Karl-Heinz Schlarp
Die ökonomische Untermauerung der Entspannungspolitik. Visionen und Realitäten einer deutsch-sowjetischen Wirtschaftskooperation im Zeichen der Neuen Ostpolitik
Die Teilung Europas und die uneingeschränkte Option der Bundesrepublik Deutschland für den Westen bedingten den weitgehenden Verlust der osteuropäischen Märkte und behinderten alle Bemühungen, dort wieder Fuß zu fassen. Nach zwei Jahrzehnten der unfruchtbaren Konfrontation ermöglichten die allgemeine Entspannungspolitik und die "Ostverträge" der Regierung Brandt in den 1970er-Jahren eine Blütezeit des Osthandels. Das wirtschaftliche Engagement der Bundesrepublik in Osteuropa fand seinen Niederschlag in langfristigen Kooperationsabkommen vor allem mit der Sowjetunion und Polen und führte in der Praxis zu oft problematischen Kompensationsgeschäften. Als Musterbeispiel erfolgreicher Kooperation galt das Erdgas-Röhren-Geschäft, das bis Anfang der 1980er-Jahre gewaltige Dimensionen annahm und politisch umstritten war. Trotz der sowjetischen Großprojekte spielten die osteuropäischen Märkte nur eine marginale Rolle, und auch der Niedergang der kommunistischen Planwirtschaften konnte trotz des Technologietransfers aus dem Westen nicht aufgehalten werden. Gleichwohl waren vor allem die sowjetischen Aufträge für einige Sparten des westdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus von zentraler Bedeutung.