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[Seite der Druckausg.:97]


7. Bekleidungsvorschriften

Für die Speise wie auch für die Bekleidung der gläubigen Muslime ist ein Wort des Propheten wegweisend: „Eßt, trinkt, kleidet euch und gebt Almosen! Aber tut es ohne Übertreibung und ohne Hochmut!" [Ebd., S. 409. ]

Diese Mahnung zur Bescheidenheit und Zurückhaltung tritt auch darin zutage, daß seidene Gewänder und Goldschmuck islamischen Männern zu tragen untersagt sind. Frauen ist dies gestattet, zumal der Schmuck eine regelrechte Kapitalanlage für sie darstellt, aber auch sie sollen damit kein Aufsehen erregen.

Die Art und Weise der Bekleidung ist vom Wandel der Zeiten nicht unberührt geblieben. Jedoch herrscht übereinstimmend die Auffassung, ein Muslim habe die aura seines Körpers zu bedecken. Dies geschieht zweckmäßig mit weit geschnittener Kleidung.

Dieser Bereich wird für Frauen und Männer unterschiedlich definiert. Beim Mann gilt, je nach Auffassung, der Bereich zwischen Bauchnabel und Knien als zu bedecken oder auch nur der Bereich der Geschlechtsteile und des Gesäßes.

Bei der Frau gilt alles zu diesem Bereich gehörig, was nicht notwendigerweise sichtbar sein muß, wie Gesicht, Hände und Füße.

Diese Bestimmungen gelten in jedem Fall für die Verrichtung des Ritualgebetes. Zwei Koranverse deuten auf ein generelles Gebot der Schamhaftigkeit und Bedeckung hin:

„Sag den gläubigen Männern, sie sollen (statt jemanden anzustarren, lieber) ihre Augen niederschlagen, und sie sollen darauf achten, daß ihre Scham bedeckt ist (w. ihre Scham bewahren). So halten sie sich am ehesten sittlich (und rein) (w. das ist lauterer für sie). Gott ist wohl darüber unterrichtet, was sie tun. Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen (statt jemanden anzustarren, lieber) ihre Augen niederschlagen, und sie sollen darauf achten, daß ihre Scham bedeckt ist (w. ihre Scham bewahren), den Schmuck, den sie ( am Körper) tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht (normalerweise) sichtbar ist, ihren Schal sich über den (vom Halsausschnitt nach vorne heruntergehenden) Schlitz (des Kleides) ziehen und den Schmuck, den sie (am Körper) tragen niemand (w. nicht offen) zeigen, außer ihrem Mann, ihrem Vater, ihrem Schwiegervater, ihren Söhnen, ihren Stiefsöhnen, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und ihrer Schwestern, ihren Frauen (d.h. den Frauen, mit denen sie Umgang pflegen?), ihren Sklavinnen (w. dem, was sie (an Sklavinnen) besitzen), den männlichen Bediensteten (w. den Gefolgsleuten), die keinen (Geschlechts)trieb (mehr) haben, und den Kindern, die noch nichts von weiblichen Geschlechtsteilen wissen. Und sie sollen nicht mit ihren Beinen (aneinander)schlagen und damit auf den Schmuck aufmerksam machen, den sie (durch Kleidung) verborgen (an ihnen) tragen (w. damit man merkt, was sie von ihrem Schmuck geheimhalten). Und wendet euch allesamt (reumütig) wieder zu Gott, ihr Gläubigen! Vielleicht wird es euch (dann) wohlergehen." (24:30f.)

„Prophet! Sag deinen Gattinnen und Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen (wenn sie austreten) sich etwas von ihrem Gewand (über den Kopf) herunterziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, daß sie (als ehrbare Frauen) erkannt und nicht belästigt werden. Gott aber ist barmherzig und bereit zu vergeben." (33:59)

Konkrete Aussagen über die Art der Körperbedeckung sind damit nicht gemacht, in dem Sinne, daß die islamische Kleidung eine Art Uniform wäre. Die Praxis zeigt etwa im Bereich der weiblichen Mode durchaus eine Vielfalt, die von der vollständigen Verhüllung des Körpers mittels einer burqa, die allein durch ein gesticktes „Fenster" ihre Trägerin die Außenwelt

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wahrnehmen läßt, bis zum pro forma über die wohlfrisierten Haare drapierten Gazeschleier reicht und neuerdings auch zum Verzicht auf jegliche Kopfbedeckung außerhalb der Gebetszeiten.

Jedoch läßt sich die Intensität der Verschleierung in Relation setzen zum Grad der Befürwortung einer öffentlichen Präsenz der Frau in der Gesellschaft. Die Bedeckung ist nämlich nicht bloßer Ausdruck der Zugehörigkeit zur umma oder der Unterwerfung unter göttliches Gebot, sondern sie impliziert die Zustimmung zu einem Verständnis der gesellschaftlichen Ordnung, die die Wirkenssphären der Geschlechter getrennt sehen möchte.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | November 2001

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