FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Komplexbrigade. Sonderform der Brigade, die vom FDGB seit Mitte der 50er Jahre verstärkt propagiert wurde. K. setzten sich aus Vertretern verschiedener Berufsgruppen zusammen, die zusammen an einem größeren Arbeitsauftrag arbeiteten und dafür meist im kollektiven Objektlohn bezahlt wurden. Besonders häufig entstanden K. im Bauwesen, so auch die erste K. überhaupt, die 1955 im VEB Bauunion Rostock auf Initiative von Paul Strauß gebildet wurde. Die K. sollten eine effektivere Arbeitsorganisation und eine rationellere Ausnutzung von Arbeitszeiten wie Arbeitsmitteln ermöglichen, als dies beim Einsatz mehrerer spezialisierter Fachbrigaden, etwa von Erdarbeitern, Maurern, Zimmerern und Transportarbeitern, möglich war.
Im allgemeinen Sprachgebrauch der DDR prägte sich der Begriff K. als Bezeichnung für alle Arten von Arbeitsgruppen, auch im Parteiapparat und in der staatlichen Verwaltung, ein, die Aufgaben mit fachübergreifenden Anforderungen zu bewältigen hatten. Sehr gebräuchlich war er in den 80er Jahren beispielsweise in der kommunalen Wohnungsverwaltung mit ihren vielfältigen und praktisch nicht zu bewältigenden Reparatur- und Rekonstruktionsaufgaben - nun oft mit deutlich ironischem Unterton.
F.S.