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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.: 69]



Margret Schettler
"Ich habe nicht mehr gemerkt, daß das Unterricht ist!"
Ein Erfahrungsbericht von der Sportbetonten Gesamtschule in Potsdam




Idee

17.12.1991, 3. Stunde, Politische Bildung in einer 10. Klasse. Thema: Ausländer als Sündenbock der Gesellschaft. In den Stunden zuvor hatten wir uns anhand verschiedener Beispiele mit dem Sündenbockmechanismus auseinandergesetzt. Beim Rollenspiel kam Stimmung auf; andere Abschnitte verliefen weniger erfolgreich. Es ist schwierig, die Abwehrhaltung der Jugendlichen gegen alles, was ihnen von Erwachsenen präsentiert wird, zu durchbrechen. Für diese Stunde nun hatte ich verschiedene Politikeräußerungen über die Ausländer in der BRD und die Flüchtlingsbewegungen in Richtung Europa an die Tafel geschrieben. In anderen Klassen war das ausreichend Zündstoff für heftige Diskussionen. Doch hier blieb die erwartete Reaktion aus. Die Widersprüche an der Tafel riefen keinen Widerspruch bei den Schülern hervor – nach knapp fünf Minuten war die Stunde "gestorben". Ich spürte, daß es nicht das übliche Desinteresse war, die Trägheit, oder wie auch immer begründete Ablehnung, die das Schweigen verursachten. Was also war es dann?

Auf meine Frage raffte sich dann endlich Christian [Fn_1: Alle Namen geändert] zu einer Äußerung auf. Er beschwerte sich darüber, daß nach seiner Erfahrung sowieso alle für Ausländer sind: Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen berichten nur immer über die gewalttätigen Übergriffe Jugendlicher auf Asylbewerber usw. Niemand fragt danach, warum Jugendliche etwas gegen Ausländer haben, immer werden sie nur als brutale Schläger dargestellt. Die Zustimmung seiner Mitschüler folgte. Mein Hinweis auf verschiedene Fernsehsendungen verpuffte. Also sagte ich ihm, daß er sich eben selbst zu Wort melden muß, wenn ihm die Berichterstattung nicht

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objektiv erscheint. Meine Vorschläge, einen Leserbrief an eine Tageszeitung zu schreiben oder sich in der Schule per Wandzeitung zu Wort zu melden, werden gelangweilt abgelehnt: Das bringt doch nichts! Ich nenne den Begriff "Projekt". Wir könnten einen Videofilm drehen. Erstes Aufhorchen. Wie soll das denn gehen? Können wir das? Keiner von uns hatte jemals eine Videokamera in der Hand gehabt.

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Annäherung

Es folgt in der nächsten Stunde eine Diskussion über den möglichen Inhalt dieses Projektes. Offensichtlich will eine ausländerfeindliche Mehrheit in der Klasse im Film ihre Auffassungen dokumentieren. Daraufhin weigern sich etwa vier Schüler mitzuarbeiten, weil sie keine Propaganda für Rechte mitmachen wollen. Ich halte mich bewußt in meiner Meinungsäußerung zurück. Im weiteren Gespräch wird aber deutlich, daß sich jeder einbringen muß, damit ein reales Bild über die verschiedenen Auffassungen und ihre Hintergründe entsteht. Eine andere, etwa gleich starke Gruppe bekundet ihr Desinteresse am Thema. Diese Jungen sind auf die technische Seite neugierig und bereit, unter diesem Gesichtspunkt mitzuarbeiten.

Die Eckpunkte eines möglichen Films werden herausgebildet. Ein reales Bild entsteht nur, wenn wir verschiedene Leute befragen: Mitschüler, Lehrer, "Durchschnittsbürger" auf der Straße, organisierte Rechte; die direkte Kontaktaufnahme zu Asylbewerbern wird notwendig sein. Später wird ergänzt: Wir reden auch mit der linken Hausbesetzerszene.

In dieser Phase beginne ich zu ahnen, wie arbeitsintensiv die Vorbereitung und Durchführung des Filmprojektes für mich sein wird. Aber ein Zurück kann es nun nicht mehr geben.

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Vorbereitung

Sehr langwierig. Eine Wochenstunde reicht zur Vorbereitung nicht aus. Die Schüler sind Leistungssportler, haben wenig Freizeit. Verabredungen außerhalb des Unterrichts sind kaum möglich. Immer wieder kommt es zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Schülern und mir sowie innerhalb der Klasse. Die Jugendlichen sind verunsichert, weil ich nur sehr vorsichtig in ihre Diskussionen eingreife, nur behutsam lenke. Das ist ein Stil, den sie nicht gewohnt sind. Auch für mich ist dies eine neue Erfahrung. Nur mühsam lernen die 16-jährigen miteinander reden. Besonders schwer scheint den meisten das ernsthafte, selbständige und eigenverantwortliche Arbeiten zu fallen. Die Idee gefällt ihnen, sie genießen den unkonventionellen Unterrichtsablauf, erfassen aber z.T. nicht, daß nur konzentrierte Arbeit in den Gruppen zu handfesten Ergebnissen führt. So brauchen wir für diese Phase ermüdend viel Zeit. Meine Zweifel über die Durchführbarkeit dieses Projekts mit diesen Schülern nehmen zu. In der Woche vor den Halbjahrszeugnissen platzt der erste Termin außerhalb des Unterrichts: Von 24 Schülern erscheinen sechs. Hat es überhaupt noch Sinn weiterzumachen? Schließlich habe ich noch 10 andere Klassen, für die auch noch Kraft bleiben muß. Oft bin ich zu Kontaktaufnahmen und Terminabsprachen unterwegs. Zu oft, wie ich im Nachhinein weiß – das hätten die Jugendlichen mindestens genausogut gekonnt; und es muß nicht immer alles bis ins Kleinste organisiert sein.

Bei meinem ersten Besuch in einem besetzten Haus war mir doch recht mulmig zumute. In den Zeitungen hatte nichts Gutes gestanden. Was waren das überhaupt für Typen? Wie würden sie auf mich und mein Anliegen reagieren? Doch was half es? Nach dem Betreten des Hauses wurde mir noch mulmiger. Deutlich waren die Sicherungen gegen die Angriffe der Skins zu erkennen. Und dann taucht noch so ein Eindringling wie ich auf. Ich klopfte dennoch an der erstbesten Tür und jemand rief: "Komm rein!". Die Tür war nicht verschlossen, ich öffnete sie... und stand erst einmal wie erstarrt: Zwei große Hunde kamen mir bellend entgegen. Sofort waren alle meine Ängste wieder riesiggroß präsent. Wie konnte ich ahnen, daß das eine freundliche Begrüßung sein sollte! Als nächstes tauchte dann eine junge Frau auf, die mein Erschrecken verwundert registrierte. Es folgte ein immer lebhafter werdendes Gespräch, sie war begeistert von der Idee und sagte ihre Mitarbeit zu. Noch jetzt nach dem Projekt sitzen wir manchmal im Gespräch beieinander. So wurde die Arbeit am Film auch für

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mich zu einer interessanten Erkundung, auch zu einem lohnenswerten Austesten meiner eigenen Toleranzbereitschaft, nicht nur in diesem Falle.

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Probleme

Ganz schnell war klar, daß wir allein dieses Projekt nicht bewältigen können. Welche gesetzlichen Bestimmungen müssen wir beachten? Woher bekommen wir eine Videokamera? Wer unterstützt uns beim Schnitt? Wo finden wir Asylbewerber, die bereit sind, am Film mitzuarbeiten? Je länger wir uns mit dem Projekt beschäftigen, desto mehr Fragen tauchen auf. Ganz wesentlich: Wann können die Projekttage stattfinden, an denen wir drehen wollen? Die Prüfungszeit naht. Wird der Schulleiter, werden die Fachlehrer die Klasse freigeben? Die Wettkampfsaison wird vorbereitet. Trainingsausfall darf es da nicht geben.

Doch es finden sich Lösungen: Das Büro der Ausländerbeauftragten hilft ebenso wie das Medienpädagogische Zentrum, die AG Foto/Video der Schule macht mit, der Schulleiter gibt grünes Licht, sie reagieren eher mitleidig nach dem Motto: "Denen willst Du Dich drei Tage lang aussetzen?". Die Klasse hat keinen guten Ruf.

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Projekttage

Drei Tage Ende März. Auf dem Weg zu unserem ersten Termin in der Schule weiß ich nicht, ob das Ganze überhaupt etwas wird. Ich tröste mich mit dem Gedanken, daß ja nicht unbedingt ein brauchbarer Film entstehen muß. Auf die Erfahrungen kommt es an und ein Scheitern ist schließlich für alle Beteiligten eine wichtige Erfahrung. Wir arbeiten nach Organisationsplan: Vormittags Aufnahmen, nachmittags Schneiden des Rohmaterials und gemeinsames "Blitzlicht". Ab 16 Uhr Training. Jeweils die Schüler, die nicht unterwegs sind, bearbeiten in der Schule verschiedene Texte und Materialien. Ronny ist damit nicht einverstanden. Er hatte geglaubt, daß er an diesen Tagen viel Freizeit haben wird. Er brüllt mich an, ich brülle zurück; wutentbrannt verläßt er den Raum, knallt die Tür hinter sich zu. Na, das war ja ein vielversprechender Anfang! Eine halbe Stunde später ist Ronny wieder da und arbeitet von da an intensiv mit. Bis heute weiß ich nicht, was in ihm vorgegangen war. Aus den Ar-

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beitsergebnissen der "Schulgruppe" entsteht im Schulhaus eine Wandzeitung. Sie wird projektbegleitend mit Stellungnahmen der Schüler zu den bearbeiteten Materialien, mit Erlebnisberichten aus den Arbeitsgruppen, mit aktuellen Fotos von den Dreharbeiten gefüllt.

Ich beobachte ein Phänomen: Die Wandzeitung wird zum Treffpunkt der Klasse mit anderen Schülern, Diskussionen kommen zustande. Die Schüler sind stolz auf das, was sie tun. Sie nehmen sich selbst ernster, weil sie ernstgenommen werden. Diese Klasse, die einen schlechten Ruf hatte, stellt sich mit einem Novum vor und wird für die geleistete Arbeit anerkannt. Auch von ihren Lehrern. Eine großartige Erfahrung für die Jugendlichen. Die in der Vorbereitung sehr stark zusammengesetzten Gruppen lösen sich an den Projekttagen fast auf. Etliche Schüler interessieren sich so sehr für die Arbeit anderer Gruppen, daß sie freiwillig zusätzliche Aufgaben übernehmen. Die Selbständigkeit, die Eigenverantwortlichkeit und das Interesse am Gesamtgeschehen, die ich vorher so oft vermißte, stellen sich nun von allein ein. Ich bin als Teil des Teams akzeptiert.

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Vorgänge

Beim Ansehen der Rohaufnahmen und beim Schneiden wird deutlich, daß sozusagen hinter den Kulissen die eigentliche Auseinandersetzung der Jugendlichen mit dem Thema "Ausländer/Asylbewerber" stattfindet. Sie denken über die Aussagen ihrer Gesprächspartner nach, kommentieren und werten sie. Sie lernen an einem langen Abend bei den Hausbesetzern eine für sie völlig neue Herangehensweise an das Thema "Menschliches Miteinander" kennen. Sie interpretieren die Tatsache, daß sie von den organisierten Rechten nur eine schriftliche Stellungnahme bekommen – vor die Kamera will keiner. Nach all diesen Erfahrungen bildet das Gespräch mit Asylbewerbern den Höhepunkt. Ursprünglich hatte ich Bedenken, eine so persönliche Begegnung herbeizuführen, weil die Tendenz in der Klasse ausländerfeindlich war, ich Konfrontationen befürchtete. Doch die Erlebnisse der beiden ersten Tage hatten eine völlig neue Atmosphäre geschaffen: Die Schüler wollten die Menschen kennenlernen, die in Deutschland auf so viel Ablehnung stoßen. Sicherlich war auch etwas Glück dabei, daß unsere Gesprächspartner nachvollziehbare Gründe für ihre Flucht aus der Heimat haben.

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Ganz wichtig ist für die Jugendlichen die Erfahrung, daß die sonst so anonymen Flüchtlinge persönliche Schicksale haben, daß sie Probleme haben mit deutschen Behörden, daß die Vorurteile von den Konkurrenten auf dem Arbeitsund Wohnungsmarkt nicht stimmen. Der Gerechtigkeitssinn der Jugendlichen rebelliert. Daß sie selbst ursprünglich die Parole "Ausländer raus" unterstützt hatten, sehen sie nun kritischer. Sie erkennen, daß sie z.T. von der Berichterstattung der Medien manipuliert worden sind. Daß die Asylbewerber, wie alle anderen Partner auch, zur Uraufführung eingeladen werden, steht außer Frage. Sie denken darüber nach, ob und wie sie den Kontakt zu diesen Menschen aufrechterhalten können.

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Überraschungen

Nicht davon soll die Rede sein, daß die Eigendynamik, die bei der Arbeit entstand, auch ihre Auswirkungen auf den Organisationsplan hatte. Damit muß man rechnen. Es waren andere Erlebnisse, die diesen Effekt hatten. Da ist z.B. dieser Jan. Im Unterricht hatte ich von ihm noch nie eine substantielle Äußerung gehört. Genaugenommen kannte ich ihn gar nicht. Am Morgen des ersten Projekttages erschien er frisch geschoren in der Schule. Meine Überraschung zeigte ich nicht, ging wie immer auf ihn zu. Im Stillen machte ich mir natürlich meine Gedanken über diese Demonstration: Er wollte durch sein Äußeres auch für den potentiellen Zuschauer klassifizierbar werden. Im Verlauf der Arbeit erwies er sich als sehr engagiert und zuverlässig. Auch für persönliche Gespräche war er sehr aufgeschlossen. Was war mit ihm los? Was steckte dahinter? Sah er im Film eine Chance, seine äußerlich demonstrierten politischen Vorstellungen zu propagieren? Völlig irritiert war ich dann, als er in aller Bescheidenheit anfragte, ob er denn auch mit zu den Hausbesetzern kommen könne, auch wenn er nicht zu der entsprechenden Arbeitsgruppe gehört. Nach meiner Zusage galt seine allergrößte Sorge der Überlegung, ob die Hausbesetzer ihn wegen seines Aussehens überhaupt als Gesprächspartner akzeptieren werden. Gleiches spielte sich vor der Fahrt ins Asylbewerberheim ab. Es stellte sich heraus, daß Jan ganz bewußt diese Gelegenheit nutzen wollte, um Menschen kennenzulernen, zu denen ihm in seinem Alltag der Zugang versperrt bleibt. Und ausgerechnet er war es, der auf die Idee kam, die Asylbewerber in unsere Schule einzuladen.

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Ganz anders war die Situation bei Stephan. Im Unterricht war mir aufgefallen, daß er nicht damit zurechtkam, daß ich mich bei Diskussionen weitgehend zurückhielt und er demzufolge nicht wissen konnte, ob er das "Richtige" sagt. Stephan war es auch, der nach einem Heimfahrtwochenende damit prahlte, daß er angeblich "Ausländer aufklatschen" war. Auch seine Mitschüler wußten nicht, wieviel Wahrheit daran sein konnte: Einerseits war es ihm zuzutrauen, weil bekannt war, daß er alles Mögliche tun würde, um die Anerkennung der Gruppe zu bekommen. Andererseits war er für seine Feigheit bekannt. Stephans Aufgabe war es, Lehrer und Mitschüler zu befragen. Dabei hat er sich auch kritisch mit ausländerfeindlichen Auffassungen auseinandergesetzt. Doch offensichtlich hat er dies nur verbal getan, weil er glaubte, daß das von ihm erwartet wurde. Sowohl sein Auftreten außerhalb seiner Arbeitsgruppe als auch seine Äußerungen nach dem Projekt lassen darauf schließen. Bei ihm hat die Arbeit am Film wahrscheinlich keine Auswirkung auf sein Denken gehabt.

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Was bleibt?

Es bleibt ein Ja zum immer neu zu wiederholenden Versuch, den Jugendlichen als zuhörender, sie ernstnehmender Partner gegenüberzutreten, sich von ihrer Ablehnung der Erwachsenenwelt nicht abschrecken zu lassen. Es bleibt das begründete Vertrauen in die Fähigkeit der Schüler, eigene Erfahrungen zu machen und sinnvoll mit ihnen umzugehen. Es bleibt mein Anspruch an mich und an jeden Lehrer, trotz der im Alltag ausreichend zu empfangenden Nackenschläge den jungen Leuten immer wieder Hilfe im Prozeß der Selbstfindung im gesellschaftlichen Umfeld anzubieten.

Was bleibt für meine Schüler? Zuallererst die Erfahrung, daß es sich lohnt, Vorhandenes selbst zu hinterfragen, vorgefertigten Antworten zu mißtrauen, auf Erkundung zu gehen. Desweiteren ein Zuwachs an Vertrauen in sich selbst, die eigene Urteilsfähigkeit und in diesem Zusammenhang an Selbstbewußtsein.

Und es bleibt die aktivierende Wirkung des Projektes: Die Lethargie des Schultages in einer Klasse mit schlechtem Ruf wurde durchbrochen. Der Einzelne konnte durch seinen Beitrag die Klasse aufwerten und erlebte dadurch auch die Aufwertung seiner Selbst. Aller Einsatz hat sich gelohnt. Die Aktivität der

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Schüler hatte große Resonanz bei Mitschülern, Lehrern, Trainern und sogar weit über die Schule hinaus.

Natürlich ist der Einzelne, der sich dem rechten Spektrum zugehörig fühlt, durch die Arbeit am Film nicht "bekehrt" worden. Aber die Bereitschaft, dem Andersartigen, dem Fremden gewalttätig gegenüberzutreten, ist fast verschwunden. Der erste Schritt zu selbstbestimmtem Handeln ist getan.

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Nachtrag

Inzwischen ist mehr als ein halbes Jahr vergangen, die neuen Bundesländer gelten als besonders ausländerfeindlich, das Grundgesetz soll geändert werden. Welche Gedanken mögen meine Schülerinnen von damals jetzt bewegen? Ich hatte die meisten von ihnen aus den Augen verloren: Sie hatten die Schule und meist auch Potsdam verlassen, um zu Hause eine Lehre aufzunehmen, nur einzelne sehe ich nun in Klasse II im Unterricht. Kürzlich aber stellten wir das Projekt der Arbeitsgruppe "Gewaltprävention" der URANIA vor. Zu diesem Termin kamen auch einige der Jugendlichen, zu denen ich den direkten Kontakt verloren hatte – der "Buschfunk" hatte funktioniert. Auch ich war gespannt darauf, wie sie auf die zu erwartenden Fragen reagieren würden. Sie alle haben für sich festgestellt, daß die Veränderung ihrer Einstellungen, die sie im Film konstatiert hatten, dauerhaft ist. Nicht nur in Bezug auf die Flüchtlinge und Asylbewerber, sondern auch auf das Mißtrauen gegen vorgefertigte Erklärungen und das Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 2001

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