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TEILDOKUMENT:


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Prof. Dr. Monserrat Freixa
Studie in der Stadt Olot


Wir wollen hier eine Studie vorstellen, die in der Stadt Olot ausgearbeitet wurde. In dieser Studie werden die soziale Beteiligung und die Meinungen über die sozialen Dienstleistungen zusammengefaßt, die in dieser Stadt realisiert werden. Die Studie stützt sich auf telefonische Umfragen und Stichproben bei 817 Bürgern und Bürgerinnen dieser Stadt.

Die Studie wurde von der europäischen Kommission wirtschaftlich unterstützt und ist im Projekt EUROBES eingebunden. Sie bedeutet auch eine neue Initiative auf Grund der guten Arbeitskoordination der geleisteten Arbeit zwischen den Regionen von Katalonien und Baden-Württemberg, weil hier zum ersten Mal dasselbe Protokoll der Datenerfassung benutzt wurde. Damit wurde möglich, ausgezeichnete und vergleichbare Ergebnisse zwischen zwei Städten, Geislingen und Olot, beide mit sehr ähnlichen Eigenschaften, zu erhalten.

Deshalb bedeutet diese Studie auf grenzüberschreitender Ebene einen weiteren Schritt vorwärts, was die Beziehungen der Zusammenarbeit angeht, die zwischen Katalonien und Baden-Württemberg unterhalten werden. Diese Beziehungen haben von Anfang an das Interesse geweckt, Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich sozialer Themen auszutauschen, und hier besonders in Bezug auf die älteren Mitbürger.

Auf der anderen Seite bewirkte die Durchführung dieser Studie auch einen hohen Grad an Koordination und Nutzung der Hilfsmittel auf lokaler Ebene, weil sie eine verwandte Struktur zwischen dem Rathaus von Olot, der Abteilung für Benestar Social der katalanischen Landesregierung, der Escola d’Educció Social der Universität von Girona und der Abteilung für Methodologie in den Verhaltenswissenschaften der Universität von Barcelona, schuf. Diese verwandte Struktur hat auch einen guten Dialog und eine technische Zusammenarbeit begünstigt, die weit über die technische Zusammenarbeit hinausgeht, die bei dieser Art von Studien üblich ist. Diese Tatsache verleiht der Studie einen zusätz-

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lich höheren Wert, weil sie beweist, daß diese Form der Zusammenarbeit durchführbar und bereichernd ist.

Als europäisches Netz der Bürgerbeteiligung ist EUROBES auch für andere Mitglieder verbindend, die es möglich gemacht haben, daß die vorgestellte Arbeit überhaupt erst verwirklicht werden konnte. Deshalb ist es während dieser Präsentation auch gerecht, der Stadt Bialystok in Polen und der Grafschaft Stirling in Schottland für ihren Beitrag zu danken, den sie während des langen Austausches geleistet haben.

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1. Einführung

Bei soziologischen Studien wird normalerweise angestrebt, die Bewertung der ausschlaggebenden Eigenschaften der analysierten Personen in ein typisches Subjekt zu verwandeln. Auf dem Gebiet der Soziologieforschung beziehen wir uns damit auf die Notwendigkeit, die wesentlichen Eigenschaften einer bestimmten untersuchten Bevölkerungsgruppe, und folglich das soziale Umfeld, in dem sie leben, herauszukristallisieren. Wir lassen sie erzählen, wie sie sich verhalten, was sie denken, was sie tun oder was sie gerne tun würden, so , als ob wir es mit einem Bekannten oder Verwandten zu tun hätten. Dies ist von besonderer Relevanz, wenn wir eine ausgewählte Gruppe daraufhin untersuchen, wie ihre Verhaltensweisen in einem so weitreichenden Gebiet wie dem des freiwilligen Dienstes in der Gemeinschaft sind. Im allgemeinen wird diese Art von Diensten in der Gemeinschaft relativ gerne geleistet, jedoch seitens der Forscher, der sozial Verantwortlichen, selbst seitens der öffentlichen und privaten Institutionen, die für diese Dienste verantwortlich sind, unspezifisch, global und in vielen Fällen geprägt von Vorurteilen, Vermutungen und zögernd bewertet.

Dies ist einer der Fälle, aus denen sich eine gewisse Erkenntnis schon vor der eigentlichen Auswertung der empirischen Daten ableiten läßt, welche uns erlaubt, diese Annahme zu bestätigen. Man ist versucht anzunehmen, daß sich das Phänomen der freiwilligen Dienste in der Gemeinschaft eindeutig auf dem Rückzug befindet, und daß die Bürger sich immer mehr aus ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Gesell-

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schaft zurückziehen, mit der Folge einer offenkundigen gesellschaftlichen Entfremdung. Studien zu diesem Thema, in deren Verlauf mittels der Bewertung von Gefühlsverhalten (Direktaufzeichnung) und der Analyse von Umfrageergebnissen zu diesem Thema im allgemeinen einige offenkundige Daten aufgezeigt wurden, könnten diese Annahme bestärken. Dies alles führt uns zu der Erkenntnis, daß Begriffe wie „Wohlfahrtsstaat", „die Verantwortung und Handlungsweise der öffentlichen Einrichtungen" oder „das dichte soziale Netz", zu einer gewissen Entfremdung der Menschen in Hinblick auf das soziale Gewissen und die sozialen Bindungen gegenüber den Nachbarn oder der Gemeinde geführt haben.


Die vorliegende Arbeit konzentriert sich in beschreibender Form hauptsächlich auf diese Art von Fragen; ohne weitergehende Absichten zu verfolgen, möchten wir hiermit Daten in Bezug auf diese Frage darstellen, um somit einen bescheidenen empirischen Beitrag zu leisten. Zu diesem Zweck sind an 817 Personen, allesamt Bürger der Stadt Olot, Fragebögen ausgeteilt worden. In der deutschen Stadt Geislingen hat man die gleichen Fragebögen verteilt. Wir erwarten, auf Grund der Ergebnisse,

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die in beiden Städten erreicht wurden, einen systematischen Vergleich anstellen zu können, um somit, für dieses Thema zu einer multikulturellen Betrachtungsweise beitragen zu können.

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2. Die Problematik aus der Sicht des Bürgers

Die erste Frage beschäftigt sich damit, wie die Bürger von Olot ihr soziales Umfeld wahrnehmen, in Bezug auf ihre Handlungsweise als Gemeinschaft. Zu diesem Thema zeigen wir hier einige Ergebnisse, zusammengefaßt aus den entsprechenden Fragen des ausgeteilten Fragebogens. Diese fassen wir in einer Schlagzeile zusammen.

Abb. 1: Wenn ich Probleme habe, gibt es Leute, die mir helfen



Die Ergebnisse beweisen, daß die große Mehrheit der Bürger von Olot das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl und die sozialen Aktivitäten, welche sich in ihrer Stadt entwickeln, als positiv beurteilen. Die Befragten sind der festen Überzeugung (69,5 %), daß die Leute ihnen helfen, wenn sie Probleme haben sollten (Bild 1). Es überrascht dann auch nicht, daß 48 % der Befragten glauben, daß der Zusammenhalt und die Einheit in ihrem Stadtviertel gut seien (Bild 2). Es sei am Rande erwähnt, daß bei den Meinungsäußerungen zwischen Frauen und Männern praktisch kein Unterschied festgestellt werden konnte.

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Abb. 2: In unserem Stadtviertel ist der Zusammenhalt ausgezeichnet



Es ist wichtig zu erwähnen, daß sich einige Unterschiede bei der Betrachtung der verschiedenen Altersklassen ergeben. So ist festzustellen, daß Personen von über 70 Jahren den Zusammenhalt in ihrem Stadtviertel als subjektiv hervorragend beurteilen (Bild 3).

Abb. 3: In unserem Stadtviertel ist der Zusammenhang ausgezeichnet



Andererseits sind 88 % der Personen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren der Meinung, daß die Leute ihnen helfen, wenn sie ein Problem haben. Es hat den Anschein, daß bei den jüngeren Personen eine leicht ansteigende Tendenz im Bezug auf die positive Empfindung zu verzeichnen ist.

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Abb. 4: Wenn ich Probleme habe, gibt es Leute, die mir helfen



Zusätzlich ist zu erwähnen, daß sich keine Unterschiede bezüglich des Schulbildungsniveaus der Befragten ergeben haben . Außerdem sind sich die Bürger von Olot in ihrer Gesamtheit sicher, daß ihnen geholfen würde, wenn sie Schwierigkeiten hätten. Nichts desto trotz sind sie sich in Bezug auf andere Problembereiche ebenso bewußt, und 60,4 % der Befragten sind sich völlig einig darüber, daß die zwischenmenschlichen Beziehungen in Olot unpersönlicher geworden sind, und 56 % zeigen sich erschreckt über die menschliche Kälte der Gesellschaft. Letztlich glauben 65,8 %, daß es eine größere Distanz zwischen den Generationen gibt. Dies alles läßt den Schluß zu, daß die Gesellschaft sich voll bewußt darüber ist, in welchen Bereichen Probleme im sozialen Verhalten der Gesellschaft existieren. Die folgenden Grafiken veranschaulichen diese Ergebnisse.

Um etwas konkretere Informationen als die vorstehend dargestellten anzubieten, haben wir eine Auswahl aus einer Reihe von Fragen aus dem Umfragebogen entnommen, welche diese Erkenntnisse bezüglich der Problematik, auf die wir hingewiesen haben, widerspiegeln.

In Bild 5 und 7 werden die erläuternden Daten zweier Fragen, die nach unserem Dafürhalten am unmittelbarsten mit dem Situationsbewußtsein verbunden sind, vorgestellt: Zum einen die Vorstellung, daß die Gemeinschaft vom Bürger entfernt ist (Bild 5), und zum anderen die Unver-

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söhnlichkeit, die im Bereich des Gemeinschaftsverhältnisses der Stadt Olot vorherrschen könnte.

Abb. 5: Die soziale Kälte in unserer Gesellschaft empfinde ich als bedrohlich



Abb. 6: Die Kluft zwischen den Generationen wird auch in Olot immer größer



Was das konkrete Angebot von sozialen Aktivitäten in Olot betrifft, so wird das sportliche und kulturelle Angebot für ältere Menschen als positiv von den Befragten bewertet. Es ist jedoch zu erwähnen, daß bei der Beurteilung des Angebots für junge Leute nicht mehr eine solch breite

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positive Bewertung festzustellen ist, vor allem, verständlicherweise, unter den Befragten dieser entsprechenden Altersgruppe selbst.

Abb. 7: In Olot ist das Verhältnis der Menschen untereinander unpersönlicher geworden



Wenn sich unter den befragten Personen die Frage nach der bevorzugten Mitgliedschaft in einer Vereinigung oder Organisation stellt, so kommen wir zu dem Ergebnis, das im nächsten Bild dargestellt ist. Es ist jedoch zu vermerken, daß hier nur 298 verwertbare Asntworten ihren Niederschlag finden. Deshalb müssen wir uns klar darüber sein, daß hier der repräsentative Charakter stark eingeschränkt ist.

Art der Vereinigung

Prozentpunkte

Kultur

3,1 %

soziale Dienste

14,2 %

Städteplanung

5,4 %

Umweltschutz

1,4 %

Jugend

2,8 %

Freizeit

1,1 %

Sport

0,3 %

Politik

1,5 %

ältere Menschen

13,5 %

Kinder

0,9 %

Emigranten

0,5 %

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Bleibt also festzustellen, daß die Bürger von Olot in ihrer großen Mehrheit zufrieden sind und daß man die Lebensqualität als gut empfindet. Des weiteren bekunden die befragten Bürger, daß Einheit und Zusammengehörigkeitsgefühl in ihrem Stadtviertel ausgeprägt sind. Außerdem wird die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, daß die Nachbarn im Falle von persönlichen Schwierigkeiten zu Hilfe eilen. Eine gewisse zwischenmenschliche Entfremdung wird neben der Distanz zwischen den Generationen sehr wohl auch festgestellt. Schließlich wird das veränderte Problembewußtsein dazu führen, eine aktive Beteiligung an der Lösung der Probleme auszulösen, da sich diese nicht von selber lösen.

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3. Tätigkeitsfelder, in denen der Bürger glaubt, tätig werden zu können

Bei den befragten Personen kann davon ausgegangen werden, daß es ihnen bekannt ist, daß es gewisse soziale und gemeinschaftliche Spielregeln gibt. Dies läßt sich zumindest aus dem bisherigen Untersuchungsergebnis deutlich ableiten. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist in diesem Bezug die Tatsache, daß 45 % der Befragten sich sicher und überzeugt zeigen, daß ihre Meinung bezüglich dieser Thematik ernstgenommen wird. Daraus ist zu schließen, daß unter ihnen der eindeutige Wille besteht, sich nicht von dem Gemeinschaftsprozess abzugrenzen.

Bild 8 gibt uns Aufschluß darüber, daß die Bürger in ihrer überwiegenden Mehrheit eine freiwillige Zusammenarbeit sehr positiv beurteilen; 70,3 % aller Befragten bringen hier ihre Absicht zum Ausdruck, sich an freiwillig sozialen Gemeinschaftsdiensten zu beteiligen. Wir glauben, daß dies jeden weiteren Kommentar erübrigt.

Wenn wir nun versuchen, die Art von Zusammenarbeit, die der Bürger bereit zu leisten wäre, näher zu betrachten, sehen wir uns mit Antworten konfrontiert, welche sehr klar den Schluß zulassen, daß persönliche und berufliche Erfahrungen wegen fehlender Auslastung eingesetzt werden. Die Ergebnisse belegen, daß die befragten Personen diese Art von Beitrag als am wichtigsten ansehen in Bezug darauf, was sie der Gesell-

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schaft gegenüber zu leisten bereit wären. Bild 9 veranschaulicht diesen Aspekt.

Abb. 8: Freiwillige Mitarbeit



Abb. 9: Engagement der Bürger



Wenn es darum geht, den Umfang des sozialen Engagements in Bezug auf den beabsichtigten Zeitraum in den freiwilligen Gemeinschaftsdiensten genau zu definieren, sehen wir uns einer geringen Anzahl von Antworten gegenüber. 19 % derjenigen Befragten, die bereit sind, ein gewisses soziales Engagement einzugehen, siedeln diesen beabsichtigten Zeitaufwand bei etwa 5 Wochenstunden an, was ja wirklich nicht sehr viel ist.

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Ein wichtiger Bereich ist die Tatsache, daß es in einigen Aspekten kaum einen Unterschied gibt zwischen den Personen, die zu einem sozialen Engagement bereit sind, und denen, die nicht dazu bereit sind. Die Bilder 10, 11 und 12 bringen zum Ausdruck, daß die Mitbürger, die sich nicht generell zu einem Engagement bereit erklären, jedoch nicht als Personen fern von der sozialen und gemeinschaftlichen Wirklichkeit betrachtet werden können. In der Tat ist es so, daß beide Gruppen in etwa gleichen Prozentsätzen ihre Sorge zum Ausdruck bringen über Aspekte ihres persönlichen Umfelds, über das von ihren Mitbürgern vermittelte Vertrauen oder gar das zwischenmenschliche Verhältnis zwischen ihnen und wenig bekannten Mitbürgern.

Abb. 10: Ich bin offen gegenüber Personen, auch wenn ich diese kaum kenne



Abb. 11: Ich diskutiere über Angelegenheiten der Stadt



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Abb. 12: Ich bespreche städtische Angelegenheiten mit den Institutionen



Bei der Analyse der Aktivitäten, die von den Befragten in den Bereich der Freiwilligendienste eingeordnet werden, stellen wir schließlich eine Priorität zu Gunsten der Organisation kultureller Aktivitäten zum einen und der Betreuung von Behinderten zum anderen fest (93,8 % bzw. 93,5 % zustimmender Antworten). Der Vollständigkeit halber ist darauf hinzuweisen, daß die befürwortenden Antworten seitens der Befragten bezüglich der verbleibenden Bereiche gegenüber den vorher genannten nicht gering zu schätzen sind. Das könnte uns zu der Annahme führen, daß sich dieser Personenkreis nicht auf einzelne, ganz spezielle oder als

Abb. 13: Vertrauen der Bürger in zukünftige Aktivitäten



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geringer geschätzte Dienste beschränkt. Ganz im Gegenteil sind sie bereit und willens, in einem breiten Spektrum sozialer und gemeinschaftlicher Aufgaben entsprechende Tätigkeiten zu übernehmen. Zu diesem Thema gibt uns Bild 13 näher Aufschluß.

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4. Motive zum Engagement

Besonders interessant erscheint uns der Abschnitt, der sich mit der Untersuchung der Motivation befaßt bezüglich der Begründung der Entscheidung, sich im sozialen Bereich zu engagieren. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: welche wirklichen Gründe führen einen Menschen dazu, sich zu engagieren ? Um diese Frage zu beantworten, haben wir eine Gruppe von Motiven zusammengestellt, welche wir aufteilen in 1) Vorstellung der anzubietenden Hilfe; 2) Bewußtsein einer bürgerlichen Verpflichtung; 3) Ausdrucksmechanismen der persönlichen Kreativität und 4) Prozeß der Verwirklichung der eigenen Erwartungen [Die Gruppierung wurde von der Arbeitsgruppe in Geislingen vorgenommen.] .

Die folgenden Bilder (14 bis 17) veranschaulichen uns diese vier obengenannten Faktoren. Was den ersten Faktor (Hilfe) betrifft, so veranschaulicht Bild 15, daß es sich hier um ein bevorzugtes Argument seitens der Befragten handelt. Der zentrale Gedanke, daß eine freiwillige Bedeutung gleichbedeutend ist mit dem ausdrücklich erklärtem Wunsch zu helfen, wird von 92,5 % der erfaßten Antworten unterstützt. Das ist ausschlaggebend für eine entsprechende Schlußfolgerung.

In der zweiten Gruppe (Verpflichtung) ist die Möglichkeit der Übernahme von sozialen Verantwortlichkeiten seitens der Bürger offensichtlich das hervorstechende Merkmal (91,1 % der möglichen Antworten). Dies ist besonders eindeutig, denn eine Frage wie die nach der Vorstellung des Sparens ist weit entfernt von der am Anfang gestellten Fragestellung. Dies alles läßt uns an Bürger denken, die mehr um ihr Verantwortungsbewußtsein in Bezug auf die Gesellschaft besorgt sind als um vordringlichere Fragen.

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Abb. 14: Motive für eine Mitarbeit

Anderen helfen



Abb. 15: Motive für das Engagement

Pflichtbewußtsein



Der Faktor der Kreativität (Abb. 16) wird in den vorliegenden Umfrageergebnissen eindeutig beantwortet, denn rund 85 % der Befragten beziehen hierzu positiv Stellung. Vorstellungen wie z.B. „der Beitrag meiner persönlichen Möglichkeiten" oder wie „in Gruppen" gearbeitet werden kann, werden als klare Alternativen in Bezug auf die Rechtfertigung von Gründen für das freiwillige soziale Engagement der Mitbürger angesehen.

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Abb. 16: Motive für das Engagement

Kreativität



Bei der Analyse des letzten der vorgestellten Faktoren (Abb. 17), der sich mit dem Begriff der persönlichen Selbstverwirklichung oder der Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzt, finden wir ein wesentlich klareres Profil als bei den anderen drei vorangegangenen.

Abb. 17: Motive für das Engagement

Persönliche Entwicklung



In der Tat, Beweggründe wie „neue Leute kennenlernen" (85,9 %) oder „die Erlangung von Bestätigung durch andere" (83,3 %) heben sich hier klar ab. Aus den Umfrageergebnissen scheint sich ein gewisser Wider-

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spruch abzuzeichnen, da die „uneigennützige" Motivation in Prozentsätzen ausgedrückt fast gleich steht mit den eher „pragmatischen" Beweggründen. Dies kann man freilich nur vor dem Hintergrund der zwangsläufigen Ambivalenz, wie sie sich im Falle einer öffentlichen Bewegung wie der eines freiwilligen Sozialdienstes ergibt. Jedenfalls ist es offenkundig, daß die übrigen Möglichkeiten weit entfernt bleiben von den beiden, die wir dargestellt haben, und deshalb glauben wir, daß diese beiden Argumente als die wesentlicheren im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung zu betrachten sind.

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5.5 Forderung der Bürger an die Politiker

Ein letzter Punkt, den wir noch kurz behandeln möchten, ist die Erwartungshaltung der Befragten gegenüber den Aktivitäten der öffentlichen Institutionen, die im Sozialbereich verantwortlich sind. So erreichen wir bei der Frage, für wie wichtig die Aktivitäten der öffentlichen Einrichtungen gehalten werden, wie in Abb. 19 deutlich wird, ein zustimmendes Ergebnis von 92,2 % der Befragten, die dies für wichtig oder sehr wichtig halten. Damit erübrigen sich hier wohl weitere Anmerkungen.

Abb. 18: Wichtigkeit der Intervention von Institutionen



Wenn wir uns abschließend die Frage stellen, in welchen Bereichen die Befragten Aktivitäten seitens der öffentlichen Institutionen erwarten, so

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veranschaulicht Abb. 19, daß die Hauptforderung (27,5 %) im Bereich der Ausbildung anzusiedeln ist. Das heißt, daß sich die Befragten auf Grund einer Reihe von Beweggründen, die in ihrem Sozial- und Pflichtbewußtsein begründet sind, für fähig halten, bei den zuständigen Institutionen auf eine ausreichende Ausbildung zur Erlangung einer effizienten Qualifikation zu dringen. Das Ergebnis der Studie läßt somit eine gewisse Gesamtlogik klar erkennen.

Abb. 19: Wege zur Unterstützung der Initiativen seitens der

Institutionen




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