ARCHIV FÜR SOZIALGESCHICHTE
DEKORATION

Archiv für Sozialgeschichte
Band XLII / 2002 - Zusammenfassungen


Angelika Eder

Displaced Persons/"Heimatlose Ausländer" als Arbeitskräfte in Westdeutschland

Der Beitrag zeichnet die Geschichte der nicht repatriierbaren Displaced Persons in Westdeutschland unter dem Aspekt ihrer Arbeitsmöglichkeiten – Chancen und Pflichten – von 1945 bis zur Zeit der Anwerbung südosteuropäischer Arbeitskräfte – der sog. "Gastarbeiter" – nach. Nachdem bis 1947 Repatriierung die vorrangige Strategie der Westalliierten gewesen war, beschränkten sich die Arbeitsmöglichkeiten der DPs hauptsächlich auf befristete Tätigkeiten für die Besatzungsmächte und in der Administration der DP-Lager. Parallel dazu wurden jedoch schon junge kräftige DPs für befristete Arbeitsprogramme in Großbritannien und anderen Ländern geworben. Mit dem Wechsel der Hilfsorganisation UNRRA zu ihrer Nachfolgerin IRO und dem damit verbundenen Strategiewechsel von Repatriierung zu "resettlement" 1947 reduzierte sich die Fürsorge für DPs und gleichzeitig begann die Auswanderung v.a. junger lediger Männer nach Übersee, was zu einer nachhaltigen Veränderung der DP-Population führte. In der britischen Besatzungszone wurde 1947 auch die Beschäftigungspflicht für DPs eingeführt. Mit dem Übergang der Verantwortung für die DPs auf die bundesdeutsche Administration 1950/51 erhielten diese den Status "Heimatloser Ausländer". Sowohl vor als auch nach 1951 gab es drei Möglichkeiten für DPs, Arbeit aufzunehmen: im Dienste der Besatzungsmacht (u.a. in Wach- und Transportkompanien, was bis zu deren Reduzierung in den 1950er Jahren die meistgenutzte Möglichkeit blieb), in der deutschen Wirtschaft (was für lange Jahre von beiden Seiten Schwierigkeiten beinhaltete) und als Selbständige, wofür jedoch Eigenkapital und Kontakte fehlten. Bis 1950 wurden die DPs von deutscher Seite als Aufgabe der Alliierten betrachtet, danach galt der hier verbliebene "hard core" – meist noch im Lager lebend - als lästiges Problem. Am Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft waren die DPs nicht beteiligt, bei der Suche nach Arbeitskräften wurden sie nicht berücksichtigt. Sie bildeten v.a. eine "Wahrnehmungsbrücke" (Karen Schönwälder) zwischen "Fremdarbeiter"einsatz und "Gastarbeiter"anwerbung.


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