwundung 1870/71 Studium (Geschichte und Nationalökonomie). SDAP-Mitglied. Mitarbeiter verschiedener Parteiblätter, 1879 bis Ende 1880 beim „Sozialdemokrat". Aufenthalt in der Schweiz wegen drohender Strafverfolgung in Deutschland. 1884 in München. Verurteilt im Freiberger Prozeß 1886. 1890 Herausgeber der „Münchner Post", ab Mitte der 90er Jahre nur noch journalistisch tätig (u.a. bei Alfred Kerr und Kurt Tucholsky). MdR 1881 (mit Unterbrechung) bis 1918. Von Freunden genannt der ‘Ritter’ oder ‘der ungekrönte König von Bayern’. Am Lebensende gelähmt (W.J. 1922, Nr. 939, S. 10562; Biogr. Lexikon 1970; SPD-Protokollnotizen, S. 200; Sperlich 1983, S. 228f.).

Wedde, Friedrich Christoph Johannes (Hannes), geb. 15. 1. 1843 in Uelzen, gest. 13. 1. 1890 in Lübeck. Studium der Germanistik, Geschichte und Staatswissenschaften, 1867 bis 1879 Lehrer an einer Privatschule. Vielseitiger Schriftsteller (Lyriker) und Hamburger Theaterkritiker (in den „Hamburger Nachrichten"). Mitglied der SDAP. Politisch vor der Herausgabe und Redaktion der „Bürgerzeitung" nicht exponiert. 1887 aus Hamburg ausgewiesen. Beerdigung in Hamburg (Laufenberg 1931, S. 246ff.; LSDL 1963, S. 522ff.; Jensen 1966, S. 120f. und 148; Thümmler 1979, S. 239f.).

Wels, Friedrich Carl Otto, geb. 15. 9. 1873 in Berlin, gest. 16. 9. 1939 in Paris. Tapezierer. 1905 Angestellter der Parteischule, ab 1906 Vorsitzender, auch der Preßkommission für den „Vorwärts". Ab 1916 Wiederherausgabe der „Fackel" „als Gegengift für den „Vorwärts"" (David 1966, S. 155). MdR 1912 bis 1933. 1918/19 Berliner Stadtkommandant, beteiligt an der Niederschlagung des Berliner Aufstandes. 1919 mit Hermann Müller Vorsitzender der SPD, Mitglied der deutschen Delegation der Londoner Konferenz 1921 (Verhandlungen über den Versailler Friedensvertrag), Mitbegründer des Reichsbanners, später der Eisernen Front. März 1933 mit Einverständnis Hermann Görings in die Schweiz, um die Auslands-SPD zur Mäßigung in ihrer Berichterstattung zu bewegen. Emigrierte 1933 nach Prag (Herausgabe der „Deutschlandberichte der SoPaDe"), 1938 krank nach Frankreich. Gegner der Volksfront-Politik (Keil 1948; Strauss/Röder 1980; Sperlich 1983, S. 229f.).

Westmeyer, Johann Friedrich, geb. 14. 1. 1873 in Osnabrück, gest. 14. 11. 1917 in Rethel b. Reims. Kaminkehrerlehre, Leitung eines Holzarbeiterstreiks in Fürth. 1898 bis 1902 Redakteur der „Fränkischen Tagespost" in Nürnberg, 1902 bis 1904 beim „Volkswillen" in Hannover und 1904 bis 1911 bei der „Schwäbischen Tagwacht" in Stuttgart. Entlassung durch ® Wilhelm Keil. 1908 bis 1917 Vorsitzender der SPD Stuttgart, seit 1912 Sekretär des 1. Württ. Wahlkreises. Landtagsmitglied 1912 bis 1917. Angehöriger der linken Opposition gegen Keil und ® Wilhelm Blos. Zum Kriegsdienst eingezogen, starb in einem Lazarett in Frankreich (Keil 1947; Biogr. Lexikon 1970).

Wiesinger, Franz Xaver, geb. 30. 6. (3.?) 1853 in Dillingen (Bayern), gest. ? Schriftsetzer, ‘Sitzredakteur’ der „Thüringer Freien Presse" <Apolda>, Mitglied in der Leipziger Parteileitung während des Sozialistengesetzes. Nach der Ausweisung 1885 vorübergehend in Halle/Saale (?), danach in Stuttgart ansässig. Gehörte zum radikalen Flügel der württembergischen Sozialdemokraten (Keil 1947; Rieber 1984, S. 531ff., S. 681, 796; StA Lu, F 201, Bü 624/7; SPD-Protokollnotizen, S. 210; Thümmler 1979, S. 242; Berndt 1979).

Wolf, August Rudolf (‘der einäugige Wolf’), geb. 27. 1. 1837 in Engelhaus b. Karlsbad, gest. 16. 5. 1883. Bäcker, Verleger des Dresdner „Arbeiterfreunds", Journalist. Ab 1878 Spitzel der preußischen Politischen Polizei, 1879 nach Hamburg-Altona. Mitverfasser der in Wyden verhandelten (Auftrags-)Hetzschrift gegen die Parteiführung. Langes Vorstrafenregister. Versuchte, die Polizei mit Enthüllungen über seine Tätigkeit zu erpressen, zu Gefängnishaft verurteilt, erneut verhaftet, erhängte sich in der Zelle (BüZtg. 3[1883], Nr. 60, 20. 5.; StAH S 77; SPD-Protokollnotizen, S. 202).

Wurm, Emanuel, geb. 16. 9. 1847 in Breslau, gest. 3. 5. 1920 in Berlin. Chemiestudium. Verheiratet mit Mathilde, geb. Adler (geb. 30. 9. 1874 in Frankfurt/M., Selbstmord 1. 4. 1934 in London; Briefwechsel mit Rosa Luxemburg). 1890 bis 1893 Redakteur des Hannoverschen „Volkswillens". Ständiger Mitarbeiter der „Neuen Zeit" , ab 1902 dort Redakteur, nebenbei Tätigkeit für weitere Partei- und Gewerkschaftsblätter. 1907 bis 1917 Vorsitzender des ‘Vereins Arbeiterpresse’. Mitglied der USPD. MdR (mit Unterbrechung) von 1890 bis 1920 (Keil 1948, S. 627; Biogr. Lexikon 1970; Strauss/Röder 1980; Sperlich 1983, S. 232f.).

Xanthius ® Wilhelm Schröder

Yorck, Theodor, 13. 5. 1830 in Breslau, gest. 1. 1. 1875 in Hamburg. Tischler, 1856 in Harburg, Führer des radikal-demokratischen Flügels der Arbeiterbildungsvereine Hannovers, Gründungsmitglied des ADAV, 1868 auf dem Kongreß in Berlin Wahl zum Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Holzarbeitervereins. 1869 Austritt aus dem ADAV, Mitglied der SDAP, 1873 Mitglied und Sekretär des Parteiausschusses, Übersiedlung nach Hamburg. Sein Begräbnis in Hamburg am 3. 1. 1875 wurde zur eindrucksvollen Veranstaltung (Biogr. Lexikon 1970).

Zetkin, Clara Josefine (geb. Eisner), geb. 5. 7. 1857 in Wiederau/Sachsen, gest. 20. 6. 1933 in Moskau. Schriftstellerin, Journalistin. 1873 mit den Eltern nach Leipzig gezogen, Lehrerinnenseminar (Kontakt zu Auguste Schmidt und Louise Otto-Peters), Examen mit Auszeichnung. 1878 Parteimitglied, folgte ihrem aus Deutschland ausgewiesenen (russischen) Mann Ossip Zetkin in die Schweiz, Mitarbeit am „Sozialdemokrat", dann nach Paris, dort Geburt der beiden Kinder Maxim und Kostja. C.Z. heiratet nicht, um die deutsche Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. Trotz schwerer Entbehrungen und Krankheit (O.Z. starb 1889 in Paris) Mitorganisation des 2. Internationalen Arbeiterkongresses. Übersiedelung nach Stuttgart, 1891 – 1917 Herausgeberin der „Gleichheit", (1899 Heirat mit Georg Friedrich Zundel). 1895 – 1913 die erste Frau in der SPD-Kontrollkommission. Streitbares Eintreten für die Rechte der Frauen, auch innerhalb der Partei. 1907 Sekretärin des Frauensekretariats der Sozialistischen Internationale, führende Tätigkeit in der deutschen und internationalen sozialistischen Frauenbewegung (ruft 1910 auf dem 2. Internationalen Frauenkongreß den 8. März als Frauentag aus). 1909 – 1917 Parteivorstandsmitglied. Scharfe Gegnerin der Bewilligung von Kriegskrediten durch die Sozialdemokraten 1914, 1915 in Karlsruhe verhaftet, gegen Kaution entlassen. Im gleichen Jahr Organisation eines illegalen internationalen Frauentages in Bern. 1916 aus der Redaktion der „Gleichheit" entlassen. 1917 Mitbegründerin der USPD. Nicht mit der Gründung einverstanden, aber dann seit 1919 Mitglied der KPD, 1921 auch im Exekutivkomitee und im Präsidium der KPD. Lange Aufenthalte in Moskau. MdR 1920 – 1933. Am Ende ihres Lebens erblindet. Alterspräsidentin des Reichstages 1932 (Juchacz 1957, S. 46f.; Keil 1948; Biogr. Lexikon 1970; Im Kampf 1977, S. 425; Riepl-Schmidt 1990).

Zietz, Luise geb. 24. 3. 1865 in Bargteheide/Holstein, gest. 27. 1. 1922 in Berlin. Schon als Kind Mitarbeit in der väterlichen Weberei, Kindermädchen. Volksschule, Ausbildung als Kindergärtnerin. Übersiedelung nach Hamburg, kurze Ehe mit dem Hafenarbeiter Karl Zietz. Ab 1892 (Choleraepidemie in Hamburg) zur Sozialdemokratie, erstes öffentliches Auftreten 1896 (Hafenarbeiterstreik). Rednerisch begabte Agitatorin (‘weiblicher Bebel’), für die Organisation der sozialdemokratischen Frauen aktiv. Hamburg wurde deswegen zum Zentrum der Frauenbewegung. 1904 bis 1908 Vorstandsmitglied der Hamburger SPD, 1908 erste Frau im Parteivorstand der gesamten SPD. In der Folgezeit ideologische Konflikte mit Clara Zetkin. 1917 Mitglied der USPD, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, starb im Reichstag (Frauenemanzipation 1981, S. 316f.; Biogr. Lexikon 1970).


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