Christoph Pallaske

Migranten aus Polen in der Bundesrepublik in den 1980er und 1990er-Jahren

In den 1980er und 1990er Jahren entwickelte sich zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland ein ausgeprägtes Migrationssystem. Zwischen 1980, dem Jahr der beginnenden Liberalisierung Polens, und Anfang der 1990er Jahre haben sich rund eine Million Migranten aus Polen in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassen – darunter gut 800 000 Aussiedler aus Polen und knapp 200 000 Ausländer polnischer Staatsangehörigkeit. In den 1990er Jahren konnten nach der migrationspolitisch bewirkten Schließung der Niederlassungsmöglichkeiten hauptsächlich nur noch Arbeits- bzw. Pendelmigranten aus Polen jeweils befristet nach Deutschland zuwandern, das waren jährlich bis zu eine viertel Million Saison- und Werkvertragsarbeitnehmer. Daneben gab es eine große Zahl irregulär beschäftigter, mit Touristenvisum einreisender Arbeitsmigranten. Im ersten Teil des Beitrags werden das Migrationsgeschehen, die wichtigsten Migrationstypen sowie Grundzüge der Migrationsmotive und -strategien aufgezeigt.

Trotz der großen Zahl bei ihrer Ankunft "polnisch" sozialisierter Zuwanderer – hierzu waren auch rund 90 Prozent der Aussiedler aus Polen hinzuzuzählen – wurde die Gruppe der Zuwanderer aus Polen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft in den 1990er Jahren kaum wahrgenommen. Dennoch waren die Zuwanderer einem schwierigen Eingliederungsprozess unterworfen. Im zweiten Teil des Beitrags werden verschiedene Aspekte und Probleme der Eingliederung in individueller Perspekive aufgezeigt, zweitens die Ausprägung von Merkmalen ethnischer communities der Migranten aus Polen diskutiert. Weil diese Merkmale als nur schwach ausgeprägt zu bilanzieren sind, wird langfristig eine mittel- und langfristiger weitreichende Akkulturation der Migranten aus Polen mit der bundesrepublikanischen Gesellschaft angenommen.