ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLVII/ 2007 - Zusammenfassungen


Alexander Nützenadel

Wirtschaftskrisen und die Transformation des Sozialstaats im 20. Jahrhundert

Wirtschaftskrisen gehören zu den prägenden Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Der Beitrag untersucht die Frage, inwiefern ökonomische Krisen zur Genese, Transformation und zum Rückbau sozialer Sicherungssysteme beigetragen haben. Dabei wird auf den Krisenbegriff Hansjörg Siegenthalers zurückgegriffen, der wirtschaftliche Krisen, institutionellen Wandel und soziales Lernen aufeinander bezieht. Siegenthaler beschreibt moderne wirtschaftliche Entwicklung als eine Abfolge von Perioden struktureller Stabilität, in denen es zwar wirtschaftliche Schwankungen gibt, die gesellschaftlichen Normen und Regelsysteme aber unverändert bleiben, und Krisenperioden, die durch einen elementaren Verlust von Steuerungsvertrauen gekennzeichnet sind. Tatsächlich zeigt die Geschichte des 20. Jahrhunderts, dass sozialstaatliche Reformen nicht in den akuten Phasen wirtschaftlicher Rezession realisiert wurden. Hier stand in der Regel ein kurzfristiges Krisenmanagement zur finanziellen Konsolidierung der Sozialsysteme im Vordergrund. Allerdings führten diese Krisen langfristig zu einer Erosion von Regelvertrauen und ermöglichten somit umfassendere Reformen, die meist unter günstigen wirtschaftlichen Bedingungen erfolgten.


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