ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLVII/ 2007 - Zusammenfassungen


Winfried Süß

Der bedrängte Wohlfahrtsstaat
Deutsche und europäische Perspektiven auf die Sozialpolitik der 1970er-Jahre

Der Beitrag fokussiert vier Problemfelder: Er gibt einen Überblick über die sozialpolitische Entwicklung in den Jahren des Nachkriegsbooms, fragt nach der Erklärungskraft des Krisenbegriff im Hinblick auf die soziale Sicherung in den 1970er-Jahren, verortet die Situation der Bundesrepublik im europäischen Kontext und skizziert Grundzüge der sozialpolitischen Entwicklung im Zeichen verminderten Wirtschaftswachstums. Abschließend werden Erklärungsansätze für die spezifische Form der Problembearbeitung durch die bundesdeutsche Sozialpolitik diskutiert, die im europäischen Vergleich früh einsetzte, jedoch primär dem Primat der Haushaltskonsolidierung verpflichtet war und kaum strukturelle Reformen beinhaltete. Hier gilt das Interesse den Wirklichkeitsdeutungen und Zukunftserwartungen einer Generation von Akteuren, deren politischer Erfahrungsraum durch die Boomphase geprägt war. Vorgeschlagen wird, anstelle eines ökonomisch verengten Krisenbegriffs mit einem offeneren Transformationsbegriff zu operieren, der auch sozialstrukturelle Wandlungsprozesse in den Blick nimmt. In dieser Perspektive lassen sich die sozialpolitischen Probleme seit den 1970er-Jahren als Altern und Veralten wohlfahrtsstaatlicher Arrangements deuten, die auf spezifischen Stabilitätserwartungen der Boomphase beruhten. Dabei tritt die Zäsur des zweiten Ölpreisschocks Anfang der 1980er-Jahre hervor, als deutlich wurde, dass die Prosperitätserwartungen des ,,Golden Age" endgültig ihre Grundlage verloren hatten.


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