FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:

Arbeitsgruppe 1:
Integration und Konflikte im öffentlichen Dienst


[Seite der Druckausg.: 55 ]


Georgios Tsapanos
Zusammenfassung der Diskussion


Kurz gefaßt könnte man sagen, das Interesse der Tagungsteilnehmer am Thema „Ausländerinnen und Ausländer im öffentlichen Dienst" entsprach dem geringen Interesse, das der öffentliche Dienst an den Ausländerinnen und Ausländern zu haben scheint. Im gleichen Maße, wie Ausländerinnen und Ausländer den öffentlichen Dienst in nur geringem Maße als Wunscharbeitsplatz ins Auge fassen, geraten Probleme von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im oder mit dem öffentlichen Dienst zumeist nicht in das Blickfeld derer, die sich mit ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zum einen und mit dem öffentlichen Dienst zum anderen beschäftigen.

Als eine Ursache dafür wurde immer wieder die Vielfältigkeit dessen genannt, was man gemeinhin als öffentlichen Dienst bezeichnet. Die Spannweite reiche von den Müllwerkern (bei denen gemeinhin immer an Ausländer gedacht wird) bis zu den Beamtinnen und Beamten in den obersten Bundesbehörden (bei denen schon aufgrund des Beamtenrechts niemand an Ausländer denkt). Es war diese Spannweite, die sich auch in den beiden Referaten widerspiegelte, wobei einige Teilnehmer kritisierten, daß sich die sozusagen arbeitssoziologische Untersuchung „natürlich" auf die Müllwerker konzentriere.

In den Mittelpunkt der Diskussion gerieten schließlich immer mehr die Zugangsbarrieren jedweder Art, die Ausländerinnen und Ausländer auf dem Weg zum Arbeitsplatz öffentlicher Dienst zu überwinden haben; wobei unter „öffentlicher Dienst" in diesem Zusammenhang eher Behörden, Polizei und ähnliches subsumiert wurden. Thematisch konzentrierte sich die Diskussion auf die Punkte „Sprache" und „Staatsangehörigkeit". So wurden Einstellungstests kritisiert, die der Beherrschung der deutschen

[Seite der Druckausg.: 56 ]

Sprache nicht nur in Wort, sondern auch in Schrift ein besonderes Gewicht beimessen, da zahlreiche ausländische Bewerberinnen und Bewerber gerade an letzterem scheitern würden. Gleichzeitig wurde die Bedeutung der deutschen Staatsangehörigkeit betont, zum einen, da durch deren Besitz das formale Ablehnungskriterium, nicht deutscher Staatsangehöriger zu sein, keine Anwendung finden kann, zum anderen, weil der Besitz deutscher Staatsangehörigkeit selbstverständlich auch einen Einfluß auf die getroffene Berufswahl hat. Zahlreiche mögliche ausländische Bewerberinnen und Bewerber kämen aufgrund der fehlenden deutschen Staatsangehörigkeit entweder gar nicht auf die Idee, in den „öffentlichen Dienst der Bundesrepublik Deutschland" zu treten oder glaubten nicht daran, eine Chance beim Bewerbungsverfahren zu haben. Insgesamt wurde beklagt, daß noch zu wenige Ausländerinnen und Ausländer, die die formalen Qualifikationen auch für Posten des höheren und gehobenen Dienstes erfüllen, auch von den Arbeitsverwaltungen ermuntert würden oder sich ermuntert fühlten, sich beim öffentlichen Dienst zu bewerben.

In diesem Zusammenhang wurde aber auch kritisiert, daß die Untersuchung über die Verteilung ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf den öffentlichen Dienst diejenigen unberücksichtigt lasse, die sich haben einbürgern lassen und nun solche Dienstposten bekleiden. Diesem Argument wurde entgegnet, daß es sich bei diesen Eingebürgerten ausdrücklich nicht um Ausländerinnen und Ausländer handelt und diese Personengruppe nicht geeignet ist, die Statistik besser aussehen zu lassen. Allerdings sei es richtig, daß die Notwendigkeit, Eingebürgerte nicht zu erfassen, die Statistik zumindest implizit zum schlechteren verzerre.

Soweit die Untersuchung über die Arbeitssituation und Arbeitsorganisation der Müllwerker in Frankfurt/M. Gegenstand von Fragen war, waren dies Nachfragen zu einzelnen Punkten des Referates.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

Previous Page TOC Next Page