ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLIV/ 2004 - Zusammenfassungen


Gisela Notz,

Die autonomen Frauenbewegungen der Siebzigerjahre. Entstehungsgeschichte - Organisationsformen - politische Konzepte

In der Studentenbewegung von 1968 wie in der APO spielten die Belange, die Frauen aufgrund ihrer spezifischen Lebensbedingungen betrafen (Betreuung der Kinder, Übernahme von Haus- und Sorgearbeiten, Diskriminierung in der politischen Arbeit u.a.), nur eine marginale Rolle. In einem ausführlichen Bericht wird die Entstehung der bundesdeutschen Frauenbewegungen der Jahre 1968-1971 nachgezeichnet. Im Mittelpunkt stehen zunächst die Konflikte innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, die sich anlässlich einer der letzten Delegiertenversammlungen im September 1968 zuspitzten. Mit dem Slogan "Das Private ist politisch" setzten sich die aus dem SDS hervorgegangenen Neuen Frauenbewegungen ganz bewusst von der etablierten, traditionellen Politik der Frauenverbände ab. Sie verstanden sich als autonome Basisbewegungen, die Hierarchien und patriarchale Bevormundung strikt ablehnten. Ein zweiter Schwerpunkt der Neuen Frauenbewegungen, der sich im Kontext der Proteste gegen den § 218 des Strafgesetzbuches (Abtreibungsverbot) bildete, wird ebenfalls behandelt. Im Anschluss daran werden eine Reihe von Experimente der 1970er-Jahre (z. B. Wohngemeinschaften, Kinderläden, Frauencafés und Frauenbetriebe, Frauenhäuser) geschildert. Damit setzten die Neuen Frauenbewegungen die aufgenommenen Themen (Kampf gegen: Gewalt gegen Frauen, geschlechtshierarchische Arbeitsverteilung in Beruf und Familie, sexuelle Unterdrückung, autoritäre Kindererziehung und patriarchale Familienformen) in praktisch-politisches Handeln um. Sie bildeten damit feministische Gegenkulturen. In einem weiteren Kapitel beschreibt die Autorin die aktive Gleichstellungspolitik, die von Kommunen, Landes- und Bundesregierung sowie von der EG/EU aufgenommen wurde (kommunale Frauenbüros, Frauengleichstellungsbeauftragte, Gleichstellungsgesetze, Frauenforschung etc.). Im Fazit wird der Übergang zum Gender Mainstreaming der 1980er- und 1990er-Jahre skizziert.


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