Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online
Reimer Hansen, Aus einem Jahrtausend historischer Nachbarschaft. Studien zur Geschichte Schleswigs, Holsteins und Dithmarschen, hrsg. v. Uwe Danker/Manfred Jessen-Klingenberg/Jörn-Peter Leppien (Veröffentlichungen des Beirats für Geschichte/Gesellschaft für Politik und Bildung Schleswig-Holstein e.V., Bd. 22), Schleswig-Holsteinischer Geschichtsverlag, Bad Malente 2005, 298 S., 45 Abb., kart., 18,00 €.
Aus Anlass des 65. Geburtstages des Professors für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin Reimer Hansen haben Freunde des Jubilars ihn mit einer Sammlung seiner für das nördlichste Bundesland relevantesten Aufsätze zu historischen Themen geehrt. Reimer Hansen, der gebürtiger Dithmarscher ist und an der Landesuniversität in Kiel zum Historiker ausgebildet wurde, fühlt sich Schleswig-Holstein nach wie vor verbunden. Er publizierte und publiziert verschiedentlich zu Themen der Landesgeschichte, wobei er oft genug grenzüberschreitende Aspekte einbrachte. Alle seine hier zusammengestellten Aufsätze sind in Bibliotheken greifbar, doch an verstreuten Stellen. Einer einleitenden Würdigung des Historikers durch die Herausgeber folgt eine kurze Vorstellung der nachfolgend abgedruckten Aufsätze. Die Anordnung erfolgt in vier Blöcken: Grundzüge und Kontinuitäten mit einem Aufsatz über die Beziehungen des alten Deutschen Reiches zum nördlichen Nachbarn Dänemark (S. 19-32); Zum mittelalterlichen Dithmarschen mit vier Abhandlungen zum Patriarchatsplan Adalberts von Bremen, zur alten Wöhrdener Kirche, zum Marienland Dithmarschen und zum evangelischen Märtyrer Heinrich von Zütphen (S. 35-118); Zu Schleswig und Holstein in der frühen Neuzeit, worunter sich Beiträge zum Kieler Umschlag (einem über die Landesgrenzen hinaus wirksamen Geldmarkt vor allem des 16. und 17. Jahrhunderts, der aber bis in das 19. Jahrhundert regionale Bedeutung hatte), zu Heinrich Rantzau (dem Humanisten und Staatsmann) und zu einem Nord-Ostseekanal-Projekt aus dem Jahr 1571 (S.121-218) finden; schließlich: Zum Nationalstaatsproblem des 19. und 20. Jahrhunderts mit Aufsätzen zur Bedeutung des Ripener Privilegs von 1460 in den Konflikten des 19. Jahrhunderts, über Wandel und Überwindung des Nationalstaatsprinzips und die Wurzeln und Bedeutung der Kieler Erklärung von 1949 über das Verhältnis des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein zu seiner dänischen Minderheit. Dass dies nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Werk Reimer Hansens ist, zeigt das beigegebene Schriftenverzeichnis. Dass keiner der Beiträge ,,veraltet" ist, verrät den Blick des Autors für wesentliche Fragen an die Geschichte.
Alle Aufsätze dieser Sammlung machen deutlich, dass Reimer Hansen ein akribischer, in methodischer Hinsicht auf der Höhe der Zeit befindlicher, von der gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung der Geschichtsschreibung, die für ihn auch immer kritische Reflexion ist, überzeugter Historiker ist. Für die schleswig-holsteinische Landesgeschichte, die sich Impulsen von außen stärker öffnen könnte, ist dies eine echte Bereicherung - auch wenn Hansen im Lande leider nicht seinem Wert entsprechend geschätzt und rezipiert wurde. Zu einer besseren Kenntnis seines Werkes zum Nutzen der Landesgeschichte kann dieser ehrende Sammelband nun trefflich beitragen.
Klaus-J. Lorenzen-Schmidt, Hamburg