ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online

Vertreibungen europäisch erinnern? Historische Erfahrungen - Vergangenheitspolitik - Zukunftskonzeptionen, hrsg. v. Dieter Bingen, Włodzimierz Borodziej und Stefan Troebst. (Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt, Bd. 18), Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2003, 328 S., kart. 24,80 €.

Mit dem vorliegenden Band hält der Leser die Dokumentation einer Tagung in den Händen, die im Dezember 2002 auf Initiative des Deutschen Polen-Instituts (Darmstadt), des Geisteswissenschaftlichen Zentrums für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (Leipzig) und des Historischen Instituts der Universität Warschau in Darmstadt stattgefunden hat. Ziel der Versammelten (überwiegend Wissenschaftler aus ganz Europa, Israel und den USA) war es, einen Überblick über den Stand der Aufarbeitung des Phänomens ,,Vertreibung" im Europa des 20. Jahrhunderts zu geben und erste Konzeptionen für eine mögliche gesamteuropäische Form der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema und der musealen Darstellung zu skizzieren. Der Titel ,,Vertreibungen europäisch erinnern?" deutet bereits darauf hin, dass es nicht zuletzt um einen Gegenentwurf zu dem der Stiftung ,,Zentrum gegen Vertreibungen" ging, die 1999 von der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, ins Leben gerufen worden war. Da dankenswerterweise nicht nur die ausgearbeiteten Referate, sondern auch die sich daran anschließenden Diskussionen in dem Band publiziert wurden, gewinnt man einen guten Einblick in den Stand einer ausgesprochen facettenreichen und teilweise kontroversen Debatte. Zwar vermerken die Herausgeber in ihrem Vorwort als Ergebnis der Tagung optimistisch, ,,einen ersten Schritt zur Konzeptionalisierung eines europäisch ausgerichteten Zentrums gegen Vertreibungen getan zu haben" (S. 10). Doch macht die Lektüre deutlich, dass sowohl die Darstellung des Jahrhundertphänomens Vertreibung als auch die Kommunikation zwischen den überaus unterschiedlichen europäischen Erinnerungskulturen ein komplexes Unterfangen ist. Der Band präsentiert viele offene Fragen und weniger fertige Handlungsanweisungen, wie ein ,,europäisches Zentrum gegen Vertreibungen" aussehen könnte. Er ist damit ein authentisches Zeugnis der gegenwärtigen Debatte.

Im Eröffnungsvortrag der Tagung plädiert Karl Schlögel (Frankfurt/Oder) für einen europäischen Diskursraum, um sich das Thema ,,Vertreibung" (wieder)anzueignen. Ihm ist sicher zuzustimmen, dass sich nach dem politischen Umbruch des Jahres 1989 ein neuer ,,Geschichtsraum" in Europa eröffnet hat, in dem ein neuer, weniger von politischen und ideologischen Vorannahmen bestimmter Blick auf den Komplex der massenhaften Bevölkerungsverschiebungen möglich wird. Ob deswegen auch gleich eine neue Sprache gefunden werden muss, die diese Ereignisse beschreibt, ist hingegen fraglich. Meiner Meinung muss es nicht unbedingt ein noch zu schreibendes ,,Epos" (S. 13) sein, das der Erfahrung des gewaltsamen Heimatverlustes gerecht wird. Warum nicht zum Beispiel auch auf die Erzählungen Arno Schmidts aus den späten Vierzigerjahren zurückgreifen, die zwei bei diesem Thema entscheidende Aspekte aufzeigen: sie skizzieren Einzelschicksale, ohne den historischen Kontext (und das waren nicht nur Krieg und Vernichtungspolitik, sondern auch die Kälte der westdeutschen ,,Aufnahmegesellschaft") aus den Augen zu verlieren. Zu Recht kritisiert Schlögel einerseits die Teilnahmslosigkeit, die ein großer Teil der deutschen Öffentlichkeit gegenüber dem Schicksal der Vertriebenen an den Tag gelegt hat, andererseits aber auch die Abkapselung der Vertriebenen und vor allem ihrer Lobbys von der restlichen Gesellschaft. Aber nicht nur für den innerdeutschen Diskursraum deckt Schlögel Deformationen auf. Er weist auch darauf hin, dass das Thema Vertreibung jahrzehntelang quasi im Koordinatensystem des Kalten Krieges ,,eingefroren" war. Eine gesamteuropäische, staatliche und Systemgrenzen überschreitende Betrachtung war bis 1989 kaum möglich. Dabei muss, wer die Vertreibungen historisch einordnen will, ihren europäischen Bezugsrahmen im Blick behalten und herausarbeiten, dass die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert in großem Maße ,,Gewaltgeschichte" nicht zuletzt wegen der massenhaften Bevölkerungsverschiebungen war. Zur Aufarbeitung dieser Geschichte fordert Schlögel das komplexe Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen ein, die sowohl die Makro- als auch die Mikroebene des Geschehenen in den Blick nehmen. Schließlich wendet er sich gegen eine forschungsinstitutionelle Separierung des Komplexes Vertreibungen von der Erforschung des Holocausts. Er spricht damit ein Problem an, das während der gesamten Tagung immer wieder in Diskussionsbeiträgen aufscheinen sollte. In seinen abschließenden Erwägungen zur Wahl eines möglichen Ortes warnt er vor dem Irrglauben, den Vertreibungen an einem Ort ,,europäisch" gedenken zu können. Die individuelle Angelegenheit des Trauerns und Gedenkens findet ihren Ort am besten in den alten bzw. neuen Heimatregionen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung hingegen kann, wie vom Autor eindrücklich dargestellt, nur in einem transnationalen Diskursrahmen erfolgen.

In einem zweiten Überblicksvortrag skizziert Hans Lemberg (Marburg/Lahn) das ,,Jahrhundert der Vertreibungen". Er erinnert daran, dass das Mittel der Bevölkerungsverschiebungen zur Beseitigung von Konflikten eine lange Tradition im europäischen politischen Denken des 20. Jahrhunderts hat, weist aber gleichzeitig auf das System des Minderheitenschutzes hin, das in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen versuchte, auf der Basis rechtlich normierter Verfahren das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen zu ermöglichen. Das Scheitern dieses Minderheitenschutzsystems ist bekannt, doch konstatiert der Autor, dass die Phase scheinbarer Stabilität, die der ,,ethnischen Entmischung" Mitteleuropas nach dem Zweiten Weltkrieg folgte, keineswegs positiv zu bewerten ist. Er spricht damit einen brisanten Punkt an, der auch in den folgenden Diskussionen immer wieder berührt wird, nämlich wie die theoretische Verdammung der ethnischen Säuberungen und die tatsächliche Anerkennung eines größtenteils ,,entmischten" Europas zu vereinen sind.

Das erste Podium der Tagung beschäftigte sich mit den verschiedenen Zwangsmigrationen in und nach dem Ersten Weltkrieg. An die Beiträge zur Politik des jungtürkischen Staates gegenüber den Armeniern und zu den Folgen des Balkankrieges der Jahre 1912/13 schloss sich eine interessante, weil viele grundsätzliche Fragen berührende Diskussion an. Die ,,ethnischen Entmischungen" an Europas Peripherie auf dem Balkan bzw. in der Türkei waren keine ,,uneuropäischen" Atavismen, sondern vielmehr Ausdruck eines modernen territorialstaatlichen Bewusstseins, das gesellschaftliche und politische Probleme durch die Vertreibung bzw. Umsiedlung bestimmter Bevölkerungsgruppen glaubte lösen zu können. Dabei warf der Fall des türkischen Vorgehens gegenüber den Armeniern die Frage auf, in welcher Beziehung die Kategorien Zwangsmigration und Völkermord zueinander stehen. Die Klärung dieser Beziehung wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass der Begriff Völkermord einerseits ein feststehender, wenn auch recht unpräziser Begriff des Völkerrechts, andererseits aber auch ein politisierter Kampfbegriff ist. Ein weiterer Diskussionsstrang befasste sich mit dem Problem der historischen Kontextualisierung von Vertreibungsvorgängen. Gerade aus der Sicht der Opfer der gewaltsamen Bevölkerungsverschiebungen scheinen solche Kontextualisierungen häufig der Rechtfertigung ihrer Vertreibung zu dienen. Dennoch sind sie unerlässlich, nicht zuletzt um Kontinuitätslinien aufzuzeigen. So kann man zum Beispiel für den Balkanraum bereits für das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts Pläne zur Entmischung ethnischer und konfessioneller Mischzonen nachweisen. Zugleich darf eine solche Betrachtung jedoch nicht dazu führen, sich auf den Diskurs der angeblich unausweichlich homogenisierenden Tendenz des modernen Nationalstaats einzulassen und multiethnische bzw. multikonfessionelle Gemeinschaften zwangsläufig als Quelle der Überforderung staatlicher Regelungsfähigkeit zu begreifen.

Das sehr umfangreiche zweite Podium setzte sich mit den unterschiedlichen Arten von Zwangsmigrationen im Umfeld des Zweiten Weltkriegs und vor allem an dessen Anschluss auseinander. Das Schicksal der Deutschen in der Tschechoslowakei bzw. der Deutschen und Ungarn in Rumänien nach der Niederlage des Deutschen Reiches wurde dabei ebenso thematisiert wie die vielfältigen und überaus unterschiedlichen Migrationsbewegungen in Polen in und nach dem Zweiten Weltkrieg. Weiterhin befasste man sich mit dem slowakisch-ungarischen Bevölkerungsaustausch, den zahlreichen Deportationswellen in der Sowjetunion seit den Dreißigerjahren sowie Zwangsmigrationen von und nach Ungarn, Vertreibungen auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawien sowie dem Schicksal der griechischen Bürgerkriegsflüchtlinge seit 1946. Die Heterogenität der dargestellten Fälle hatte zur Folge, dass sich die anschließende Diskussion vor allem um die Verwendung angemessener Begriffe drehte. Dabei stellte sich heraus, dass die Wissenschaft weit davon entfernt ist, über ein konsensfähiges und abgestuftes Vokabular zu verfügen, das sowohl der historiographischen Einordnung der unterschiedlichen Fälle von Zwangsmigration als auch der Wahrnehmung der jeweils Betroffenen gerecht würde. Es stellt sich die Frage, ob die Erarbeitung eines solchen ,,genormten" Vokabulars überhaupt machbar bzw. wünschenswert ist. Wenigstens im Hinblick auf eine Auseinandersetzung mit dem in Berlin geplanten ,,Zentrum gegen Vertreibungen" schien einigen Anwesenden eine Konkretisierung der Terminologie unumgänglich (S. 169). An dieser Stelle zeigte sich meiner Meinung besonders deutlich die Spannung zwischen dem wissenschaftlichen und dem aktuellen publizistischen Diskurs über das Phänomen der Zwangsmigrationen.

Auf dem folgenden Podium stand die Politik des ,,ethnic cleansing" nach dem Ende des Kalten Krieges im ehemaligen Jugoslawien im Mittelpunkt. Besondere Beachtung wurde den serbischen Plänen für einen ethnisch homogenen Staat geschenkt, die unter unterschiedlichen politischen Vorzeichen für das gesamte 20. Jahrhundert nachzuweisen sind. In diesen Plänen waren ethnische Säuberungen immer als Mittel zur Erreichung dieses Ziels präsent. Besonders schockierend für die außenstehenden Beobachter war an den Jugoslawienkriegen der Neunzigerjahre die Heftigkeit und Brutalität, mit der sich der Staatszerfall vollzog. In ihren Darstellungen betonten die Referenten den zum Teil genozidalen Charakter, den die ,,ethnischen Säuberungen" dabei annahmen. Der Fall Jugoslawien stellte eindrücklich die Qualität der ,,stabilen Phase" in Europa nach 1945 in Frage. In Jugoslawien waren die Konflikte eingefroren, aber nicht gelöst. Als qualitativ neu und positiv wurde die internationale Ächtung der Politik des ,,ethnic cleansing" und die sich daran anschließende militärische Intervention bewertet. Hier spielten historische Erfahrungen für die Entscheidungsfindung eine nicht geringe Rolle. Es ist allerdings fraglich, ob die Interventionen tatsächlich das Ende der Konflikte bedeuten. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass gerade das Gefühl des ,,Opferseins" die Grundlage für das Weiterschwelen der Konflikte darstellen kann. Die gewaltsame Trennung der Konfliktparteien bedeutet damit nur einen temporären Frieden, die Entwicklung des künftigen Zusammenlebens bleibt offen, wie auch die Frage, ob die Rückkehr der Vertriebenen oder die Integration in den Ankunftsgebieten erklärtes Ziel sein soll.

Podium vier hatte sich vorgenommen, über Vergleichbarkeit bzw. Einzigartigkeit des Phänomens Vertreibung in Europa im 20. Jahrhundert nachzudenken. Dabei war der Tenor der Vorträge, dass für eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung eine vergleichende europäische Perspektive unerlässlich sei. Wie schon Karl Schlögel wies auch Mathias Beer (Tübingen) auf die ideologische und nationalstaatliche Verengung der Forschung zu Zeiten des Kalten Krieges hin. Philipp Ther (Frankfurt/Oder) sprach sich dafür aus, wissenschaftliche Aufarbeitung und öffentliche Erinnerung voneinander zu trennen, da nur so eine wissenschaftliche Ursachenanalyse möglich sei. In der Diskussion, in der es auch um die Konzeption eines möglichen ,,europäischen Zentrums gegen Vertreibungen" ging, wurde einige Kritik an den vorangegangenen Ausführungen laut. Neben der wissenschaftlichen Beschreibung wurde die moralische Bewertung der in Frage stehenden Vorgänge vermisst (S. 223). Gegen eine streng wissenschaftliche historische Kontextualisierung wandte sich etwa Helga Hirsch, die forderte, dass die Opfer ihre Trauer ausdrücken dürfen, ,,ohne dass sie politische Voraussetzungen akzeptieren müssen." (S. 224) Dieser Stellungnahme wurde entgegengehalten, dass eine solcher Trauer nicht selten die Perpetuierung vorhandener Ressentiments und die Pflege historischer Mythen mit sich bringe und somit einen Dialog mit anderen Opfern erschwere. Ein gesellschaftlicher Heilungsprozess sei nicht die Aufgabe, dem sich ein künftiges Zentrum zu stellen habe, dort müsse es zunächst vielmehr um historische Ursachenanalyse gehen (S. 226). Als Ziel einer Verwissenschaftlichung wurde auch die Einbeziehung der Opferperspektive, jedoch nicht die Überbetonung der Erinnerung einer Opfergruppe genannt (S. 230).

Die beiden abschließenden Podien nahmen dann stärker die unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Europa sowie die möglichen Ziele eines ,,europäischen Zentrums gegen Vertreibungen" in den Blick. Es lag in der Natur der Dinge, dass bei diesen Themen automatisch die aktuellen publizistischen Debatten um eine Musealisierung der Vertreibungen und einen eventuellen Gedenkort in Berlin eine größere Rolle spielten. Dabei stand trotz der internationalen Zusammensetzung der Tagung die Spezifik der deutschen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen im Mittelpunkt. Mehrfach fiel der Hinweis, dass die aktuellen Debatten um eine Musealisierung des Vertreibungsgeschehens mit dem langsamen Verschwinden der Erlebnisgeneration und dem Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis zusammenhingen. Diese Feststellung wurde vor allem auf den deutschen Fall bezogen, trifft aber in gleichem Maße für zahlreiche andere Menschengruppen zu, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen zu Opfern von massenhaften Bevölkerungsverschiebungen geworden sind. Deshalb wurde vor einer deutschen ,,Selbsttherapie" gewarnt, die autistisch nur noch eine in nationaler Engführung verstandene Erinnerung konservieren möchte und unfähig zur Empathie und zur Kommunikation mit anderen Erinnerungsgemeinschaften würde. Was die konkrete Ausgestaltung eines ,,europäischen" Zentrums gegen Vertreibungen anbelangt, so zeigte sich in der Diskussion, dass eine grundlegende Spannung bestehen bleibt zwischen der Ausgestaltung als Gedenk- bzw. Lernort. Daher kam eine bunte Palette an Vorschlägen zusammen. Sie reichten von einem europäischen Expertennetzwerk und der Erarbeitung eines enzyklopädischen Werkes zum Komplex Zwangsmigrationen über eine durch Europa ziehenden Wanderausstellung bis zum Rückgriff auf bereits bestehende Museen oder Heimatstuben, um so die Erinnerung in die jeweiligen Regionen zu verlagern.

In den die Diskussionsergebnisse der Tagung zusammenfassenden ,,Denkanstößen", die den Sammelband beschließen, versuchen die Herausgeber, die Vielzahl der angesprochenen Aspekte zu bündeln. Die Berücksichtigung der europäischen, ja einer globalen Perspektive wird zur Aufarbeitung des historischen Phänomens der Zwangsmigrationen als unerlässlich gesehen. Dies ist unter heuristischen Gesichtspunkten sicherlich einleuchtend. Ob damit dann auch gleich ein ,,der europäischen Erinnerungskultur verpflichteter Diskurs" (S. 316) möglich wird, ist fraglich, denn eine solche Erinnerungskultur scheint mir bislang mehr eine gutklingende Chiffre als auch nur ansatzweise Realität zu sein. Im Gegensatz zur Konzeption der Tagung, auf der der Mord an den europäischen Juden zwar immer wieder in den Diskussionen Erwähnung fand, aber nicht explizit thematisiert wurde, fordern die Denkanstöße seine Einbeziehung in Darstellung und Aufarbeitung des Vertreibungsgeschehens des 20. Jahrhunderts. Die Ortswahl wird gegenüber der inhaltlichen Konzeption eines europäischen Zentrums als zweitrangig angesehen, ohne dass die Herausgeber den politischen Gehalt dieser Frage negieren würden. Die ,,Denkanstöße" sind eine gute Diskussionsgrundlage für weitere konzeptionelle Überlegungen und zugleich auch schon selbst bereits ein historisches Dokument in der Debatte über das Erinnern an die Zwangsmigrationen des 20. Jahrhunderts: der Vorbildcharakter, den der deutsch-polnische Dialog über die Vertreibung der Deutschen in den Neunzigerjahren besaß, hat inzwischen viel von seinem Glanz eingebüßt, ja ist vielleicht der tiefsten Krise im deutsch-polnischen Verhältnis seit 1989 gewichen.

Claudia Kraft, Bochum


DEKORATION

©Friedrich Ebert Stiftung | Webmaster | technical support | net edition ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE | April 2004