ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online

Ralf Stremmel, 100 Jahre Historisches Archiv Krupp. Entwicklungen, Aufgaben, Bestände, unter Mitarbeit von Renate Köhne-Lindenlaub u.a. (Kleine Reihe Villa Hügel), Deutscher Kunstverlag, München-Berlin 2005, 276 S., kart., 14,80 €.

,,Ich wünsche aber, daß nicht verloren gehen möge, was [...] noch vorhanden ist." - Der Großindustrielle Alfred Krupp (1812-1887), der diese Anweisung am 4. November 1871 aus dem englischen Seebad Torquay gab, war schon frühzeitig interessiert, seine wichtigsten Schriftstücke erhalten zu wissen, und ließ daher viele handschriftlichen Notizen in Reinschrift übertragen, damit er sich später daran orientieren könne und sie zugleich einen Leitfaden für die zukünftige Unternehmensführung darstellen können. Nach seinem Tod wurden 1905 von der Fried. Krupp AG mit der neuen Geschichtlichen Abteilung ein Werksarchiv und kurz darauf von Margarethe Krupp (1854-1931) in der Villa Hügel ein systematisch betreutes Familienarchiv eingerichtet; 1955 wurden beide zusammengeführt. Eigentümer ist heute die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die den wissenschaftlichen Zugang zu diesen Quellen auf Antrag ermöglicht und selbst Forschungsvorhaben, insbesondere zur Industriegeschichte des Ruhrgebiets und zur Unternehmensgeschichte des Hauses Krupp, initiiert.

Das Archiv umfasst gut 8.000 m Unterlagen und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Neben schriftlichen Dokumenten finden sich dort auch 2.200 Filme und etwa zwei Millionen Fotos seit ca. 1846 zu den Themenbereichen Familie, Villa Hügel, Unternehmen, Region sowie Ereignisse aus Politik und Gesellschaft.

Zum hundertjährigen Bestehen des ältesten deutschen Unternehmensarchivs hat dessen Leiter Ralf Stremmel einen ansprechend gestalteten und mit zahlreichen Abbildungen illustrierten Band vorgelegt, der über Geschichte und Gegenwart des Historischen Archivs Krupp informiert. Zugleich ist eine nützliche Übersicht enthalten, die kompakt über die vielfältigen Bestände mit Schwerpunkt vor 1970 informiert. Eine Auswahlbibliografie und ein Register runden die Publikation ab. Dieser reichhaltige Bestand bietet nicht nur zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte wichtiges Material, sondern ist auch als visuelles Gedächtnis und damit auch für kulturwissenschaftliche Fragestellungen bedeutend.

Rainer Hering, Schleswig


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