ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online

Axel Hof, Der soziale Ort der Gesundheit. Topographische Bibliografie zur Sozialgeschichte des Fürsorge-, Hospital-, Medizinal- und Wohlfahrtswesens (=Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens, Schriftenreihe des Archivs des St. Katharinenspitals Regensburg, Band 4), Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2000, 641 Seiten, kart., 68 DM.

Angesichts einer in den letzten Jahren stark angewachsenen Literatur zur Sozialgeschichte des Wohlfahrts-, Fürsorge-, Medizinal- und Gesundheitswesens ist die Flut der Veröffentlichungen selbst für den Eingeweihten kaum noch zu überblicken. Die vorliegende Bibliografie wird sich als unentbehrliches Hilfsmittel erweisen. Wie die Verfasser bekennen, scheiterte eine Nummerierung der Titel aus technischen Gründen. Hoch gerechnet weist die Bibliografie etwas mehr als 14.800 Titel nach, die im Zeitraum von 1900 bis 1994 in Deutschland, Österreich und der Schweiz erschienen sind und sich auf einen Untersuchungszeitraum vom 10. Jahrhundert bis 1945 beziehen. Die Verfasser erheben keinen Anspruch auf die vollständige Berücksichtigung allen seit 1900 erschienenen einschlägigen Schrifttums. Ihre Absicht war es vielmehr, einen bibliografischen Leitfaden vorzulegen, der als Einstieg in die Thematik dienen kann.

Die Bearbeiter wollten mit der Auswahl der Titel vor allem vergleichende Studien zur Sozialgeschichte des Medizinal-, Gesundheits- und Fürsorgewesens sowie die Reflexion über diese Sparte der Geschichtsschreibung anregen. Oft waren es seit dem 19. Jahrhundert Laienforscher und nicht etwa professionelle Historiker, die mit lokalhistorischen Beiträgen in heimatkundlichen Veröffentlichungen die Geschichte örtlicher Spitäler oder Anstalten erstmals aufgearbeitet haben. Heutige Historiker profitieren von den auf diese Weise zu Tage geförderten Forschungsergebnissen und können ihre mehr theoretischen oder strukturgeschichtlich angelegten Arbeiten auf diesen Pionierarbeiten aufbauen. In dieser Wertschätzung älterer lokalhistorischer Studien liegt es begründet, dass das Schwergewicht der Bibliografie auf dem topografischen Hauptteil liegt.

Um dem Antagonismus zwischen regionalhistorisch orientierten Fallstudien und struktureller Generalisierung, die die Medizin- und Sozialgeschichte kennzeichnen, gerecht zu werden, haben die Bearbeiter ihre Bibliografie sowohl einen sachthematischen als auch einen topografischen Bezugsrahmen gegeben. Beide Systematisierungen sind so unterschiedlich, dass Doppelungen von Titeln praktisch nicht vorkommen. Der erste, systematisch-chronologische Hauptteil verzeichnet die nicht ortsgebundenen Titel. Am Anfang stehen zeitlich nicht zu spezifizierende quellenkundliche Arbeiten, Forschungsberichte und Überblicksdarstellungen. Es folgen innerhalb dieses ersten Hauptteils Titel aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit sowie aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Innerhalb der Chronologie wird für das Mittelalter und die frühe Neuzeit nach Anstaltsformen, nach Medizinalberufsgruppen, für das 19. und 20. Jahrhundert ebenfalls nach Anstaltsformen, Berufsgruppen, aber auch nach Arzt-Patientenbeziehung und anderen Themen untergliedert.

Der zweite große Hauptteil, der mit ca. 530 Seiten fast den siebenfachen Umfang des ersten Hauptteils ausmacht, enthält die landes-, regional- und ortsgeschichtlichen Titel, getrennt nach Deutschland, Österreich und der Schweiz. Innerhalb jeder Landesrubrik erfolgt die regionale Unterteilung bis auf die Ebene von Städten und Ortschaften. Für die Bundesrepublik sind das die Bundesländer, innerhalb dieser die Städte, Kreise, Kirchspiele und Gemeinden. Innerhalb der regionalspezifischen Rubriken werden die Titel alphabetisch nach dem Zunamen des Autors angeordnet. Dabei werden ausschließlich Monografien und Aufsätze, jedoch keine Sammelbände genannt.

Die Bearbeiter haben 147 mehrheitlich regionalspezifische Bibliografien ausgewertet. In ihrer Einleitung weisen sie selbst auf die Tücken dieses mittelbaren Zusammentragens der Titel hin. Die ausgewerteten Bibliografien sind in einem Verzeichnis aufgeführt. Zusätzlich zur genannten Systematik kann sich der Benutzer anhand des ausführlichen Inhaltsverzeichnisses und eines Sachregisters orientieren. Das Inhaltsverzeichnis geht bis auf die jeweils unterste Gliederungsebene hinab, im systematisch-chronologischen Teil beispielsweise bis zu den Begriffen "Rechtsmedizin", "Ärztinnen" oder "Krankheiten", im topografischen Hauptteil bis auf die Orte, wobei für jeden Buchstaben des Alphabets ein Ortsname exemplarisch in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen wurde, für den Buchstaben G steht stellvertretend Genf.

Die zweite Orientierungshilfe ist der zweistufige Sachindex, der auch Personennamen enthält. Orte sucht man vergebens. Es handelt sich um ein kombiniertes Stich- und Schlagwortregister, was die Handhabung erschwert. Der Leser blättert schlimmstenfalls von Haupteintrag zu Nebeneintrag und von dort weiter zum Synonym. Gerade bei einer mit Ortsbezeichnung beginnenden, aus mehreren Wörtern zusammengesetzten Bezeichnung einer Stiftung oder anderen Einrichtung dauert es lange, bis man den gesuchten Begriff findet. Man stellt beispielsweise fest, dass unter dem Haupteintrag "Stiftung" über 50 Einträge – es handelt sich um verschiedene Stiftungen – aufgeführt sind. Dieses ausführliche Register spiegelt die Sorgfalt und den Arbeitsaufwand wider, denen sich die Verfasser dieses umfangreichen Werkes unterzogen haben. Es ist bedauerlich, dass solche arbeitsintensiven und nützlichen Hilfsmittel letztlich doch Momentaufnahmen bleiben, sofern es nicht gelingt eine kontinuierliche Fortschreibung sicherzustellen. Nach gründlicher Inspektion dieses stattlichen Bandes wünscht man Herausgebern und Verfassern, sie mögen Mittel und Wege zur beständigen Aktualisierung finden.

Elke Hauschildt, Koblenz




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