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VORWORT


Reformen im Gesundheitswesen werden derzeit insbesondere unter zwei Aspekten diskutiert: Zum einen geht es um die langfristige Finanzierung des Gesundheitssystems und zum anderen um die Qualität und Wirtschaftlichkeit medizinischer Leistungen.

Bezogen auf diese beiden Aspekte haben sich in der öffentlichen Diskussion unterschiedliche Positionen und damit verbunden deutlich voneinander abweichende Vorschläge für die Gestaltung des Gesundheitswesens herauskristallisiert:

Von einigen Experten wird gefordert, dass im Vordergrund aller Überlegungen die Neustrukturierung der Finanzierungsgrundlagen stehen muss. Denn nach ihrer Auffassung werden der demographische Wandel und Innovationen in der Medizin zu erheblichen Ausgabensteigerungen und damit unweigerlich zu Beitragserhöhungen führen. Im Vergleich hierzu spiele die Frage nach der Versorgungsqualität medizinischer Leistungen und deren Wirtschaftlichkeit eine untergeordnete Rolle.

Andere Experten widersprechen dieser Einschätzung vehement. Sie sprechen sich dafür aus, erst die Qualität und Wirtschaftlichkeit medizinischer Leistungen zu verbessern. Hier seien eindeutige Mängel festzustellen, und diese würden langfristig zementiert werden, wenn z.B. durch die Erschließung neuer Finanzierungsquellen lediglich zusätzliche Gelder in das Gesundheitssystem fließen oder eine Aufgliederung in Grund- und Wahlleistungen erfolgen würden.

In beiden Positionen werden Argumente über Ursachen-/Wirkungszusammenhänge vorgetragen, die keineswegs im notwendigen Maße empirisch belegt sind. Es ist weder eindeutig bewiesen, dass demographischer Wandel und Innovationen in der Medizin zwangsläufig zu Ausgabensteigerungen führen. Und: Es ist derzeit auch nicht hinreichend nachgewiesen, dass die Versorgungsqualität medizinischer Leistungen ein gravierendes Problem darstellt und deshalb bei weiteren Reformschritten gegenüber der Frage nach neuen Finanzierungsstrukturen im Vordergrund stehen sollte.

Weil die Argumente beider Positionen nicht in allen Fällen durch harte Fakten belegt sind, sondern lediglich den Status von Plausibilitätsüberlegungen haben, laufen sie Gefahr, den Charakter von Dogmen einzunehmen. Problematisch kann dies werden, wenn sie  Grundlage politischer Entscheidungen werden: Es könnte zu Fehlsteuerungen im Gesundheitswesen kommen.

Damit derart mögliche nachteilige Konsequenzen für die Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems vermieden werden können, hat der Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Gutachten in Auftrag gegeben mit dem Ziel, eine Klärung o.g. Ursachen-/Wirkungszusammenhänge und einen Beitrag zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion zu leisten. Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl W. Lauterbach und Dr. med. Stephanie Stock von der Universität Köln haben diesen Auftrag angenommen und jetzt vorgelegt. Wir möchten uns bei ihnen an dieser Stelle ganz ausdrücklich für ihre wissenschaftliche Arbeit bedanken.

Die Ergebnisse dieses Gutachtens stellen wir hiermit in Form eines Thesenpapieres (Kurzfassung) und einer Langfassung der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wir hoffen, dass dieses Gutachten unserem Ziel gerecht wird, einen Beitrag zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion zu leisten.

Dr. Ursula Mehrländer                              Peter König
Leiterin des Gesprächskreises                             Referent für Sozialpolitik
Arbeit und Soziales

Die Expertise wird von der Abteilung Arbeit und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben. Die Ausführungen und Schlussfolgerungen sind von dem Autor und der Autorin in eigener wissenschaftlicher Verantwortung vorgenommen worden.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2001

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