Pertti Ahonen
German Expellee Organizations. Between Revisionism and Reconciliation
Dieser Artikel analysiert die Beiträge der deutschen Vertriebenenverbände zur Entwicklung der West-Ost-Verständigung und der Versöhnung zwischen Deutschland und Osteuropa seit den frühen 1960er-Jahren. Die Vertriebenenverbände haben diese gesamte Zeit hindurch versucht, politischen Einfluss auf die Gestaltung der Beziehungen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn zu gewinnen. Obwohl ihre öffentliche Rhetorik beharrlich internationale Verständigung betont hat, sind ihre eigentlichen Ziele revisionistisch, oder mindestens selbstsüchtig gewesen. Die Diskrepanz zwischen ihrer universalistischen Rhetorik und ihren eigentlichen Zielen hat ihre Glaubwürdigkeit beschädigt. Der direkte Einfluss der Vertriebenenverbände auf deutsche Ostpolitik ist gering geblieben, aber ihre Aktivitäten haben wiederholte Störungen im weiteren politischen Umfeld verursacht und dabei den Prozess der Ost-West-Verständigung gehindert, oft auf eine unerwartete Weise. Auf der Ebene der ‚großen Politik' ist ihre Rolle in der Verständigung zwischen Deutschland und Osteuropa deswegen hauptsächlich negativ gewesen.
Auf anderen Ebenen haben die Vertriebenenverbände aber auch verschiedene positive Beiträge geleistet. Sie haben eine zentrale Rolle bei der langfristigen gesellschaftlichen Integration der Vertriebenen in Nachkriegsdeutschland gespielt. Besonders nach 1989 haben sie auch soziale und kulturelle Kontakte über den ehemaligen Eisernen Vorhang gefördert. Diese klein angelegten Initiativen könnten in der Zukunft die Basis für einen umfangreicheren Brückenbau zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nachbarn werden.