ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLV/ 2005 - Zusammenfassungen


Zofia Wóycicka

Zur Internationalität der Gedenkkultur. Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau im Spannungsfeld zwischen Ost und West 1954-1978

Thema des Aufsatzes ist die Rolle von Auschwitz in den Beziehungen zwischen Polen und dem Westen, mit besonderer Berücksichtigung Israels, der USA und der Bundesrepublik. Diese wird anhand der Konflikte um das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau und das Internationale Auschwitz-Komitee (IAK) analysiert. Die Autorin ist vor allem bemüht, die Handlungsmotive der polnischen Entscheidungsträger zu beleuchten.

Ab Mitte der 1950er-Jahre kam es immer stärker zu einer Internationalisierung der Gedenkstätte. Damit erlangte das ausländische Publikum einen gewissen Einfluss auf die Gestaltung des Ortes. Gleichzeitig gewannen aber auch die polnischen Kommunisten größere Möglichkeiten, Auschwitz für eigene politische Zwecke im Kalten Krieg zu instrumentalisieren. Doch damit geriet die Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP) in einen immer größeren inneren Gegensatz. Je mehr sie versuchte, sich die Gedenkstätte und das IAK unterzuordnen und als Werkzeug politischer Propaganda einzusetzen, desto mehr verloren diese Institutionen an internationaler Geltung und dadurch auch an Wirkungskraft. Waren es in den 1960er-Jahren eher die polnischen Kommunisten, die versuchten Auschwitz als "Moralkeule" im aktuell-politischen Kampf einzusetzen, gerieten sie in den 1970er-Jahren in die Defensive. Durch die antisemitische Kampagne der Jahre 1967-68 verlor Polen an internationalem Ansehen. Da der Erste Parteisekretär Edward Gierek auf Westkredite angewiesen war, versuchte er Polen in den Augen Westeuropas und der USA zu rehabilitieren. Auf Druck fremder Regierungen und ausländischer Organisationen fühlten sich die polnischen Machthaber gezwungen, gewisse Änderungen in der Gedenkstättengestaltung vorzunehmen.


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