ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online

Axel Kuhn, Die deutsche Arbeiterbewegung. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2004, 367 S., kart., 8,80 €.

In seinem Buch "Die deutsche Arbeiterbewegung" beschreibt Axel Kuhn, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart, die Geschichte und Politik der Arbeiterbewegung in der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Buch deckt inhaltlich den Zeitraum von 1832 bis 1959 ab. Mit dieser Rahmensetzung zollt der Autor dem Umstand Tribut, dass die deutsche Arbeiterbewegung mit Verabschiedung des Godesberger Programms 1959 den Wandel von der Arbeiter- zu einer Volkspartei vollzog. In der Niederschlagung der Arbeiterrevolte am 17. Juni 1953 durch die SED in der DDR sieht Kuhn parallel als Endpunkt der Existenz des kommunistischen "Flügels" der deutschen Arbeiterbewegung.

Im ersten Teil des Buches, dessen 100 Seiten mehr als die Hälfte des Buches ausmachen, wird in 11 Kapiteln die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zwischen 1832 und 1959 dargestellt. Beschrieben werden die Anfänge der Arbeiterorganisationen, ihre Rolle in der Revolution von 1848/49, ihre Konsolidierung in der Zeit bis zur Reichsgründung, Verfolgung in der Zeit des Sozialistengesetzes und das Neuerstarken vor dem Ersten Weltkrieg. Der Schilderung der Spaltung der Arbeiterbewegung im Ersten Weltkrieg und des Versuches, nach dem Zusammenbruch eine neue sozialistisch-republikanische Ordnung zu gestalten, folgen Kapitel zur Rolle der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Das 11. und letzte Kapitel des Darstellungsteils befasst sich mit der Rolle der Arbeiterbewegung im Deutschland der Nachkriegsjahre bis 1959.

Im zweiten Teil des Buches, der mit "Aspekte" überschrieben ist, geht Kuhn auf 70 Seiten auf 10 zentrale Themen bzw. Ereignisse ein, die den Weg der deutschen Arbeiterbewegung in erheblicher Weise mitbestimmten. Neben theoretischen Aspekten (z.B. "Der historische Materialismus", "Die Marxsche Revolutionstheorie", "Revision und Orthodoxie" oder "Theorien über den Faschismus") werden hier auch gesellschaftliche Entwicklungen bzw. Ereignisse in Bezug auf ihre Wechselwirkung zur Arbeiterbewegung (z.B. "Der 9. November 1918", "Sozialismus ohne Arbeiterbewegung" oder "Die SPD nach Godesberg") betrachtet.

Der dritte Teil des Buches bietet dem Leser auf 40 Seiten eine Auswahl zentraler Quellen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, z.T. in gekürzter Form.

Wie die Zeittafel am Anfang des Buches bieten Abkürzungsverzeichnis, Literaturhinweise, Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen, sowie ein Namensregister dem Leser die Möglichkeit, das Buch bestmöglich einzusetzen.

Kuhn vermittelt in seinem Abriss der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung alle grundlegenden Informationen in klarer und eingängiger Sprache. Für Schüler und Studierende bietet das Buch einen guten Einstieg in das Thema zu einem erschwinglichen Preis. Vereinzelte formale Fehler (falsche Jahreszahl in der Tabelle auf Seite 217 oder falsche Seitenzahlen für Namensregister oder Autoreninformation im Inhaltsverzeichnis des Buches) sind vermutlich Sache des Lektorats und in einer weiteren Auflage, die dem Buch zu wünschen ist, kein Thema mehr.

Hubert Woltering, Bonn


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