Guido Thiemeyer
"Wandel durch Annäherung". Westdeutsche Journalisten in Osteuropa 1956-1977.
Während die diplomatischen Hintergründe der Neuen Ostpolitik unmittelbar mit der Öffnung der Archive das Interesse der Geschichtswissenschaft fanden, hinkt die Forschung über die gesellschaftliche und kulturelle Dimension nach, obwohl diese im Konzept Bahrs und Brandts eine zentrale Rolle spielte. Der Beitrag greift einen Teilaspekt gesellschaftlicher Kontakte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Osteuropa auf. Er handelt von der Tätigkeit westdeutscher Journalisten in Osteuropa, von ihren Arbeitsbedingungen und Erfahrungen, von den ihrer Berichterstattung zu Grunde liegenden Wahrnehmungsmustern der osteuropäischen Länder ebenso wie von ihrem Selbstverständnis als Repräsentanten eines westeuropäischen Staates. Es zeigt sich, dass Journalisten schon seit der Mitte der Sechzigerjahre zum Teil wesentliche Kontakte nach Osteuropa knüpften, auf die die Diplomatie der Ostpolitik seit 1969 aufbauen konnte.