ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLIII/ 2003 - Zusammenfassungen


Anna-Katharina Wöbse

Der Schutz der Natur im Völkerbund - Beginn einer Weltumweltpolitik

Auf der Agenda des Völkerbundes wurden verschiedene Probleme behandelt, die aus einer veränderten Mensch-Natur-Beziehung resultierten und die nicht auf bilateraler Ebene gelöst werden konnten. Dazu gehörten nicht nur konkrete Artenschutzfragen wie der Schutz von Walen, Robben und afrikanischem Großwild, sondern auch "ausufernde" Probleme wie die Verschmutzung der Weltmeere und die Folgen des internationalen Viehhandels. An zwei Fallbeispielen - dem Versuch, eine Weltnaturschutzkommission einzurichten, und die Debatte über die Ölverschmutzung der Weltmeere - wird die Bedeutung des Völkerbundes als Agentur für zivile Akteure und nationalstaatliche als auch ökonomische Interessenträger untersucht. Im ersten Fall ging die Initiative von dem Schweizer Naturschützer Paul Sarasin aus. Aber die Idee, eine Weltnaturschutzkommission unter der Ägide des Völkerbundes einzurichten, wurde trotz des großen Zuspruchs der Völkerbundbeamten vom Generalsekretär Eric Drummond abgeschmettert. Im zweiten Fall brachte die britische Regierung das Problem der Verseuchung internationaler Gewässer durch Öl auf massiven Druck von Nichtregierungsorganisationen vor den Völkerbund. Aber die Konvention, die er entwarf, orientierte sich an den Interessen des Handels und der Reeder und entsprach in keiner Weise den Vorstellungen der Verbände. Kennzeichnend für diese frühe Weltumweltpolitik ist die bis heute wirksame Dichotomie zwischen dem breiten gesellschaftlichen Konsens, der die Forderung nach grundsätzlichem Schutz von Natur oft begleitet, und dem Mangel an konkreter Umsetzung notwendiger Maßnahmen. Trotz des Scheiterns des Versuches, Weltnaturschutz effektiv durchzusetzen, tritt doch die Bedeutung des Völkerbundes als Agentur für international orientierte zivile Akteure zu Tage.


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