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5. Konklusion: Thesen für das Fachgespräch der Friedrich-Ebert-Stiftung

[Seite der Druckausg.: 38 ]

Im Hinblick auf das Fachgespräch werden die Überlegungen in thesenartiger Form wie folgt zusammengefasst:

  1. Zentral für die Analyse der Politischen Kommunikation in der Sozialpolitik ist die Frage, ob wir es bei „Sozialpolitik" mit einem empirisch abgrenzbaren Politikfeld oder mit einer Sammelbezeichnung für unterschiedliche Politikfelder wie Arbeit-, Gesundheits-, Rentenpolitik etc. zu tun haben, die relativ autonom sind und deren gemeinsame Bezeichnung wenig Relevanz für den politischen Kommunikationsprozess insbesondere bezogen auf und in Medien besitzt. In jedem Fall ist das Politikfeld hoch fragmentiert, und zwar allein aufgrund der vielfältigen organisatorischen Strukturen und Zuständigkeiten im politisch-administrativen System.

  2. Angesichts dieser unklaren Ausgangslage wäre daher zunächst zu prüfen, ob es überhaupt eine „bewusste" Interaktion zwischen sozialpolitischen Akteuren gibt. Hierzu wurde in dem Gutachten ein theoretischer Ansatz vorgestellt, der Politik und Medien als Handlungssystem begreift. Erst wenn mit Hilfe eines solchen Ansatzes validiert werden könnte, dass sich politische Akteure einem Politikfeld Sozialpolitik zurechnen, diese Zurechnung von anderen Akteuren (und somit wechselseitig) bestätigt wird und die Akteure eine dauerhafte Beziehung untereinander haben, lässt sich davon ausgehen, dass Sozialpolitik ein Politikfeld ist. Sozialpolitik entsteht durch Interaktion zwischen Akteuren. Weitere Analysen könnten dann Aufschluss darüber geben, welche politischen Akteure das Zentrum eines solchen Netzwerkes bilden, weil sie häufig in die Interaktion eingebunden sind oder wenn ihnen von anderen Akteuren ein großer Einfluss zugewiesen wird. Die Analyse von einzelnen politischen Prozessen hingegen – auch daran fehlt es unter Bezugnahme auf Formen der politischen Kommunikation bislang – wird hingegen keine wesentlichen generalisierbaren Erkenntnisse für Formen der sozialpolitischen Kommunikation erbringen.

  3. Medien haben für die Sozialpolitik keine eigene Verabreitungs- und Vermittlungsstruktur herausgebildet, sondern arbeiten sozialpolitische Fragen, ähnlich wie die Politik selbst, in unterschiedlichen Strukturen ab (Ressorts Innenpolitik, Wirtschaft, Feuilleton etc.). Welche Rolle Fachmedien innerhalb eines sozialpolitischen Netzwerkes spielen, wäre im Rahmen der unter (2) skizzierten Netzwerkanalyse noch empirisch zu überprüfen wie die Frage, ob und ggf. welche Journalis-

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    tinnen und Journalisten in ein sozialpolitisches Netzwerk eingebunden sind. Es ist anzunehmen, dass das Vorhandensein von auf Dauer gestellten Beobachtungseinheiten für die Stabilität des Netzwerkes eine große Bedeutung hat, weil sich daraus bestimmte Interaktionsgemeinschaften und –regeln ergeben können. Auch das Ausmaß der Berichterstattung wird von der Einbindung von Medienvertretern in das Netzwerk anhängig sein.

  4. Bei den über die Netzwerkanalyse ermittelten individuellen Akteuren aus Politik und Medien wären die jeweiligen Organisationsstrukturen, in die sie eingebunden sind und aus denen heraus sie handeln, von Interesse. Zu prüfen wäre, inwieweit Organisationsstrukturen die Handlungslogiken der individuellen Akteure beeinflussen und prägen, aber auch, wie diese Strukturen durch Handeln verändert werden.

  5. Neben den Organisationsstrukturen wird das Handeln sozialpolitischer Akteure geprägt durch die normativen Leitbilder, die ihrem Handeln zu Grunde liegen. Mit Hilfe von Deutungswandelanalysen könnte festgestellt werden, inwieweit diese normativen Leitbilder das Handeln einzelner Akteure prägen, ob es zur Herausbildung von „Koalitionen" auf Basis von Leitbildern kommt, sowie wie und wodurch sich Leitbilder und Koalitionen verändern.

© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | März 2001

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