Krzysztof Ruchniewicz

Der Entstehungsprozess der Gemeinsamen deutsch-polnischen Schulbuchkommission 1937/38-1972

Der Aufsatz stellt den langjährigen Weg zur Gründung der deutsch-polnischen Schulbuchkommission dar: Insgesamt wurden drei Phasen unterschieden. Der erste Versuch stammte aus den Jahren 1937/1938. Damals fanden Sondierungsgespräche zwischen Polen und Deutschland über die gegenseitigen Darstellungen in den Schulbüchern statt. Doch der Erarbeitung eines gemeinsamen Standpunktes kam die Politik dazwischen. Die anfangs noch recht guten Beziehungen zwischen Polen und Hitlerdeutschland verschlechterten sich Ende 1938 massiv. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges bereitete dann den ersten Verständigungsbemühungen im Bereich der Schulbücher endgültig ein Ende. Die zweite Phase umfasste die Jahre 1956-1960. Sie begann mit der Veröffentlichung der "47 Thesen zum Geschichtsunterricht" des Oldenburger Lehrers Dr. Enno Meyer, der die Fächer Geschichte, Geografie und Deutsch unterrichtete. Seine von Georg Eckert veröffentlichten Thesen lösten eine rege Diskussion zwischen deutschen Historikern und Pädagogen aus. Für die deutsche Seite überraschend war dabei vor allem die Tatsache, dass sich daran auch Historiker aus Polen und der polnischen Emigration beteiligten. Nicht zuletzt dadurch wurde Meyers Publikation in der Bundesrepublik recht bekannt. Die dritte Phase umfasst die Jahre 1969-1971. Sie hängt eng mit der Initiative des Leiters der Evangelischen Akademie in West-Berlin, Günter Berndt, zusammen. Dieser organisierte eine Konferenz, die sich mit der Darstellung deutsch-polnischer Fragen in den Schulgeschichtsbüchern befasste. Die auf diesen Treffen verfassten Aufrufe lösten reges Interesse und Aufregung in Polen wie in der Bundesrepublik aus. Dies machte einmal mehr deutlich, wie notwendig die Gründung einer gemeinsamen Kommission zur Revision der Schulbücher war.